Kolumne Die WM aus Amateursicht Auch Glück spielt eine entscheidende Rolle

Meinung · In seiner letzten WM-Kolumne vor dem Endspiel zwischen Argentinien und Frankreich schreibt Amateurtrainer Andreas Schwan über die Entwicklung des Franzosen Antoine Griezmann, wie man die Effizienz vor dem Tor erhöhen kann und welche Erkenntnisse er für seine Arbeit mitnimmt.

Antoine Griezmann ist für Andreas Schwan ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Franzosen.

Antoine Griezmann ist für Andreas Schwan ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Franzosen.

Foto: AP/Christophe Ena

Mit Frankreich und Argentinien stehen zwei der drei Teams im WM-Finale, die ich vor dem Turnier als Favoriten auf dem Zettel hatte. Die dritte Mannschaft war Brasilien. Im Halbfinale konnte man sehen, was es benötigt, um aus einem guten ein sehr gutes Turnier zu machen: Effizienz vor dem Tor. Denn auch Kroatien und insbesondere Marokko haben eine super WM gespielt – am Ende stehen aber die beiden Teams im Endspiel, die ihre Torchancen nutzen konnten.

Auch wenn das natürlich eine einfache und banale Erkenntnis ist, die sowohl für den Profifußball auf absolutem Topniveau als auch bei uns im Amateurbereich gilt: Das Team mit der höheren Effizienz wird sich meistens durchsetzen. Da stellt sich uns Trainern die Frage, wie man die Effizienz seiner Mannschaft vor dem Tor erhöhen kann? Meiner Meinung nach spielen drei Aspekte eine Rolle. Es geht um Abläufe, Konzentration und Spielglück. Zum einen geben wir unseren Spielern in Nettetal durch gezieltes Training genaue Abläufe mit auf den Weg, die ihnen im Spiel helfen sollen. Dinge wie Zeit- und Gegnerdruck lassen sich im Training zwar nicht zu 100 Prozent nachstellen: Dennoch lohnt es sich, Situation zu simulieren – seien es Angriffe über die Flügel oder durch das Zentrum – damit Spieler eine gewisse Routine in der Offensive entwickeln können. Der zweite Punkt ist die Konzentration. Wenn der volle Fokus, das Tor erzielen zu wollen, nicht da ist, wird der Spieler in diesem Moment auch nicht erfolgreich sein. Neudeutsch wird da auch immer wieder von der Gier auf Tore gesprochen. Zuletzt kommt es auch auf das gewisse Spielglück an, es gibt einfach Situationen, in denen der Zufall entscheidet. Geht der Ball an den Innenpfosten oder einen Zentimeter weiter rechts ins Tor? Ist das Bein des Verteidigers entscheidend dazwischen oder fälscht er, wie bei Frankreich gegen Marokko, unglücklich ab, sodass ein Tor entsteht? Das Spielglück nimmt eine entscheidende Rolle im Fußball ein, das sehen wir immer wieder: Sei es im WM-Halbfinale oder bei unseren letzten Partien mit Union gegen MSV Düsseldorf, Cronenberg und Sonsbeck, in denen eher der Gegner das nötige Quäntchen Glück auf seiner Seite hatte.

Ein Wort noch zum Franzosen Antoine Griezmann, der in seiner Karriere Stürmer, hängende Spitze und Außenspieler war, nun aber im Mittelfeld aufläuft: Er ist bei diesem Turnier für Frankreich ein absolutes Schlüsselelement. Griezmann zeigt, dass sich ein Spieler im Laufe der Jahre anhand seiner Fähigkeiten immer weiterentwickeln kann und genau da zum Einsatz kommt, wo er dem Team am meisten hilft.

Insgesamt nehme ich für mich zwei wichtige Erkenntnisse aus dieser WM mit. Anders als früher, wo eine überragende Offensive meist ausgereicht hat, muss eine Mannschaft heutzutage unbedingt eine gute Balance zwischen Angriff und Verteidigung aufweisen, um am Ende ganz oben zu stehen. Das bedeutet, dass die starken Offensivkräfte auch defensiv denken müssen. Außerdem haben wir gelernt, dass sich nicht immer die beste Mannschaft durchsetzt, weil es neben fußballerischer und individueller Qualität eben auch auf die Mentalität ankommt. Das hat der Erfolg von Marokko gezeigt, aber auch der Sieg Saudi-Arabiens gegen den möglichen Weltmeister Argentinien. Da wird dann deutlich: Mentalität schlägt Qualität – das wird auch jeder Amateurfußballer kennen.

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