Twitter staunt über das #WortzumSonntag "Huch, die spielen ja aufs falsche Tor"

Das Wort zum Sonntag setzte an diesem Wochenende auf das Thema Fußball. Dreieinhalb Minuten lang sprach die Frankfurter Pastoralreferentin Verena Maria Kitz zu mitternächtlicher Stunde in der WM-Halbzeitpause mit Fußball-Fans wie mit Dreijährigen. Jetzt fliegt ihr das Ganze bei Twitter um die Ohren.

 Die katholische Pastoralreferentin Verena Maria Kitz rief im Wort zum Sonntag zum Seitenwechsel auf.

Die katholische Pastoralreferentin Verena Maria Kitz rief im Wort zum Sonntag zum Seitenwechsel auf.

Foto: Screenshot ARD

Es ist oft Anliegen der Kirche, die Sprache ganz normaler Menschen zu sprechen. Ein grundsätzlich guter Gedanke: So erreicht man besser seinen Adressaten. Was Verena Maria Kitz am Samstag in der Halbzeitpause des Spiels Italien gegen England versuchte, geriet jedoch eher zum Bumerang.

Sie versuchte, aus dem Fußballspiel Lehren für das Leben abzuleiten. Ihr Thema : der Seitenwechsel, und zwar als Symbol für ihr Anliegen, doch einmal eine neue Perspektive einzunehmen und Verständnis für andere zu entwickeln.

Ein echtes, unfreiwillig komisches TV-Highlight war das gestrige #DasWortZumSonntag in der Halbzeitpause. Herrlich! #Realsatire

Doch ihr Versuch, die Sprache der Fußball-Fans aufzugreifen, löste bei den meisten Zuschauern vermutlich eher Verwunderung aus. Schon gleich zu Beginn versuchte sich Kitz mit einer — um im Bild zu bleiben — Grätsche von hinten, als sie den Fernsehzuschauern hinterherrief: "Halt, warten Sie bitte noch einen Moment, bevor Sie gleich das Bier holen für die zweite Halbzeit."

Zur Begründung zog sie einen vermutlich selbstironisch gedachten Vergleich zur Halbzeitpause der Spieler in Brasilien: Die Fußballspieler in Manaus, die hörten ja schließlich auch gerade die Kabinenpredigt von ihren Trainern und würden ins — aufgepasst- Gebet genommen! Für die TV-Zuschauer gebe es jetzt eben hier das Wort zum Sonntag.

Komplett fassungslos über #daswortzumsonntag. Die Frau müssen Seitenwechsel hart mitgenommen haben. Huch, die spielen ja aufs falsche Tor.

Hinzu kommt: Kitz spricht deutlich, sehr betont und nutzt einfache Sprachbilder, damit man sie auch versteht. Sie lächelt viel, weitet manchmal die Augen. Man kennt das, viele Geistliche machen das so in der Predigt. Manchmal auch Eltern mit Kindern. Dumm nur, dass der Kontrast zu einem energiegeladenen Stadion und den aufgeregten Kommentaren der Sportreporter nicht größer sein könnte. So musste das Wort zum Sonntag fast zwangsläufig wie ein Fremdkörper daherkommen.

Bei Twitter sorgte Kitz' Auftritt umgehend für großes Erstaunen und ironisch durchsetztes Gelächter. Vor allem eine Passage löste Kopfschütteln aus: "Also ich, ich bekomme am Anfang der zweiten Halbzeit immer erst mal einen Schreck. Und denke: Huch, die spielen ja aufs falsche Tor", führte Kitz in ihr Thema ein, augenscheinlich im Bemühen, Sensibilität zu wecken.

Dies aber ist das elfte Gebot: Du sollst dich, als Kirche, nicht anbiedern - denn du wirst klingen wie ein Idiot. #wortzumsonntag

Die Spieler seien dadurch doch Veränderungen ausgesetzt, und müssten jetzt auf das Tor spielen, hinter dem die Fans des Gegners stehen. Der Seitenwechsel, so ihre treffsichere Analyse, diene dazu Vor- und Nachteile neu zu mischen. Und das könne man doch auch mal auf das eigene Leben übertragen: "Etwa bei Ihnen zuhause, vor dem Fernseher. Wenn etwa die, die sonst immer das Bier holen müssen, in der zweiten Halbzeit gemütlich sitzen bleiben können und von den anderen bedient werden. Und umgekehrt."

Sie spinnt den Faden weiter, bemüht auch globale Perspektivwechsel. So dass sich ein Zuschauer mal vorstellt, wie sich das Leben in einer verarmten Favela oder als ausgebeuteter Arbeiter auf der Kaffeeplantage anführt. Doch zu diesem Zeitpunkt ist das Wort bereits im Gelächter von Twitter verhallt.

Also ich habe nach einem Seitenwechsel noch nie "Huch, die spielen ja jetzt aufs falsche Tor" gedacht... #WortzumSonntag

Wer mag, kann sich das "Wort zum Sonntag" mit Verena Maria Kitz auf den Webseiten der ARD noch einmal anhören.

(pst)
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