Kommentar Warum Neymar nie so gut wie Messi wird

Düsseldorf · Neymar ist unbestritten ein toller Fußballer. Vielleicht sogar der Beste der Welt. Und dennoch wird er nie an den Größten dieser Sportart herankommen. Ein Kommentar

 Mal wieder in seiner Rolle: Der Brasilianer Neymar wälzt sich theatralisch auf dem Rasen.

Mal wieder in seiner Rolle: Der Brasilianer Neymar wälzt sich theatralisch auf dem Rasen.

Foto: AP/Sergei Grits

So mancher Gladbach-Fan dürfte sich während der Weltmeisterschaft in Russland erinnern. An ein Spiel vor knapp zwei Jahren, als der FC Barcelona im Zuge der Champions League bei der Borussia gastierte. Damals lief der spanische Klub ohne seinen Superstar auf. Lionel Messi fehlte verletzt. Neymar sollte es richten, lag aber deutlich zu häufig auf dem Rasen, als dass er die Begegnung mit seinem zweifellos vorhandenen Spielwitz verzaubern hätte können. Die irren Schauspieleinlagen des Brasilianers gehen auch bei dieser WM weiter. So weit, dass er nach seinen unzähligen Wiederauferstehungen bald eine Namensänderung in Jesus beantragen könnte. Was Neymar aber nicht versteht: Seine unsägliche Theatralik bringt ihn immer weiter von seinem großen Ziel ab.

Denn Neymar hat einen Traum. Er möchte so gern Weltfußballer werden. Auch aus diesem Grund verließ der 26-Jährige vor der vergangenen Saison den FC Barcelona. Den Messi-Klub. Vor allem, um aus dem Schatten des unerreichbaren Argentiniers zu treten. Und das könnte sogar funktionieren. Wenn er mit der brasilianischen Nationalmannschaft Weltmeister wird. „Bei aller Bescheidenheit, ich bin heute der beste Fußballer der Welt. Denn Messi und Cristiano Ronaldo sind von einem anderen Planeten“, sagte er vor der WM. Ein bisschen Bodenhaftung hat der Brasilianer wohl doch noch behalten. Zumindest außerhalb des Fußballplatzes. Auf dem Rasen ist Neymar oftmals Weltklasse. Manchmal ist er aber einfach nur peinlich.

Und diese Verknüpfung macht es gerade so schade. Dieser tolle Fußballer hätte solche Aktionen gar nicht nötig. Er zeigt sie aber, und das mittlerweile viel zu oft. In der Vorrunde versuchte er auf unsägliche Art und Weise einen Elfmeter zu schinden. Gegen den Fußballzwerg Costa Rica – bravo! Und auch nach dem Achtelfinale gegen Mexiko könnte Neymar in den kommenden Tagen viel Post erhalten. Angebote von jeglichen Schauspielhäusern der Welt dürften eingehen. Man könnte ob dieser bühnenreifen Theatralik beinahe applaudieren, sich herzlich amüsieren – wenn es nicht so unfassbar traurig wäre.

Denn damit bringt sich dieser wunderbare Fußballer um die Anerkennung, die er eigentlich verdient. Dafür, mit welcher Leichtigkeit er seine Gegenspieler stehen lassen kann. Mit welchem Spielwitz er andere Profis auf dem Bierdeckel ausspielen kann. Um die Anerkennung, welch ein Virtuose Neymar am Ball ist. Und deshalb wird Neymar auch ohne Zweifel immer ein toller Fußballer bleiben. Aber er wird nie der Beste der Welt werden. Der zeichnet sich nämlich nicht nur durch sein Können am Ball aus, sondern auch durch sein Benehmen auf dem Spielfeld. Sonst werden die Kinder und Jugendliche dieser Welt bald auch von dieser Fallsucht und Pirouettenkunst infiziert, indem sie versuchen, ihr großes Idol zu imitieren. Auch in seiner Attitüde muss ein Weltfußballer ein Vorbild sein. Messi ist das. Neymar leider nicht.

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