Überblick über das WM-Viertelfinale Russland will sein Sommermärchen fortschreiben

Düsseldorf/Moskau · Die WM geht in ihre entscheidende Phase. Die Favoriten Frankreich und Brasilien können im WM-Viertelfinale den nächsten Schritt machen. Ein Überblick.

 Russlands Sergej Ignaschewitsch

Russlands Sergej Ignaschewitsch

Foto: dpa/Marius Becker

Zwei Tage Wettkampfpause sind vorbei. Und das WM-Turnier geht so langsam in seine entscheidende Phase – ohne die ehemaligen Weltmeister Argentinien, Deutschland und Spanien. Die Favoriten Brasilien und Frankreich können den nächsten Schritt machen. Das Viertelfinale im Überblick:

Uruguay - Frankreich (Freitag, 16 Uhr)

Das Team der Unbeugsamen aus dem 3,5-Millionen-Einwohnerland gegen den stolzen Weltmeister von 1998 aus dem 66-Millionen-Einwohnerland, das sich die große Nation nennt. Die Rollen sind nicht nur deshalb klar verteilt. Frankreich fand aus den üblichen Anlaufschwierigkeiten der Favoriten entschieden besser als andere Titelkandidaten (Deutschland zum Beispiel) und darf neben unverschämt viel Talent echte Qualitäten als funktionierende Mannschaft ins Spiel bringen.

 Der Torjäger Uruguays: Luis Suarez.

Der Torjäger Uruguays: Luis Suarez.

Foto: AP/Andre Penner

Uruguay hat zwar in Fragen des Talents deutliche Nachteile, es wirft freilich eine Hingabe in die Waagschale, für die schon jetzt der Weltmeistertitel verliehen werden müsste. Und darüber hinaus gibt es ja Edinson Cavani und Luis Suarez, die beim 2:1 über Portugal im Achtelfinale eine Tor-Coproduktion auf den Rasen zauberten, die selbst neutrale Beobachter aus dem Sitz hob.

Die weitere Zusammenarbeit dieses Duos ist allerdings arg gefährdet. Cavanis verletzte Wade verhinderte gemeinsame Trainingsauftritte, und sie könnte auch den Einsatz gegen Frankreich verhindern. Das wäre ein Drama, denn wenn einer von beiden nicht dabei sein konnte, hat Uruguay seit 2010 kein WM-Spiel gewonnen.

Schweden - England (Samstag, 16 Uhr)

Seit die Engländer sogar Elfmeterschießen gewinnen können, sind die Aussichten auf die zweite Weltmeisterschaft seit 1966 beträchtlich gestiegen. In den weiteren Erfolgsweg stellen sich nun aber die schwedischen Kleiderschränke, die bislang allein (kleine Ironie des Wettbewerbs) die Deutschen aus dem Weg geräumt haben.

Zu den neuen englischen Tugenden gehört jedoch nicht nur die Treffsicherheit vom Elfmeterpunkt, sondern auch eine beeindruckende Spielkunst im Angriff. Wenn sich die schnellen Briten von den großen Kerls in der schwedischen Abwehr nicht nachhaltig erschrecken lassen, dann geht’s für Britannia in Russland auch in die nächste Runde.

Russland - Kroatien (Samstag, 20 Uhr)

In Russland ist inzwischen die ganz große WM-Euphorie ausgebrochen. Zunächst zaghafter Jubel um die Sbornaja nach deren ersten Erfolgen in der Gruppe ist nach dem Sieg im Elfmeterschießen gegen die hochdekorierten Spanier großer Begeisterung gewichen. Im riesigen Land fühlt es sich zumindest an den Spielorten ein bisschen so an wie in Deutschland vor zwölf Jahren beim Sommermärchen. Auch da marschierte die zuvor mächtig unterschätzte Mannschaft des Veranstalters mit der Unterstützung des Publikums von Spiel zu Spiel stärker durch ihr Turnier. Das könnte auch in Russland passieren.

Aber auf der anderen Seite stehen die Kroaten. Sie haben nicht nur eine außergewöhnliche Auswahl an Einzelkönnern dabei, sie bringen auch entschieden mehr Entschlossenheit als die satten Spanier auf den Rasen. Jedenfalls so lange, wie ihre Kräfte reichen. Ihr Achtelfinale gegen Dänemark offenbarte allerdings in dieser Hinsicht Probleme. Wie die Russen haben sie das fällige Nervenspiel vom Elfmeterpunkt überstanden. Das wird beiden Teams Rückhalt geben. Es ist ein Viertelfinale ohne eindeutigen Favoriten. Und das ist schon viel mehr, als irgendein russischer Fan vor dem Turnier zu träumen wagte.

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