Deutscher Gegner in der WM-Qualifikation Irland startet ohne Giovanni Trapattoni in eine neue Ära

Köln · Kein Trainer, praktisch keine Chance mehr auf die WM: Im Spiel eins nach der Ära Giovanni Trapattoni steckt der irische Fußball mitten im Umbruch.

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Foto: dpa

Feiern werden die irischen Fans auf jeden Fall. Ganz egal, wie das Gastspiel ihrer Nationalmannschaft am Freitag (20.45 Uhr/Live-Ticker) in Köln gegen die DFB-Elf auch ausgehen wird. Gleich mehrere Pubs in der Domstadt haben sich auf die Anhänger der "Boys in Green" eingerichtet und locken ihre Kunden mit Sonderpreisen — schließlich hat an der Trinkfreudigkeit der irischen Fans auch das so gut wie sichere Aus für die WM 2014 in Brasilien nichts geändert.

Beim nationalen Verband FAI ist nach dem Scheitern dagegen für "business as usual" kein Platz mehr. Schon in Spiel eins nach der Trennung von Giovanni Trapattoni als Nationaltrainer ist die Richtung klar: Der veraltete Fußballstil soll modernisiert werden. Doch wer die schwere Aufgabe übernehmen wird, ist noch offen. Gegen Deutschland wird interimsweise der ehemalige U21-Trainer Noel King das Team betreuen.

"Es gibt eine Menge Interessenten für den Job. Wir haben mit einigen Kandidaten gesprochen, aber das ist alles, was ich sagen kann", sagte FAI-Sportdirektor Ruud Dokter vor dem 500. Pflichtspiel der irischen Nationalmannschaft. Seit April ist der Niederländer im Amt. Seine Hauptaufgabe: den irischen Fußball an die Gegenwart anpassen. Dem 74-jährigen Trapattoni traute er diese Zukunftsaufgabe nicht mehr zu.

"Die Iren können wahnsinnig gut verteidigen, sie sind unheimlich gut organisiert. Sie gehen immer hohes Tempo und fighten bis zum Umfallen, egal ob es 0:1 oder 0:3 steht", beschrieb Joachim Löw die Spielweise des Gegners. Gleichzeitig betonte der Bundestrainer aber auch: "Sie können ihre Spielweise nicht verändern. Sie sind nicht unbedingt Weltmeister im Ballhalten oder Tempoverschleppen." Dieser Stil, so Löw, liege auch an der irischen Mentalität.

"Ein langfristiger Prozess"

Das weiß auch Dokter: "Man muss dies beibehalten, aber das Spiel hat sich entwickelt, und man muss sich anpassen. Das ist der Schlüssel", sagte der Niederländer: "Das braucht Zeit, denn es ist ein langfristiger Prozess. Ich weiß aber, wohin ich will."

Auf dem Weg in die Moderne soll vor allem eine verstärkte Nachwuchsarbeit helfen. Ein Kritikpunkt an der Arbeit Trapattonis war auch, dass er die Nachwuchsmannschaften vernachlässigt haben soll. "Ich höre immer, wir haben keine technisch starken Spieler. Die haben wir. Wir brauchen aber kreative Spieler. Deshalb sollte der Trainer den Fokus darauf legen, schon den Kindern und Jugendlichen Fehler zuzugestehen", meinte Dokter: "Anstatt immer nur stoppen und passen und auf das Ergebnis schauen, müssen wir Kreativität entwickeln."

Zunächst einmal geht es aber am Freitag gegen Deutschland. Das 1:6 im Hinspiel ist noch immer in den Köpfen des Teams, das diesmal allerdings mit den drei Rückkehrer Darron Gibson (Everton), Andy Reid (Nottingham) und Anthony Stokes (Celtic Glasgow) antreten wird.
Das Trio war bei Trapattoni in Ungnade gefallen.

Doch auch in taktischer Sicht wird es erste Änderungen geben, das 4-4-2 des Italieners wird einem moderneren 4-5-1 weichen. "Dieser Schritt ist längst überfällig. Nicht mehr viele Mannschaften spielen 4-4-2", sagte Reid. Ein Problem kann aber auch ein neues System nicht überdecken: das der Qualität.

Kapitän und Stürmer Robbie Keane (Los Angeles Galaxy) ist zwar mittlerweile auch schon 33, aber immer noch der einzige Spieler, der internationalen Ansprüchen genügt. Auch deshalb wies Interimscoach King das Ansinnen von Keanes Verein zurück, den Rekord-Nationalspieler nach dem Deutschlandspiel in die USA zurückkehren zu lassen.

(sid)
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