Team-Porträt: Italien Deutscher Angstgegner denkt schon wieder an den Titel

Düsseldorf · Der viermalige Weltmeister Italien reist nicht als Favorit zur WM nach Brasilien. Doch mit der Mannschaft von Trainer Cesare Prandelli ist immer zu rechnen.

 Mit dem fünften WM-Titel könnte Italien mit Brasilien gleichziehen.

Mit dem fünften WM-Titel könnte Italien mit Brasilien gleichziehen.

Foto: dpa, Peter Powell

WM-Halbfinale 1970 und 2006, WM-Finale 1982, EM-Halbfinale 2012 - Italien hat sich bei großen Turnieren schon häufig als Spielverderber der deutschen Fußball-Nationalmannschaft entpuppt. Daher war Bundestrainer Joachim Löw schon einmal froh, dem Angstgegner in der Vorrunde der WM in Brasilien aus dem Weg gegangen zu sein.

"Sie haben vielleicht das beste taktische Gespür. Eine Fehlerkette gibt es bei Italienern praktisch nie. Die werden nicht hektisch. Man kann sich von ihrer Coolness, von ihrer Cleverness und gnadenlosen Effizienz was abschauen", sagte Löw über den viermaligen Weltmeister. Die Squadra Azzurra reist zwar nicht unbedingt als Favorit an den Zuckerhut, doch den Vizeeuropameister sollte man auf dem Zettel haben.

Die Italiener setzten in erster Linie auf bewährte Kräfte wie Torhüter Gianluigi Buffon, Regisseur Andrea Pirlo und Torjäger Mario Balotelli. Riccardo Montolivo wird wegen eines Schienbeinbruchs fehlen. Da ist es gut, dass Nationaltrainer Cesare Prandelli zuletzt schon verstärkt auf den Nachwuchs baute und jüngere Spieler integrierte. Torhüter Buffon lobt den Teamgeist: "Wir haben eine großartige Gruppe beisammen, das ist ein großer Luxus und ein großes Glück."

In der Vorrunde treffen die Italiener in Uruguay und England auf zwei weitere Ex-Weltmeister, Außenseiter Costa Rica komplettiert die Gruppe D. "Wir reisen nach Brasilien in dem Bewusstsein, dass wir jede Mannschaft bei günstigen Bedingungen in Schwierigkeiten bringen können", sagte Prandelli. Nach dem Debakel mit dem Vorrunden-Aus vor vier Jahren in Südafrika hat er das Erreichen des Achtelfinals als erstes Ziel ausgegeben: "Es hat keinen Sinn, eine junge Mannschaft wie unsere unter Druck zu setzen. Es ist intelligenter, sich realistische Ziele zu setzen. Ins Achtelfinale zu gelangen, ist realistisch."

Balotelli, der die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bei der EM 2012 mit seinen beiden Treffern im Halbfinale fast im Alleingang aus dem Turnier schoss, gibt sich weniger zurückhaltend. "Das Schöne im Fußball ist, dass nicht immer die Favoriten gewinnen. Italien hat eine starke Mannschaft mit guten Chancen, die WM zu gewinnen", sagte "Super-Mario".

Der Exzentriker vom AC Mailand sorgte aber auch immer wieder abseits des Spielfeldes für Negativschlagzeilen, doch nun will er sich ganz auf das große Ziel konzentrieren: "Ich habe einige Fehler in der Vergangenheit gemacht, ich habe keine Probleme, sie einzugestehen. Doch in den letzten zwei Jahren bin ich sehr gereift. Mein Verhalten ist nicht mehr ein Problem. Ich kann beweisen, dass ich der beste Stürmer der Welt bin. Ich glaube sehr an meine Fähigkeiten."

Hinter Balotelli zieht Andrea Pirlo zum letzten Mal bei einem großen Turnier die Fäden. Bei dem 35-Jährigen läuft das Spiel der Italiener zusammen, Pirlo gibt den Takt vor. "Er lässt für sich seine Füße sprechen", sagte Italiens früherer Trainer Marcello Lippi einmal über ihn. Und diese Füße haben einiges zu erzählen. Wer Pirlo zuschaut, lernt, den Fußball zu lieben. Seine Pässe, für den Gegner fast immer überraschend, sind Kunstwerke.

Der letzte Sieg einer deutschen Nationalmannschaft gegen den Angstgegner liegt bereits 18 Jahre zurück (1995: 2:0). "Es ist bei jedem im Kopf, dass wir gegen Italien lange nicht mehr gewinnen konnten. Fußballerisch ist es nicht mein Traumgegner", bekannte zuletzt DFB-Kapitän Philipp Lahm. Die Niederlagen bei großen Turnieren belegen dies.

(sid)
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