Fernseh-GAU RTL II vermeldet Deutschlands Aus gegen Frankreich

Das Netz lacht sich scheckig über die News von RTL II: Am Freitagabend vermeldete eine angeschlagene Moderatorin mit heiserer Stimme das Aus der deutschen Elf im Viertelfinale gegen Frankreich. Es blieb nicht der einzige Irrsinn.

Peinliche TV-Pannen
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Foto: Flossie Dickey Screenshot Youtube

Ganz Deutschland jubelte am Freitagabend nach dem knappen 1:0 im WM-Viertelfinale gegen Frankreich. Nur nicht RTL II. Darauf aufmerksam gemacht hat der Medien-Journalist Stefan Niggemeier in seinem Blog. Seitdem er das Thema aufgriff, überrollt die RTLII-Panne das Netz.

In seinem Beitrag zeigt er ein Video der News-Ausgabe, angeblich sechs Minuten nach dem Schlusspfiff ausgestrahlt. Was die blonde Moderatorin da von sich gibt, ist bizarr: "Bonjours Tristesse. Frankreich schmeißt Deutschland im Viertelfinale aus der WM. Die Fans trauern", verkündet sie da mit heiserer Stimme und sorgenvollem Blick, geradewegs in die Kamera.

Es wird noch irrer. Kurze Atempause. Und sie fährt ohne mit der Wimper zu zucken fort mit der Ansage: "Jogis Jungs sind weiter."

Stille. Irgendwie scheint ihr gerade zu dämmern, dass da zwei Aussagen nicht zusammenpassen. Sie schaut kurz zur Seite, aber lächelt tapfer. Man ist ja Profi. Ein verstohlener Blick zur Seite. Es rattert offenkundig im Hirn. Was tun? Die Antwort: Durchziehen.

Wieder strahlt sie mit voller Kraft in die Kamera, holt Luft und bestärkt sich, indem sie wiederholt: "Jogis Jungs sind weiter." Um zu ergänzen: "Und: Schattenseiten der WM." Wie wahr.

Sie quält sich sichtlich, doch noch wird sie von der Regie nicht erlöst. In freier Rede erklärt sie, was ihr allem Anschein nach am meisten Probleme bereitet: Das aber ist weniger die sinnfreie Moderation, sondern vielmehr ihre brüchige Stimme. "Sie hören schon, ich habe mitgefiebert ohne Ende, meine Stimme ist komplett weg, aber wir machen trotzdem heute die RTL II News."

Ah ja, denkt sich der Zuschauer. Mitgefiebert. Bei der Niederlage. Und staunt.

Das Sahnehäubchen des Absurden folgt erst noch, als sie das erste Thema der Sendung ankündigt. Das nämlich seien "natürlich die Krawalle." Krawalle? Erstes Thema nach dem Viertelfinale? RTL II manövriert sich endgültig in eine andere Galaxie. Erneut dämmert der Moderatorin, dass sie sich in dieser endlos quälenden Minute hilflos in die Hölle moderiert, schaut erneut auf ihren Zettel.

Aus dem Stecker im Ohr eilt ihr ein Hinweis zu Hilfe. Der Sender schaltet live auf die Fanmeile. Zu Sandra Schneider, wie es heißt. Vor der Kamera ist nun ein männlicher Reporter im Deutschland-Trikot zu sehen. Der entschuldigt sich schleunigst für "technische" Probleme. Das könne mal passieren, wenn 500.000 Leute hoch- und runterspringen.

Bei Facebook flog dem Sender seine Moderationspanne direkt um die Ohren. "Was war denn da los?", fragten einige Nutzer und ereiferten sich über die "stümperhafte" Moderation. "Da habt Ihr wohl den falschen Text erwischt", ahnte einer.

RTL II reagierte binnen weniger Minuten mit einem Kommentar und bat um Entschuldigung. Eine Erklärung für die Panne aber blieb der Sender schuldig. Man analysiere noch die "taktischen Fehler", hieß es bei Facebook.

Offenkundig hoffte das Krisenmanagement des Senders darauf, dass die Panne im WM-Trubel weitgehend unbemerkt bleiben würde. Den Pannen-Beitrag nahmen die Verantwortlichen offensichtlich aus der Online-Mediathek. Alle Ausgaben der RTL II News um 20 Uhr sind abrufbar, nur am Freitag endet das Programm bereits um 19 Uhr mit der Soap "Berlin - Tag & Nacht."

Update: Am Sonntagnachmittag reagierte der Sender auf eine Anfrage unserer Redaktion und bemühte sich, den Vorfall zu erklären: Wenige Sekunden vor Sendungsbeginn sei es zu einer technischen Panne gekommen, erläuterte ein Sprecher. Deswegen habe die Sendung nicht wie geplant aus Berlin starten können.

"Beim kurzfristigen Umschalten auf das Kölner Studio wurde bedauerlicherweise eine falsche Nachricht in den Sendungsablauf geladen und anmoderiert", heißt es dann. Diese sei aber in der Moderation sofort korrigiert worden. "Wir prüfen weiter, wie es dazu kam, entschuldigen uns aber in aller Form bei unseren Zuschauern", teilte der Sprecher mit.

(pst)
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