60 Jahre Wunder von Bern Jubiläumsschau im deutschen Teamhotel

Spiez · Sechs Jahrzehnte nach dem deutschen 3:2-Finalsieg gegen Ungarn bei der Fußball-WM 1954 in der Schweiz sind sich dort zwei der damaligen Spieler wiederbegegnet.

 Trafen im WM-Finale 1954 aufeinander: Horst Eckel (l) aus Deutschland und Jeno Buzanszky aus Ungarn

Trafen im WM-Finale 1954 aufeinander: Horst Eckel (l) aus Deutschland und Jeno Buzanszky aus Ungarn

Foto: dpa, nic

Im einstigen Quartier des Herberger-Teams umarmten sich am Donnerstagabend Deutschlands Außenläufer Horst Eckel (82) und Ungarns Verteidiger Jeno Buzánszky (88). Anlass war die Eröffnung der Ausstellung "60 Jahre Wunder von Bern" im Hotel Belvédère in Spiez.

In dem Alpenhotel am malerischen Thunersee war der "Geist von Spiez" entstanden. Diese Mischung aus Wohlfühlen, Harmonie, Kameradschaft und Siegeswillen soll damals zum WM-Erfolg der Elf von Trainer Sepp Herberger beigetragen haben.

Quartier gab Ruhe und Kraft

"Unser Quartier war dafür wichtig", sagte Eckel. "Hier gab es Ruhe, wir konnten spazieren gehen und schwimmen." Schmunzelnd fügte er mit Blick auf die bevorstehende WM hinzu: "Wenn sich unsere Jungs in ihrem Quartier in Brasilien auch so wohlfühlen, wird Deutschland wieder Weltmeister."

Buzánszky hingegen berichtete, Pech mit der Unterkunft habe damals möglicherweise zu der überraschenden Niederlage des Favoriten in Bern beigetragen: "Wir wohnten in einem Stadthotel in Solothurn. Da fand in der Nacht vor dem Endspiel ein Blasmusikfest statt. Keiner von uns konnte schlafen."

Herberger hatte sich bei der Quartiersuche wohlweislich gegen ein Hotel in einer Stadt entschieden, wie Ausstellungskurator Johann Schlüper von der Deutschen Akademie für Fußballkultur berichtete. "Er zog die Idylle und Ruhe am Thunersee vor. Ein Hotel im Zentrum von Solothurn lehnte er auch ab, weil es neben einer Kirche mit ständigem Glockenläuten stand."

Die Spiezer Erfahrungen vor sechs Jahrzehnten haben bei der Entscheidung für das deutsche WM-Quartier "Campo Bahia" in Brasilien - eine neuerbaute luxuriöse Bungalowanlage am Meer - wohl auch mit reingespielt "Ich bin sicher, dass wir uns dort sehr wohlfühlen werden", sagte Team-Manager Oliver Bierhoff laut Mitteilung des Deutschen Fußball-Bundes. "Wir können dort ebenso trainieren wie regenerieren und uns konzentrieren."

Ausstellung würdigt das Finale von 1954

Die Spiezer Jubiläumsausstellung, die bis zum 30. September läuft, lässt auch die enorme Spannung des Endspiels 1954 nachvollziehen. Neben etlichen Erinnerungsstücken wie Originaltrikots gehört die Bildergalerie "Die neunzig legendären Minuten von Bern" dazu: 90 Fotos - ein Bild pro Spielminute - lassen das historische Match Revue passieren.

An die WM-Wochen erinnert auch der neu gestaltete Spiezer Uferweg. Der deutsche Trainer soll bei Spaziergängen in traumhaft schöner Landschaft seine Spieltaktik überdacht haben. Geschnitzt von Künstlern stehen am Wegesrand Holzskulpturen von drei der WM-Helden: Herberger (1897-1977), Mannschaftskapitän Fritz Walter (1920-2002) und Siegtorschütze Helmut Rahn (1929-2003). Auf Sitzbänken sind Sinnsprüche zu lesen. Darunter der berühmte Satz des einstigen englischen Nationalstürmers Gary Lineker: "Fußball ist ein Spiel, bei dem 22 Mann einem Ball hinterher laufen und am Ende gewinnt immer Deutschland."

(dpa)
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