Team-Porträt: Spanien Und am Ende gewinnen immer die Spanier

Düsseldorf · Europameister, Weltmeister, Europameister - und nun nochmal Weltmeister? Spanien bleibt auch für die WM 2014 in Brasilien das Maß im Weltfußball. Alt sind die Helden übrigens noch nicht.

 Spanien reist als Titelverteidiger nach Brasilien.

Spanien reist als Titelverteidiger nach Brasilien.

Foto: dpa, Felipe Trueba

Zu den großen Weisheiten im internationalen Fußball gehört der Satz von Gary Lineker, ausgesprochen nach dem Halbfinale der WM 1990 in Italien. "Football", sagte der Engländer nach der Niederlage gegen Deutschland, "football is a simple game: 22 men chase a ball for 90 minutes and at the end, the Germans always win." Gut, in diesem Fall waren es 120 Minuten und ein Elfmeterschießen, aber die Deutschen gewannen trotzdem. Und wurden dann auch noch Weltmeister.

Der Satz stimmt mittlerweile nicht mehr. Fußball mag nach dem Verständnis von Lineker noch immer ein einfaches Spiel sein, aber am Ende gewannen zuletzt immer die Spanier. Europameister 2008 (gegen Deutschland), Weltmeister 2010 (gegen die Niederlande), Europameister 2012 (gegen Italien): Keine Nationalmannschaft hat den Weltfußball zuletzt derart dominiert wie "la furia roja" (die Rote Furie) in den vergangenen Jahren.

Und nun? Weltmeister 2014?

"Die Spanier zählen nach wie vor zu den großen Favoriten", sagt Bundestrainer Joachim Löw - nicht nur er. Italien (1934 und 1938) und Brasilien (1958 und 1962) ist es in der Vergangenheit bereits gelungen, den WM-Titel erfolgreich zu verteidigen. Spanien aber, behauptet zumindest Nationaltrainer Vicente del Bosque, wird dies vermutlich nicht gelingen: "Es wäre das Normalste, dass wir nicht Weltmeister werden."

Der unaufgeregte del Bosque (62), dessen Vertrag bis zur EM 2016 in Frankreich läuft, begründet seine Skepsis mit dem Umstand, dass es "viele und sehr gute Nationalmannschaften" gibt. Er zählt dazu "Deutschland, die Niederlande, Frankreich, Italien" sowie "die südamerikanischen Länder, die eine Macht sind." Brasilien, der Gastgeber, hat das Finale des Confed Cups 2013 gewonnen - gegen die Spanier (3:0). Ein Signal?

Spanien trifft bei der WM zunächst auf die Niederlande und Chile, und dann noch auf Australien. "Ich würde es nicht als Todesgruppe bezeichnen, aber es wird schwer", kommentierte del Bosque die Auslosung. Zumindest ein wenig schwer hatte sich Spanien in der Qualifikation zur WM getan. Glanz und Gloria fehlten. Spanien qualifizierte sich trotzdem ohne Niederlage als Gruppenerster. Und in der FIFA-Weltrangliste stehen sie nach wie vor unangefochten auf Rang eins.

Seit sechs Jahren also dominiert die Rote Furie - auf der Basis jener Spielidee, die Pep Guardiola beim FC Barcelona entwickelt hat. Wie lange das noch gut geht, ist unklar. Del Bosque hat im Kader nur behutsam Veränderungen vorgenommen, der Verdacht, die Mannschaft sei mittlerweile zu alt, scheint unbegründet. Aber: Zumindest die zentrale Figur Xavi ist bereits 34 - und Thiago vom FC Bayern (23)
fällt für die WM verletzt aus.

Auch Xavis Partner Xabi Alonso ist ist schon 33. Ansonsten aber befinden sich die Spanier eher im besten Alter: Andreas Iniesta etwa ist gerade erst 30 geworden. Für das Mittelfeld steht ein Isco bereit (22). Wichtige Spieler wie Champions-League-Held Sergio Ramos (27) oder Cesc Fabregas (26), beide schon 2008 im Finale dabei, oder Gerard Pique (26) und Sergio Busquets (25), Endspielteilnehmer 2010, sind wahrlich nicht überaltert.

Tatsächlich wird del Bosque wohl die Qual der Wahl haben, und sogar Stürmer sind bei ihm trotz der Liebe zur "falschen Neun" gern gesehen. Um einen hat der Nationaltrainer sogar vehement gekämpft - mit Erfolg: Diego Costa (25) von Atletico Madrid, vor einem Jahr noch für Brasilien in Spielen gegen Italien und Russland eingesetzt, spielt jetzt für Spanien.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort