WM-Sorgen Pele und Rivelino kritisieren Fifa

Sao Paulo · Pele und Rivelino gehören zu den größten und populärsten Fußballern in Brasilien - ihre Meinungen haben Gewicht. Unverblümt formulierten sie knapp vier Wochen vor dem Start der WM (12. Juni bis 13. Juli) ihre Bedenken und übten unter anderem Kritik am Weltverband.

 Fußball-Legende Pele kritisiert die Fifa.

Fußball-Legende Pele kritisiert die Fifa.

Foto: dapd, Vincent Yu

"Der Fifa geht es nur um die Finanzen. Fußball ist aber für das Volk, nur das interessiert keinen", klagte Rivelino im Interview, und Pele verriet: "Ich mache mir Sorgen, große Sorgen."

Der einstige Spielmacher Rivelino und Pele haben viel gemeinsam. Beide standen im Weltmeisterteam von 1970 in Mexiko, beide bestritten 92 Länderspiele in der Selecao, und beide sehen das bevorstehende WM-Spektakel mit großer Skepsis. "Ich glaube, Brasilien hat die große Möglichkeit verpasst, sich bei dieser WM der Welt zu zeigen", sagte Rivelino.

Schlechte Außendarstellung

Die Außendarstellung seines Landes nach den Negativ-Schlagzeilen um Korruption, gewaltsamen Protesten und Geldverschwendung habe gelitten, befürchtet der 68-Jährige und Besitzer von zwei Fußball-Schulen in Sao Paulo. Das Geld spiele leider eine immer größere Rolle bei derartigen Events. "Ich denke, Brasilien hat absurd viel Geld ausgegeben für Stadien, die nicht einmal fertiggestellt sind und nach der WM später keine Bedeutung mehr haben ", klagte Rivelino.

Den möglichen Protesten bei der WM sieht Rivelino, der einstige Aunahmefußballer mit dem Schnauzbart als Markenzeichen, gelassen entgegen. "Wir leben in einer Demokratie und jeder hat das Recht zu protestieren. Es müssen jedoch organisierte und friedvolle Aktionen sein, bei denen nichts zerstört wird, mit Menschen, die etwas bewegen wollen und die nicht die Ausrichtung der WM gefährden."

Der dreimalige Weltmeister Pele betonte, dass der Fußball stets der größte Werbeträger für sein Land war. "Die Proteste waren deshalb nicht gut. Aber die Politik und die Nationalmannschaft sind zwei verschiedene Dinge. Die Spieler können nichts dafür", äußerte der 73-Jährige. Mit Sorgen verfolge er auch die Arbeiten am Stadion des Eröffnungsspiels in Sao Paulo, das noch immer nicht komplett fertig ist. "Ich habe schon öfter gesagt, dass so etwas nicht hätte passieren dürfen. Vor fünf Jahren haben wir den Zuschlag bekommen. Ich bin der Meinung, wir hatten ausreichend Zeit, um die Stadien zu bauen."

"Die Menschen werden ein schönes Land sehen"

In Sachen Sicherheit hat Rivelino keine Bedenken. Brasilien sei ein feierfreudiges Volk. So wie es die Fifa-Leute beschreiben, klinge es so, als ob es nur in Brasilien Gefahren gäbe. "Nur in Brasilien werden Leute umgebracht und sonst passiert nichts auf der Welt?", fragte Rivelino und verspricht: "Die Menschen, die hierher kommen, werden ein sehr schönes Land sehen mit sehr schönen Stränden."

Natürlich wünsche er sich, dass Brasilien den Titel gewinne, aber "ich würde nicht darauf wetten". Die Selecao sei eine gute Mannschaft, aber keine, die ihn begeistern würde. Auch Pele zeigte sich in seien Prognosen zurückhaltend. "Denn zum ersten Mal in der Geschichte hat die Selecao Probleme in der Offensive. Ich sehe Neymar, aber ich sehe zum Beispiel keine starken Flügelspieler", skizzierte Pele.

Mit Wehmut blickte Rivelino zurück in die 70er Jahre, als er zusammen mit Pele die Fans begeisterte: "Wir hatten eine großartige Selecao. Heute sagen viele, dass es die beste aller Zeiten war."

(sid)
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