Protest an der Seitenlinie Warum Trainer Stefan Janßen die „One-Love“-Binde trägt

Kleve/Duisburg · Der Coach des Fußball-Oberligisten VfB Homberg hat beim Spiel beim 1. FC Kleve ein Zeichen gesetzt. Er kritisiert den DFB, die FIFA und den Gastgeber.

 Stefan Janßen kritisiert die Entscheidung, dass WM-Spieler die Binde nicht tragen dürfen.

Stefan Janßen kritisiert die Entscheidung, dass WM-Spieler die Binde nicht tragen dürfen.

Foto: Marco Oversteegen

Es war ein sehr gebrauchter Sonntagnachmittag am Klever Bresserberg für den Fußball-Oberligisten VfB Homberg. Früh waren die Schwarz-Gelben gegen den 1. FC Kleve in Führung gegangen und hatten trotzdem mit 1:3 verloren. Die Homberger, im Sommer erst aus der Regionalliga abgestiegen, rutschen unterdessen immer tiefer in den Tabellenkeller.

Doch VfB-Trainer Stefan Janßen sorgte dafür, dass es am Bresserberg nicht nur um Fußball ging. Der 52-Jährige trug an der Seitenlinie die „One-Love“-Binde als Zeichen gegen Homophobie, Antisemitismus und Rassismus. Das Tragen der Kapitänsbinde entspricht nicht den Regularien des Fußball-Weltverbands FIFA und kann bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar zu Sanktionen führen. Mehrere Nationalmannschaften, darunter das deutsche Team, hatten im Vorfeld der Titelkämpfe angekündigt, dass ihre Kapitäne die Binde tragen wollen. Aus Angst vor Sanktionen wurde die Aktion jedoch kurzfristig abgeblasen.

„Wenn sich sieben große Fußballnationen so etwas von einem Dummkopf gefallen lassen, habe ich dafür null Verständnis. Es tut mir leid für die Spieler. Es gab ja einige, die das gerne gemacht hätten, sich nun aber doch zurückgezogen haben“, sagte Stefan Janßen. Von der deutschen Nationalmannschaft hätte der Übungsleiter, der in der Saison 2012/13 kurze Zeit auch Trainer des SV Straelen in der Landesliga gewesen war, allerdings mehr erwartet.

„Bei Manuel Neuer verstehe ich es überhaupt nicht. Ein Spieler, der alles gewonnen hat, hätte es meiner Meinung nach trotzdem machen müssen. Und wenn dann Sanktionen der FIFA gedroht hätten, dann hätten sich die großen Länder zusammentun und dagegen agieren müssen. Man darf sich das nicht gefallen lassen. Und deswegen habe ich die Binde heute einfach mal stellvertretend für die Spieler getragen, die sich nicht trauen oder nicht dürfen“, sagte Stefan Janßen, der mit Ausnahme einer Spielzeit seit 2015 beim VfB Homberg an der Seitenlinie steht. In der vergangenen Saison betreute der Coach die Sportfreunde Hamborn 07 in der Landesliga.

„Ich bin schon von Anfang an ein Gegner dieser Weltmeisterschaft gewesen. Es gibt ja leider auch einige, die erst seit drei Wochen wissen, wie scheiße diese WM ist. Die Vergabe in ein solches Land kann nur mit Korruption zu tun haben. Die FIFA muss komplett durchgemischt werden“, sagte Stefan Janßen. Die Partien verfolgt er nicht, höchstens bekommt der frühere Abwehrspieler Ergebnisse mit. „Ich könnte mich über einen fünften Stern, den das deutsche Team erhalten würde, wenn es Weltmeister wird, nicht freuen“, sagte der 52-jährige Coach nach dem Schlusspfiff in der Klever Eroglu-Arena.

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