WM-Starter Spanien im Porträt Spanien will Wiedergutmachung für 2014

Madrid · Tiki-Taka und große Träume: Das Spiel der spanischen Nationalmannschaft ist nicht nur effektiv, sondern auch enorm schön anzusehen. Nach der enttäuschenden WM 2014 soll in Russland alles besser werden. Die fast makellose Qualifikation macht den stolzen Iberern Hoffnung.

WM-Teams 2018: Diese Mannschaften haben sich qualifiziert
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Diese Mannschaften sind für die WM 2018 qualifiziert

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Bei der Lehrstunde in Sachen Tiki-Taka hatten die deutschen Weltmeister einen Platz in der ersten Reihe. Links, rechts, direkt, verzögert - aber immer präzise: Dem Tempo der genialen spanischen Passmaschine konnte die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw beim glücklichen 1:1 im WM-Test im März nur selten folgen. Nach einem rastlosen Fußballabend blieben zwei Erkenntnisse: Der Weg Deutschlands zur erfolgreichen Titelverteidigung bei der WM in Russland wird sehr steinig - und Spanien zählt definitiv bei der Endrunde im Sommer definitiv zu den Favoriten.

Vorbei und vergessen ist die Schmach von 2014, als die stolzen Spanier als Weltmeister schon in der Vorrunde scheiterten. Die Iberer haben sich neu erfunden und sind sich doch treu geblieben. Noch immer dreht sich alles um Tiki-Taka, jenem Kurzpass-System, mit dem das Team von 2008 bis 2012 jedes großes Turnier dominiert und gewonnen hat.

Bei dem EM vor zehn Jahren ging der spanische Stern auf. Im Finale war Deutschland damals chancenlos, 2010 folgte der WM-Triumph in Südafrika gegen die Niederlande, und 2012 das 4:0 im EM-Finale gegen Italien. Mit dem Achtelfinal-Aus bei der EM 2016 in Frankreich endete gleichzeitig die Ära des Erfolgstrainers Vicente del Bosque.

Und heute? Mittlerweile sitzt Julen Lopetegui auf der Trainerbank. Er hat das schwere Erbe von del Bosque und dessen Vorgänger Luis Aragones angetreten. Und der 51-Jährige hat eine gemischte Mannschaft mit jungen, aufstrebenden Spielern und erfahrenen Stützen zusammengestellt. Und dieses Konzept geht auf. "Er macht einen hervorragenden Job", sagte del Bosque jüngst über Lopetegui: "Er hat einen Plan und leistet tolle Arbeit."

Zwar steht das Gerüst des Teams um Kapitän Sergio Ramos, Innenverteidiger Gerard Pique, WM-Held Andres Iniesta und Offensivkünstler David Silva seit Jahren. Doch Lopetegui geht auch neue Wege, nominiert unbekanntere Spieler wie Rodrigo vom FC Valencia oder Iago Aspas von Celta Vigo. Die Nachricht dahinter ist klar: Sein Team soll bloß nicht krampfhaft am Glanz vergangener Tage festhalten - und Veränderungen sind nicht immer schlecht.

Die Endrunde in Russland wird die erste Bewährungsprobe für die "neuen" Spanier, die ihre Qualifikation souverän gemeistert hatten. In Gruppe B geht es gleich zum Auftakt gegen den Erzrivalen und Europameister Portugal (15. Juni). Ein wichtiger Gradmesser, auch für folgenden Spiele gegen den Iran (20. Juni) und Marokko (25. Juni). Die nächste Runde ist Pflicht, der Gruppensieg wird erwartet.

Wie weit die Spanier in Russland kommen, haben sie letztlich selbst in der Hand. Es gibt nur wenige Teams, die eine ähnliche Qualität und Erfahrung in ihren Reihen haben. Was den Iberern 2014 und 2016 zum Verhängnis wurde, waren giftige und aggressive Gegner, die den oftmals verspielten Spaniern den Spaß am Fußball genommen haben. Findet Lopetegui also auch darauf eine passende Antwort, kann der Weg weit führen.

(sid)
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