„Fürchterlich“ Neuer-Aus nach Beinbruch versetzt Bayern-Bosse in Schockstarre

München · Erst die verkorkste WM, jetzt das Saison-Aus: Der Unterschenkelbruch von Manuel Neuer wirft viele Zukunftsfragen auf. In München wird ein neuer Torhüter gesucht.

Das Bild von Manuel Neuer im Krankenbett löste bei den Bayern-Bossen Bestürzung aus - daran änderte auch der hochgereckte Daumen des frisch operierten Kapitäns nichts. Klubchef Oliver Kahn reagierte „schockiert“ auf das Saison-Aus des Nationaltorhüters nach einem Skiunfall, für Sportvorstand Hasan Salihamidzic ist es einfach nur „fürchterlich“. Die Führungsetage um den beim Biathlon-Weltcup in Hochfilzen weilenden Trainer Julian Nagelsmann verband nach dem Unterschenkelbruch von Neuer die bange Frage: Wer soll die Nummer eins auf der Triple-Jagd bloß ersetzen?

Vertraut der deutsche Rekordmeister wie zuletzt auf Routinier Sven Ulreich (34)? Wie aussichtsreich ist eine vorzeitige Rückholaktion des an die AS Monaco ausgeliehenen Alexander Nübel (26)? Ist der kroatische WM-Held Dominik Livakovic (27) eine Option? Kahn und Co. schwiegen dazu zunächst.

Sie mussten erst einmal die Schreckensnachricht aus der Unfallklinik Murnau verdauen. „Was soll ich sagen, das Jahresende hätte auf jeden Fall besser laufen können“, teilte Neuer bei Instagram frustriert mit. Auf dem dazu gestellten Bild deutete der 36-Jährige ein tapferes Lächeln an, sein rechtes Bein ist dick verbunden.

Dabei wollte Neuer nach dem WM-Fiasko beim Skitourengehen nur „den Kopf freibekommen“. Kurz darauf lag er auf dem Operationstisch. „Vielen Dank an das Ärzte-Team! Es schmerzt allerdings, dass die aktuelle Saison für mich beendet ist“, schrieb er.

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Foto: dpa/Lennart Preiss

Der nächste harte Nackenschlag nach dem Vorrunden-Aus bei der WM in Katar. Dort ließ der Weltmeister von 2014 die gewohnte Souveränität vermissen. Zwölf Schüsse bekam er in den drei Gruppenspielen aufs Tor - fünf waren drin, bei drei sah er nicht gut aus. „Er hat Fehler gemacht, die man von ihm nicht kennt“, urteilte Lothar Matthäus.

Der deutsche Rekordnationalspieler und Stefan Effenberg forderten einen offenen Konkurrenzkampf im Tor der Nationalmannschaft. Bei den beiden Länderspielen im März wird Bundestrainer Hansi Flick nun auf seine Nummer zwei Marc-Andre ter Stegen setzen, dahinter lauert Kevin Trapp auf seine Chance. „Das ist eine ganz bittere Nachricht zum Jahresende“, sagte Flick zu Neuers Unfall, eine „gute und schnelle Genesung“ sei „aktuell das Wichtigste“. Doch auch für den 57-Jährigen stellt sich die Frage: Kehrt Neuer überhaupt noch einmal zurück und kommt mit Blick auf die Heim-EM 2024 wieder in Bestform?

Neuer, der in Katar mit nun 19 Spielen zum WM-Rekordtorhüter avancierte, hatte einen Rücktritt aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen. Sein Körper zeigt jedoch immer wieder Abnutzungserscheinungen. Vor der WM 2018 war es der Mittelfuß, diesmal die Schulter. Er wirkte beide Male trotz gegenteiliger Beteuerungen nicht hundertprozentig fit.

Sein Vertrag in München läuft noch bis 2024. Die Bosse signalisierten, dass sie ihn verlängern wollen - vor dem Bruch. Die Bayern prüfen jetzt, ob Nübel zurückkehren könnte. Er soll offen dafür sein. Livakovic ist noch keine ernsthafte Option.

Parallel werden die Münchner Neuer „zur Seite stehen und ihn auf seinem Weg zu seinem Comeback begleiten“, wie Kahn versicherte. Neuer werde auch diese schwere Verletzung meistern. Davon ist auch Salihamidzic überzeugt: „Er ist eine starke Persönlichkeit.“

(dör/SID)
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