Vor der Auslosung am Freitag Schweißperlen nicht nur auf Löws Stirn

Die Töpfe sind gestaltet, der Bundestrainer ist auch vor Ort. Die WM-Auslosung für Brasilien 2014 kann kommen.

Vor der Auslosung am Freitag: Schweißperlen nicht nur auf Löws Stirn
Foto: dpa, Bernd Weissbrod

Als Bundestrainer Joachim Löw und der Tross des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Costa do Sauipe eintrafen, bekamen sie schon einen Vorgeschmack auf die klimatischen Bedingungen bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Mehr als 30 Grad Celsius, ein leicht bewölkter Himmel und eine hohe Luftfeuchtigkeit empfingen Löw und Co. im Badeort am Atlantik.

Aber nicht nur die Rahmenbedingungen vor der "Sorteio Final", der WM-Gruppenauslosung am Freitag (17.00 Uhr MEZ/Live-Ticker), dürften Löw ein wenig die Schweißperlen auf die Stirn treiben, sondern auch das Losverfahren selbst. Denn dem dreimaligen Welt und Europameister könnte an Nikolaus eine Hammergruppe mit dem Ultra-Angstgegner Italien, den Ivorern um Superstar Didier Drogba und der US-Auswahl mit Chefcoach Jürgen Klinsmann beschert werden. Die DFB-Auswahl kann es aber auch mit Bosnien-Herzegowina, Algerien und Honduras zu tun bekommen — dies wäre die einfache WM-Aufgalopp-Gruppe.

Am Dienstag wurde von der Fifa die Zusammenstellung der Lostöpfe für Freitag bekannt gegeben. Einzige Überraschung war, dass Frankreich, der Weltmeister von 1998, zunächst als neunte Mannschaft den Europäern zugeordnet wird. Vor der eigentlichen Ziehung wird aus diesem Kreis eine Mannschaft gezogen, die in Topf 2 wandert, um dann auf vier Achter-Töpfe zu kommen. Fakt ist: Der WM-Dritte Deutschland kann in der Gruppenphase auch auf den Erzrivalen Niederlande, Frankreich oder England treffen.

Löw ist es einerlei. "Bei der EM 2012 haben wir auch akzeptiert, dass wir mit Holland, Portugal und Dänemark in der Vorrunde auf drei Top-Ten-Teams der Weltrangliste getroffen sind. Eine viel stärkere Gruppe kann es bei der WM gar nicht geben. Beim Turnier muss man sieben Spiele auf einem Topniveau sein und darf sich keine Schwächephase erlauben", betonte der 53-Jährige.

Über München, Sao Paulo und Salvador da Bahia war die Delegation des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit Löw, DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, -Generalsekretär Helmut Sandrock, Teammanager Oliver Bierhoff und Assistent Hansi Flick nach Brasilien geflogen. Die letzten rund 76 Kilometer nach Costa do Sauipe wurden im Auto zurückgelegt.

Kein Freund der Mega-Auslosungs-Events ist Dortmunds Coach Jürgen Klopp. Ihn tangiert angeblich nicht, welche Stolpersteine auf die deutsche Mannschaft bei der WM in Brasilien (12. Juni bis 13. Juli 2014) warten. "Es gibt nichts, was mich weniger interessiert als eine Gruppen-Auslosung. Es ist schön, dass die Fifa ein Riesen-Event daraus macht, aber sie könnten auch einfach losen und die Verbände dann anrufen", lästerte Klopp, der sich auch über die Zuordnung der Schweiz in Topf eins mit den Top-Nationen lustig machte: "Das gibt's sonst nur im alpinen Sport."

Wie dem auch sei, die Fifa feiert sich in vom Dünen, Palmen und Lagunen durchzogenen mondänen "Resort Costa do Sauipe" selbst. 1300 Gäste sowie 2000 Medienvertreter haben sich für die von musikalischen Einlagen umrahmte 90-Minuten-Show angesagt. Wie eine schneeweiße Trutzburg erscheint schon von weitem das Riesenzelt, einen Steinwurf vom Strand entfernt.

"An diesem Tag sind alle Augen der Fußball-Welt auf Costa do Sauipe gerichtet", sagte Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke. Und Fifa-Präsident Joseph S. Blatter (77) meinte gewohnt staatstragend: "Die Wiege des Fußballs mag ja in England liegen, die Seele des Fußballs liegt aber in Brasilien."

Unliebsame Proteste der Brasilianer wie beim Confed Cup, als Zehntausende gegen soziale Missstände auf die Straße gingen, dürfte es in Costa do Sauipe nicht geben. Die brasilianische Polizei hat das Resort weiträumig abgesperrt, selbst die Zufahrtsstraße von Salvador zum Badeort wird von zahlreichen Einsatzkräften der Polizei ständig überwacht.

Aber die WM bereitet der Fifa nach wie vor Kopfzerbrechen. Valcke gestand am Dienstag ein, dass es bei den Stadien in Sao Paulo, wo ein Kran umgestürzt war und die Dachkonstruktion beschädigt hatte, Curitiba und Cuiaba Verzögerungen bei der Fertigstellung geben wird. Nicht Ende des Jahres, sondern erst im Januar oder Februar sollen die Arenen fertig sein. Curitiba "hat die größten Probleme" (Valcke). Blatter brach indes eine Lanze für Sao Paulo als Austragungsstätte des WM-Eröffnungsspiels: "Hier geht es auch um Vertrauen." Bei dem Unglück waren zwei Arbeiter gestorben.

(sid)
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