1:0-Sieg über Schweiz Di Marias später Treffer lässt Argentinien weiter träumen

São Paulo · Die Schweizer stehen im WM-Achtelfinale dicht vor einer Sensation. Erst zwei Minuten vor Ende der Verlängerung schießt Angel di María Argentinien eine Runde weiter. Der scheidende Coach Ottmar Hitzfeld ist dennoch stolz auf die Leistung seiner Nati.

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Diego Benaglio weinte hemmungslos, Xherdan Shaqiri wischte sich mit dem Trikot die Tränen ab. Dem selbst aufgewühlten Ottmar Hitzfeld gelang es kaum, seine Schweizer Spieler nach dem bitteren 0:1 nach Verlängerung im Achtelfinale der Fußball-WM gegen Argentinien zu trösten. Wenige Meter von den trauernden Eidgenossen entfernt stürzten sich die Südamerikaner nach dem Schlusspfiff in einer einzigen blau-weißen Menschentraube auf ihren Torschützen Angel di María. Der Angreifer von Real Madrid schoss die Albiceleste am Dienstag in São Paulo mit seinem Tor in der 118. Minute eine Runde weiter und beendete damit zugleich Hitzfelds große Trainerkarriere.

"Meine Mannschaft hat alles gegeben. In den letzten drei Minuten hat man noch einmal alles erlebt, was in einem Trainerleben möglich ist. Solche Emotionen erlebt man nur im Fußball. Die Schweiz hat heute große Sympathien in der ganzen Welt gewonnen. Darauf können wir stolz sein", erklärte der 65-jährige Hitzfeld sichtlich bewegt. Wenige Stunden vor dem Anstoß hatte er die Nachricht vom Tod seines älteren Bruders erhalten.

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Ganze zwei Minuten fehlten den Eidgenossen gegen den zweifachen Weltmeister zum Einzug ins Elfmeterschießen. Und in der Nachspielzeit der Verlängerung köpfte Blerim Dzemaili den Ball sogar noch an den Pfosten. "Wir sind sehr enttäuscht, wir sind kaputt. Wir hatten Chancen und einen Pfostenschuss gegen eine der besten Mannschaften der Welt. Wir können stolz sein", sagte Abwehrspieler Stephan Lichtsteiner nach dem bitteren K.o, den Hitzfeld sogar mit der 1:2-Niederlage mit Bayern München im Champions-League-Finale 1999 gegen Manchester United verglich.

Den siegreichen Argentiniern stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. "Wir sind alle happy. Wir wussten, dass es sehr eng werden würde, aber wir haben mit Herz und Seele gekämpft", sagte Sieg-Torschütze di María im ZDF. Die Südamerikaner treffen nun am Samstag (18.00 Uhr) in Brasilia im Kampf um den Einzug ins Halbfinale auf den Gewinner der Partie zwischen den USA und Belgien.

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Bayern-Profi Shaqiri entschied das Duell der Spielmacher gegen Superstar Lionel Messi lange Zeit für sich. Während der Schweizer vom neutralen Publikum für jede gelungene Aktion gefeiert wurde, verfing sich Messi immer wieder im engmaschigen Abwehrnetz der mit sieben Bundesliga-Profis angetretenen Eidgenossen und wurde erst in der Schlussphase stärker. In der 78. Minute vereitelte der überragende Torhüter Benaglio das fünfte Turniertor des viermaligen Weltfußballers, dessen Genie aber zwei Minuten vor Schluss der Verlängerung doch aufblitzte, als er di María den Ball zum Siegtreffer servierte.

Argentiniens Coach Alejandro Sabella hatte wie erwartet Ezequiel Lavezzi für den verletzten Sergio Agüero an der Seite von Messi und Gonzalo Higuaín als dritten Stürmer aufgeboten. Die Albiceleste spielte ihre Angriffe geduldig aus, allerdings fehlten die überraschenden Ideen und das Tempo, um die Lücke in der Abwehr der Schweizer zu finden.

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27 Minuten lang verfolgte Hitzfeld das Geschehen vor seiner Bank in der Ecke der Coaching-Zone mit verschränkten Armen und regungslos, ehe er den ersten echten Aufreger des Spiels durch seine Nati erlebte. Shaqiri setzte sich auf der rechten Seite energisch gegen Marcos Rojo durch und legte den Ball mit viel Übersicht zurück auf den Gladbacher Granit Xhaka, dessen Flachschuss Torhüter Sergio Romero mit dem Fuß parierte (28.).

Eine noch bessere Gelegenheit, den Außenseiter in Führung zu bringen, vergab sechs Minuten vor dem Pausenpfiff Josip Drmic. Der Neu-Leverkusener lief mit dem Ball am Fuß allein auf Romero zu, brachte aber als Abschluss nur einen harmlosen Lupfer zustande, den der argentinische Keeper ohne Mühe aufnehmen konnte. Nicht nur in dieser Szene wirkte die Hintermannschaft des zweimaligen Weltmeisters langsam und schwerfällig.

Im zweiten Durchgang drückten die Argentinier aufs Tempo, doch zündende Ideen waren nach wie vor Mangelware. Erst in der 59. Minute drohte dem Gehäuse von Benaglio Gefahr, als Rojo eine Kombination aus spitzem Winkel abschloss, doch der Keeper des VfL Wolfsburg war auf der Hut. Danach war Higuain nach Flanke von Rojo endlich einmal per Kopf zur Stelle - Benaglio lenkte den Ball über die Latte (62.). Danach taute auch Messi plötzlich auf und hatte erneut kurz vor Schluss die entscheidende Idee.

(dpa)
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