Frauenfußball, Eishockey und Co. Das ist das sportliche Alternativprogramm zur WM in Katar
Köln · Die Fußball-WM steht an, die Bundesliga pausiert bis in den Januar hinein. Sportarten, die sonst vom Männer-Fußball überstrahlt werden, wollen die Gelegenheit nutzen, um neue Fans in ihre Arenen zu locken.
Im Nürnberger Max-Morlock-Stadion werden am kommenden Sonntag rund 17.000 Fußballfans erwartet. So weit, so gewöhnlich - doch was zunächst nach tristem Alltag in der 2. Bundesliga klingt, ist auf den zweiten Blick sehr besonders. Denn nicht die Männer des 1. FCN treten dort an, sondern die Frauen - im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den Deutschen Meister und Titelverteidiger VfL Wolfsburg.
Die Fußballerinnen des Clubs, aktuell Sechste in der 2. Bundesliga, trugen ihre Heimspiele vergangene Saison vor durchschnittlich etwas mehr als 100 Zuschauerinnen und Zuschauern aus. Für die Partie am Sonntag (14 Uhr) aber sind bereits über 14.000 Tickets verkauft - Rekord für ein DFB-Pokalspiel, das kein Finale ist.
„Wir können das für uns nutzen. Es besteht die Möglichkeit, dass viele Fans Spiele live vor Ort sehen wollen“, hatte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg zuletzt mit Blick auf die anstehende WM in Katar und die damit einhergehende lange Winterpause der Profi-Kicker gesagt. Sie sollte Recht behalten: Wie das Beispiel aus Nürnberg zeigt, kann der Frauenfußball in hohem Maße von der Situation profitieren.
Profitieren will in den kommenden Wochen auch die Deutsche Eishockey Liga (DEL). „Ich glaube schon, dass der ein oder andere Bundesliga-Zuschauer dann auch mal zum Eishockey geht“, sagte Geschäftsführer Gernot Tripcke dem SID: „Und dann hoffen wir, dass sie auch bleiben.“
Für die DEL bedeutet die veränderte Situation auch logistische Vorteile: Neben dem „Winter Game“ gegen die Adler Mannheim am 3. Dezember werden im Zeitraum der Fußball-Pause zwei weitere Heimspiele der Kölner Haie im lokalen Fußballstadion ausgetragen. „Ich denke, dass es nach außen ausstrahlt und einen positiven Effekt hat, wenn man mehrfach vor mehr als 30.000 Zuschauern spielen kann“, so Tripcke.
Stefan Holz hat sich da bislang weniger Gedanken gemacht: „Wir spielen einfach unsere Saison weiter - unabhängig von Katar“, sagte der Geschäftsführer der Basketball Bundesliga (BBL). Doch auch der 56-Jährige hofft, dass so mancher Fan, „der dem umstrittenen WM-Turnier bewusst nicht folgen will, dann bei uns landet.“
Die ungewohnte Winter-WM mitten in der Saison sorgt aber nicht überall für Optimismus: „Natürlich treten wir in der Zeit gegen den Fußball an. Das wird es uns eher zusätzlich schwer machen“, fürchtet Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL), insbesondere aufgrund der Omnipräsenz des Turniers im TV. Die Fußball-WM müsse zukünftig zwingend zurück an ihren „angestammten Platz“.
Bohmanns Worte zeigen: So richtig einig ist man sich nicht unter den Sport-Funktionären, die es gewohnt sind unter der Dominanz des Männerfußballs zu leiden. Und doch ist die Hoffnung vielerorts groß, in den kommenden Wochen zumindest ein paar zusätzliche Fans in die Arenen zu locken - oder eben zahlreiche wie die Frauen des 1. FC Nürnberg.