Im Glasfoyer des Theaters in Krefeld Ausstellung zeigt anderen Blick auf die WM

Krefeld · Im Theaterfoyer werden Bilder gezeigt, die auf die Missstände im WM-Land hinweisen sollen. Die künstlerische Fotoausstellung dokumentiert Schicksale der Arbeitsmigranten, die die Stadien für das Großereignis errichtet haben.

 Ausstellung zur WM in Katar im Theater: Monika Kühn von Amnesty International mit Generalintendant Michael Grosse und Peter-Michael Friedrichs.

Ausstellung zur WM in Katar im Theater: Monika Kühn von Amnesty International mit Generalintendant Michael Grosse und Peter-Michael Friedrichs.

Foto: Matthias Stutte

Kaum ein Thema ist derzeit in der öffentlichen Diskussion so präsent wie die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar, die am Sonntag eröffnet wurde. Die Titelkämpfe sind aufgrund der Vergabe mit starkem Korruptionsverdacht, aufgrund der Menschenrechtsverletzungen im Land sogar nebst Drohungen an Besucher, wenn sie beispielsweise homosexuell sind und dies ausleben möchten, und nicht zuletzt wegen der Situation auf den WM-Baustellen stark in der Kritik. In Deutschland wird die Frage „Boykott oder nicht“ mindestens so stark und hitzig diskutiert, wie die Frage, ob Deutschland gute oder schlechte sportliche Aussichten hat.

Gerade Menschenrechtsaktivisten laufen Sturm gegen die Titelkämpfe und kritisieren sie mit deutlichen Worten. Dazu möchte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International nun zusammen mit dem Theater Krefeld-Mönchengladbach einen Beitrag leisten. Am Donnerstag wurde im Theaterfoyer eine Ausstellung eröffnet, die auf die Missstände im Land hinweisen soll.

Die künstlerische Fotoausstellung dokumentiert die Schicksale der Arbeitsmigranten in Katar, die unter menschenunwürdigen Umständen die protzigen Stadien für das Großereignis errichteten. „Die Situation in Katar ist aus Menschenrechtssicht eine Katastrophe. Die Arbeitsmigranten lebten und leben dort unter menschenunwürdigen Bedingungen und waren stetigen Gefahren für Gesundheit und sogar Leben ausgesetzt. Die Bezahlung war schlecht oder wurde gar nicht geleistet und viele Menschen verloren ihr Leben“, sagt die Sprecherin der Krefelder Gruppe, Monika Kühn.

Tatsächlich ist die Zahl der Opfer auf den Baustellen umstritten. Während die katarische Regierung wenige Dutzend angibt, gehen Menschenrechtsorganisationen von bis zu mehreren Tausend Toten aus. Entsprechend ist das Thema für diese, wie beispielsweise Amnesty International, eines, das die Menschenrechtler keinesfalls unbeachtet lassen wollen. „Die Art, wie die Weltmeisterschaft nach Katar vergeben wurde, war schon äußerst kritikwürdig. Die Arbeitsbedingungen für die Arbeitsmigranten, viel zu kleine, unhygienische Unterkünfte, schlechte Versorgung und dergleichen, machen die Veranstaltung zu einem No-Go. In meiner Nachbarschaft haben wir uns früher bei Weltmeisterschaften immer zum Fußball gucken getroffen. Das gibt es diesmal in der Form nicht. Ich habe mich komplett herausgezogen und werde die Spiele nicht schauen“, sagt beispielsweise Peter-Michael Friedrichs, eines der Gründungsmitglieder der Krefelder Gruppe.

Kühn ergänzt: „Die Regierung gibt an, dass alle Arbeitskräfte vor der Aufnahme der Beschäftigung auf den Baustellen medizinisch untersucht wurden. Es waren junge, kräftige und gesunde Männer. Sie mussten dann bei bis zu über 50 Grad schuften. Viele sind an Hitzschlägen gestorben – für einen Euro in der Stunde, wenn sie Gehalt bekommen haben. Die Hinterbliebenen sind bis heute nicht entschädigt – auch die FIFA hat nichts getan.“ Amnesty verlangt von der FIFA Entschädigungsleistungen in Höhe von rund 400 Millionen Euro an die Arbeiter und ihre Familien.

Das Theater, in dessen Glasfoyer die Ausstellung stattfindet, ist gern dabei. „Wir unterstützen gern den kritischen Blick und finden das Engagement von Amnesty super. Da bieten wir sehr gern eine Plattform. Es ist eine gute Sache und bietet unseren Besuchern die Möglichkeit, sich in den Pausen, vor, oder – zumindest kurz – nach dem Besuch unserer Aufführungen mit dem Thema sehr eindrücklich auseinander zu setzen. Hier geht es um Grundwerte, für die wir auch mit unserem Programm stehen: Menschenrechte, Menschenwürde und eine Gleichheit aller Menschen. Darum sind wir glücklich und ein Stück weit stolz, hier eine Plattform bieten zu können und stehen total zu dieser Ausstellung und ihren Aussagen“, sagt die Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit des Theaters, Sabine Mund.

Von den insgesamt 30 Bildern des Fotografen Mohamed Badarne wählten die Aktivisten 24 aus, die nun zu jeweils zwei in einem Rahmen präsentiert werden. Sie zeigen in erschreckender Klarheit die Lebenssituation der Arbeiter auf den Baustellen und dokumentieren das Leid und die Qual, die hinter den Hochglanzbildern stehen, die bis zum 18. Dezember in die Wohnzimmer der Welt geliefert werden.

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