Löw nominiert Zieler als dritten Torhüter Warum eigentlich nicht Leno oder ter Stegen?

Düsseldorf · Ron-Robert Zieler hat es immer gewusst. "Es kam nicht ganz überraschend. Ich hatte immer ein gutes Gefühl", sagte der Keeper von Hannover 96 nach der Nominierung des vorläufigen WM-Kaders am Donnerstag. Bundestrainer Joachim Löw hatte Zielers Berufung mit dessen konstanten Leistungen über die gesamte Saison begründet.

 Bernd Leno wurde trotz einer starken Saison bei Bayer Leverkusen nicht nominiert.

Bernd Leno wurde trotz einer starken Saison bei Bayer Leverkusen nicht nominiert.

Foto: dpa, rwe jhe nic

Klar ist: Wenn nichts Unvorhergesehens passiert, wird die Nummer drei hinter Manuel Neuer und Roman Weidenfeller im Sommer in Brasilien zwar nicht unbedingt Urlaub machen. Mehr als Training ist aber wohl nicht drin. Den Teamgeist fördern, die Konkurrenten in den Einheiten fordern und wertvolle Erfahrungen sammeln: Das sind die Aufgaben des dritten Torhüters.

Adler mit schweren Patzern

Es stellt sich also die Frage: Warum hat sich Löw nicht für Bernd Leno (Bayer Leverkusen) oder den Gladbacher Marc-André ter Stegen entschieden? Dass der Bundestrainer von einer Nominierung des Hamburgers Rene Adler absah, ist nachvollziehbar. Adler ließ sich von der allgmeinen Krise beim HSV anstecken und trug mit einigen schweren Patzern selbst dazu bei, dass der HSV vor dem letzten Spieltag als 16. vor dem Abgrund steht.

Aber Leno und ter Stegen rufen nicht erst seit dieser Saison starke Leistungen in ihren Klubs ab. Ter Stegen unterlief beim 1:1 in Braunschweig zwar ein ähnlicher Fauxpas wie in seinem dritten und vorerst letzten Länderspiel gegen die USA im vergangenen Juni, als ihm ein harmloser Rückpass über den Fuß rutschte. Zwölf Tore kassierte er in drei Spielen im DFB-Trikot.

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Im Kopf bleiben aber vor allem Slapstick-Fehler wie gegen die USA oder in Braunschweig. Auch wenn der 22-Jährige immer wieder gestärkt aus solchen Situationen herauskam und in der Folge der Borussia mit spektakulären Paraden so manchen Punkt sicherte. Kleiner Trost: Zumindest steht er im Aufgebot für das Testspiel am Dienstag gegen Polen. Mehr als dieser kleine Bonus wird es aber nicht werden.

Fußballerisch ist der gebürtige Gladbacher sowieso einer der besten Torhüter in Deutschland. Hinzu kommt, dass ter Stegen im Sommer für kolportierte zwölf Millionen Euro zum FC Barcelona wechselt. Nicht nur die Katalanen werden sich fragen, warum es in Deutschland nicht einmal zur Nummer drei reicht.

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Leno hätte die Nominierung verdient

Das fragen sie sich auch in Leverkusen. "Bernd Leno hätte sich die Nominierung verdient. Auf Strecke wird aber kein Weg an ihm vorbeigehen. Wenn er so weitermacht, wird er eine, wenn nicht eher zwei oder drei Weltmeisterschaften dabei sein — und auch spielen", sagte Bayers Interimstrainer Sascha Lewandowski nach der Nominierung.

Schaut man sich die "kicker"-Durchschnittnoten der vergangenen beiden Jahre an, fällt auf: Dort steht Leno (2,78) besser da als ter Stegen (2,93) und Zieler (2,99). Auch Leno hat eine starke Saison gespielt, war auch während der Leverkusener Krise der vergangenen Wochen immer ein verlässlicher Rückhalt. Sein Highlight: Das 1:1 in der Hinrunde gegen den FC Bayern, als der Rekordmeister an Leno verzweifelte. Nach dem Spiel gab es damals sogar ein Sonderlob von Bayern-Trainer Pep Guardiola.

Aber: "Ron-Robert Zieler hat insgesamt eine sehr konstante Saison gespielt. Er war schon oft bei uns und hat in den Trainingseinheiten immer einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Wir wissen, dass wir in Deutschland über exzellente junge Torhüter verfügen. Marc-Andre ter Stegen und Bernd Leno gehören auf jeden Fall zu diesen Torhütern, die über herausragende Qualitäten verfügen. Aber wir wollten zwei erfahrene Torhüter und einen Torwart mit Perspektive dabei haben", erläuterte Löw seine Entscheidung.

Die Konstanz gab also offenbar den Ausschlag. "Bei der WM werde ich wohl nicht zum Einsatz kommen, das akzeptiere ich. Aber im Training werde ich alles geben", kündigte Zieler an. Ein Vorteil: Genau das tat er bereits bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine. Und das ohne zu murren. Ärger oder Kampfansagen wird es bei Zieler, der nicht so extrovertiert ist wie die ehrgeizigen Leno und ter Stegen, also nicht geben.

Nun ist Zieler wieder dabei, auch wenn man seine Saison getrost als durchschnittlich beschreiben kann. Ohne Ausreißer nach oben. Aber eben auch nach unten.

(are)
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