Korruptionsvorwürfe Beckenbauer will nun doch mit Fifa zusammenarbeiten

Rio De Janeiro/Zürich · Bis zum 27. Juni will der Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft Fragen zur WM-Vergabe an Katar beantworten.

Korruptionsvorwürfe: Welche Rolle spielt Beckenbauer?
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Foto: dpa

Der "Kaiser" ist aus seinem Reich geworfen worden, lenkt nun aber ein und hofft auf eine schnelle Begnadigung. Bis zum 27. Juni will Franz Beckenbauer in schriftlicher Form und auf Deutsch den Fragenkatalog des Fifa-Chefermittlers Michael J. Garcia beantworten und damit eine Aufhebung seiner 90-Tage-Sperre erwirken. Damit liegt "für unser Verständnis kein Verdacht für einen mutmaßlichen Verstoß gegen das Fifa-Ethikreglement mehr vor, sodass wir davon ausgehen, dass die provisorisch verhängte Sanktion gegen ihn umgehend aufgehoben wird", hieß es in einer verbreiteten Erklärung des Beckenbauer-Managements MHM von Berater Marcus Höfl.

Beckenbauer darf nach der Sanktion durch den Weltverband Fifa vorerst allerdings keine Fußballspiele besuchen. "Franz Beckenbauer kann an keiner Aktivität im Zusammenhang mit dem Fußball teilnehmen. Das schließt, neben anderen Dingen, eine Einladung zum Besuch eines Fußballspiels oder den Besuch auf privater Basis eines Fußballspiels jeglicher Art ein", sagte der stellvertretende Chef des unabhängigen Ethikkomitees, Alan Sullivan (Australien).

Über die verhängte Sperre sei der Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannnschaft sehr überrascht gewesen, schrieb MHM. Ihm sei keine Gelegenheit gegeben worden, sich vorab zu dem "Verdacht eines mutmaßlichen Verstoßes" zu äußern. Beckenbauer: "Es war das erste Mal, dass sie bei der Fifa nicht gewusst haben, wie sie mich telefonisch erreichen können. Im Übrigen war ich immer davon ausgegangen, dass ich die Fragen nicht beantworten muss, da ich bei der Fifa keine offizielle Funktion bekleide. Aber das ist ja nun auch geklärt."

Beckenbauer hatte laut Darstellung der Fifa die Kooperation mit Chefermittler Garcia verweigert und war deshalb sanktioniert worden. Beckenbauer bestritt dies und wies darauf hin, dass er die in Englisch abgefassten Fragen juristischen Inhalts nur in Deutsch habe beantworten wollen. Es geht um Garcias Ermittlungen im Zusammenhang mit der WM-Vergabe 2022 an Katar. Zunächst hatte Beckenbauer noch flapsig reagiert ("Ich dachte, es wäre ein Aprilscherz"), doch inzwischen hatte er den Ernst der Lage erkannt. Er war zum Zeitpunkt der Vergabe der Endrunden an Russland und Katar Mitglied im Exekutivkomitee, der "Regierung des Weltfußballs", deren Vertreter die WM-Gastgeber im Alleingang auswählen. Beckenbauer war bis März 2011 Exko-Mitglied. Bei den WM-Vergaben für 2018 und 2022 hatte er am 2. Dezember 2010 nach Angaben der "Bild" für Russland beziehungsweise die Bewerbung der USA gestimmt.

(sid)
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