DFB-Gegner San Marino Geschrumpfter Zwerg ohne Angst

Nürnberg · Der Kapitän gesperrt, weitere Stammspieler verletzt: Fußball-Zwerg San Marino hat es gegen Weltmeister Deutschland diesmal noch schwerer als sonst.

San Marino bejubelt gegen Malta eines seiner seltenen Tore.

San Marino bejubelt gegen Malta eines seiner seltenen Tore.

Foto: dpa, sam nic

Matteo Vitaioli kann sich noch gut an den Abend erinnern, als er zur Legende wurde. Ein "Traum" sei jener 8. September 2015 in Vilnius gewesen, als er gegen Litauen (1:2) das erste Auswärtstor für Fußball-Zwerg San Marino seit über 14 Jahren erzielte, sagt der Nationalstürmer. Eine Wiederholung im WM-Qualifikationsspiel am Samstag (20.45 Uhr/Live-Ticker) in Nürnberg gegen Weltmeister Deutschland wird es allerdings nicht geben: Kapitän Vitaioli ist gesperrt.

Auch der nachnominierte Mittelstürmer Mattia Stefanelli, der beim 1:4 in Norwegen im Oktober den bislang letzten Treffer für "La Nazionale" markiert hatte, fällt kurzfristig aus. Genau wie das 20 Jahre alte Offensivtalent Filippo Berardi vom FC Turin, neben Torhüter Elia Benedettini (Novara Calcio) einziger Profi im Kader. Die Nummer 204 der Weltrangliste präsentiert sich in Nürnberg noch etwas kleiner als gewohnt.

Trainer Pierangelo Manzaroli, dem zudem Abwehrspieler Davide Simoncini (gesperrt) sowie die Routiniers Marco Domeniconi, Alex Gasperoni und Carlo Valentini fehlen, spricht von einer "schwierigen Situation". Aber was soll er tun? Seine Auswahl ist knapp, die älteste Republik der Welt hat gerade einmal rund 32.000 Einwohner.

"Mit den ganzen Ausfällen, die wir jetzt zu beklagen haben, wird das Team eben jünger", sagt er, "Angst sollten wir dennoch nicht haben. Die muss aus den Köpfen, obwohl wir natürlich großen Respekt vor der Mannschaft des Weltmeisters haben."

Respekt hat auch die DFB-Elf vor dem Schlusslicht in Quali-Gruppe C (fünf Spiele, null Punkte, 1:23 Tore), obwohl sie in San Marino da leise Zweifel haben und noch immer sauer auf Thomas Müller sind. Dessen sachliche Grundsatzkritik an Vergleichen mit den "Kleinsten" hatte nach dem Hinspiel (8:0) einen Proteststurm bis zum Nationalen Olympischen Komitee ausgelöst. Nur: Größer geworden sind San Marinos Fußballer seither nicht. In Europa ist die "Bianco Azzurra" laut UEFA-Verbandskoeffizient klares Schlusslicht - hinter Gibraltar und Andorra.

Seit Vitaioli zum Helden wurde, hat nur noch Stefanelli getroffen - es war das einzige Tor in den vergangenen elf Länderspielen. Am 31. Mai gab es im Test gegen Italien in Empoli einen weiteren Rückschlag - 0:8. Und das, obwohl Italien nur mit einer C-Elf aus Talenten und bislang Verschmähten angetreten war.

Genau so übrigens, wie es Bundestrainer Joachim Löw mit seinem Perspektivkader für den Confed Cup (17. Juni bis 2. Juli) am Samstag tun wird. Kein Wunder also, dass sich die wichtigste Tageszeitung La Tribuna im Vorfeld am Donnerstag mit einer schnöden Meldung zu den weiteren Ausfällen beschied. Immerhin auf der Titelseite.

(sid)
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