WM-Gastgeber Katar bestätigt Verhaftung von zwei Menschenrechtlern

Doha · Die Regierung des künftigen WM-Gastgebers Katar hat am Wochenende die Verhaftung von zwei zuvor vermissten Mitarbeitern der Menschenrechts-Organisation GNRD aus Großbritannien bestätigt.

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Foto: dpa/Alexander Hassenstein

Angaben des katarischen Außenministeriums befinden sich Krishna Upadhaya (52) und Ghimire Gundev (32) seit dem 31. August in Polizeigewahrsam und würden weiterhin wegen Verstößen gegen nationale Gesetze vernommen. Vertreter der britischen Botschaft in Katar hätten das Duo, das in dem Emirat zu den Arbeitsbedingungen von Ausländern auf Baustellen für die Fußball-WM 2022 recherchierte, besucht.

Die GNRD teilte inzwischen mit, dass die britischen Behörden eine Botschaft von Upadhaya an seine Familie weitergeleitet hat. "Wir sind wegen Problemen mit unserer Dokumentation festgenommen worden. Mir geht es gut. Um mich wird sich gekümmert, und ich werde bald zu Hause sein", zitierte die GNRD aus der Nachricht ihres Mitarbeiters.

Durch die Bestätigung der Verhaftung kam Katar einer Forderung der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) nach Informationen zum Verbleib des seit Ende August vermissten Duos mit mehrtägiger Verzögerung nach. Upadhayas und Gundevs "erzwungenes Verschwinden" hatte AI am vergangenen Donnerstag als "extrem beunruhigend" bezeichnet und bereits in Zusammenhang mit der Arbeit der beiden nepalesischstämmigen Briten für die GNRD gebracht. Bereits vor der nun bestätigten Festnahme hatte Upadhaya sich gegenüber Kollegen beklagt, von der katarischen Polizei "belästigt und verfolgt" zu werden.

Aufgekommene Mutmaßungen über mögliche Folter der verhafteten Menschenrechtler wies Katar zurück: "Alle Maßnahmen, die wir gegen die festgenommenen Briten ergriffen haben, stehen in Einklang mit den in unserer Verfassung verankerten Menschenrechten."

Katar steht wegen der Zustände auf den Baustellen für die WM-Endrunde in acht Jahren seit Monaten massiv in der Kritik. Bei den Arbeiten an verschiedenenen WM-Projekten sind schon Hunderte Gastarbeiter, vor allem aus Nepal und Indien, ums Leben gekommen.

Platini: WM-Vergabe nach Katar kein Fehler

Uefa-Boss Michel Platini bedauert dennoch weiterhin nicht, bei der WM-Vergabe 2022 im Dezember 2010 für das Emirat Katar votiert zu haben. "Es war kein Fehler, für Katar zu stimmen", sagte der 59-Jährige im Interview der Bild am Sonntag.

Der Welt am Sonntag sagte er zu den Vergaben der WM-Endrunden 2018 an Russland und 2022 an Katar: "Ich habe mit Katar und Russland Länder ausgesucht, die noch nie in den Genuss einer WM-Austragung gekommen sind. Im Blick auf die Entwicklung des Fußballs war das die richtige Entscheidung."

Die Kritik an den Bedingungen für Tausende Gastarbeiter in Katar sei wichtig gewesen: "Katar steht jetzt im Fokus, jeder weiß von den Problemen, die es gibt. Auf die Katarer wird internationaler Druck ausgeübt, und den Menschen wird jetzt geholfen." Er habe das Gefühl, so Platini, "dass sich die Dinge in Katar verbessern. Am Ende muss man sehen, wie weit das geht. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir es mit einer anderen Kultur zu tun haben".

Gleichzeitig sprach sich Platini erneut für eine Verlegung des Turniers in den Winter aus. "Ich habe immer gesagt, dass wir im Winter spielen müssen. Wenn wir nur danach gehen, dass es im Sommer nicht 50 Grad sein darf, dann könnte ein Teil der Welt nie eine WM bekommen. Das wäre nicht gut", betonte Platoche.

(sid)
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