Team-Porträt: Deutschland Deutschland wartet seit 1996 auf einen Titel

Düsseldorf · Die deutsche Nationalmannschaft legte eine souveräne WM-Qualifikation hin und hofft mal wieder auf den ersten großen Titel nach 1996. Doch nicht zuletzt das WM-Aus von Marco Reus hinterlässt beim Mitfavoriten vor der Endrunde viele Fragezeichen.

DFB: Löws Abwehrketten seit der WM 2010
Infos

DFB: Löws Abwehrketten seit der WM 2010

Infos
Foto: AP

Das WM-Motto der deutschen Fußball-Nationalmannschaft lautet: "Bereit wie nie!" Doch ob der Leitspruch den Tatsachen entspricht, wird sich erst beim ersten Gruppenspiel der DFB-Auswahl am 16. Juni in Salvador gegen Portugal zeigen.

Denn vor seinem vierten Turnier als Cheftrainer musste der Bundestrainer viele Nackenschläge einstecken, die selbst den Berufsoptimisten Joachim Löw vor eine harte Probe stellten. Der letzte Schlag ins Kontor war ein besonders heftiger: Das WM-Aus für den verletzten Marco Reus am Pfingstsamstag.

"Für ihn und für uns ist dies extrem bedauerlich. Marco war super drauf, er hat im Trainingslager und in den beiden Spielen gegen Kamerun und Armenien einen hervorragenden Eindruck hinterlassen, hat vor Spielfreude gesprüht. In unseren Überlegungen für Brasilien hat er eine zentrale Rolle gespielt", sagte Löw.

Reus war beim 6:1 im letzten WM-Test gegen Armenien in der 44. Minute bei einem Zweikampf mit dem Fuß im Rasen hängengeblieben und umgeknickt. Die niederschmetternde Diagnose: Teilriss der Syndesmose.

Schon zuvor war für Löw längst nicht alles glatt gelaufen. Die schweren Verletzungen seiner Mittelfeldstrategen Ilkay Gündogan und Sami Khedira - den von einem Kreuzbandriss genesenen Champions-League-Sieger von Real Madrid konnte er zumindest nominieren - machten dem 54-Jährigen die WM-Planung schwer. Die vielen Blessuren seiner beiden Stoßstürmer Miroslav Klose und Mario Gomez, der schließlich durchs WM-Raster fiel, bereiteten Löw ebenso Kopfzerbrechen.

Trotz allem sind die Ansprüche an Kapitän Philipp Lahm und seine Mitstreiter sehr hoch. Denn die deutschen Fans lechzen seit 1996 nach einem großen Titel.

Teammanager Oliver Bierhoff und Torwarttrainer Andreas Köpke können immerhin ein Lied davon singen, wie es sich anfühlt, einen bedeutenden Pokal in den Händen zu halten. Denn am 30. Juni 1996 standen der 46-jährige Bierhoff und der 52-jährige Köpke in jener deutschen Mannschaft, die im Wembleystadion von London mit einem 2:1 durch Bierhoffs Golden Goal gegen Tschechien den bis heute letzten großen Titel für eine deutsche Nationalmannnschaft gewann. Doch von der Vergangenheit kann sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nichts kaufen.

Bei den vergangenen vier großen Turnieren war nur Spanien erfolgreicher als das DFB-Team, aber unter dem Strich ist das auch für Löw nur ein schwacher Trost. Der frühere Profi ist zwar vom Punkteschnitt der erfolgreichste deutsche Bundestrainer/Teamchef, aber eben halt auch ohne einen Titel.

Und das soll sich für den Bundestrainer, der seinen Vertrag vorzeitig bis 2016 verlängert hat, im Sommer ändern. Die gelungene WM-Qualifikation mit neun Siegen und einem Unentschieden lassen Löw optimistisch Richtung WM-Endrunde schauen. "Wir zählen sicherlich zu den Mitfavoriten in Brasilien und unser Ziel ist auch der Titel. Aber es gibt einige andere starke Mannschaften, nicht zuletzt Brasilien selbst, die dasselbe Ziel haben", sagte Löw - allerdings vor dem letzten Nackenschlag mit der Verletzung von Reus.

Antworten auf die drängenden Fragen nach der eigenen Leistungsfähigkeit kann die Mannschaft am 16. Juni geben: Dann ist Portugal in Salvador der erste Gruppengegner.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort