BVB-Talent mit WM-Chance Warum Moukoko mit seinen Fähigkeiten wichtig für Flicks WM-Kader wäre

Analyse | Dortmund · Das Talent von Borussia Dortmund wird am ersten Tag der Fußball-WM 18 Jahre alt. Nominiert Bundestrainer Hansi Flick ihn für das Turnier, würde er zum jüngsten deutsche Spieler bei einer WM. Mit seinem Stil weist er unter den deutschen Offensivspielern ein Alleinstellungsmerkmal vor, das dem DFB-Team gut tun würde.

 Auch gegen den VfL Bochum zeigte Youssoufa Moukoko, welche Qualitäten ihn im Offensivspiel ausmachen.

Auch gegen den VfL Bochum zeigte Youssoufa Moukoko, welche Qualitäten ihn im Offensivspiel ausmachen.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Youssoufa Moukoko spielte als Zwölfjähriger in der U 17 von Borussia Dortmund, mit 14 gegen 18-Jährige bei den A-Junioren und mit 17 für die U-21-Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes. Im zarten Alter von 16 Jahren und einem Tag feierte er sein Bundesliga-Debüt, gut zwei Wochen später stand er in der Champions League auf dem Platz. Am Wochenende hat er im Spiel gegen den VfL Bochum seine Bundesliga-Treffer zehn und elf erzielt, 17 Jahre und 350 Tage war er da alt – nie war einer jünger, der diese Marke erreichte. Und nun könnte dieser Wunderknabe Deutschlands jüngster Spieler bei einer WM sein. Wenn das Turnier in Katar beginnt, feiert Moukoko seinen 18. Geburtstag.

Die meisten Fußball-Fans finden, dass sein Name auf die endgültige Liste der WM-Starter gehört, die Bundestrainer Hansi Flick am Donnerstag der Welt enthüllen wird. Nicht repräsentative Umfragen von TV-Privatsendern geben da ein klares Stimmungsbild. „Mouki muss mit“, dröhnte beispielsweise Sport1 – nicht nur, weil sich die drei „M“ so schön ins Ohr schleichen.

Für Moukoko wäre eine WM-Teilnahme die Fortsetzung einer bemerkenswerten Karriere. Schließlich dürfte der Mittelstürmer, der für den Titelkandidaten Dortmund am Dienstag (18.30 Uhr) vor vollem Haus in Wolfsburg sein 43. Bundesligaspiel machen könnte, eigentlich noch am Sonntagmorgen vor einer sehr übersichtlichen Zuschauerschar bei den A-Junioren auflaufen. Doch dort war er nach Einschätzung fachkundiger Wegbegleiter schon vor zwei Jahren „grotesk unterfordert“.

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Bei den Erwachsenen lief es allerdings zum ersten Mal in seinem Fußball-Leben nicht ganz so glatt. Zu Beginn dieser Saison musste Moukoko sich hinter dem kurzfristig als Ersatz für den erkrankten Sébastien Haller verpflichteten Anthony Modeste einreihen, das Missbehagen war ihm anzusehen. Im Verlauf der Serie aber hat er dem doppelt so alten Konkurrenten den Rang abgelaufen. Und die beiden Treffer gegen Bochum unterstrichen seine erstaunlichen Fähigkeiten. Beim ersten Tor schmetterte er den Ball nach gewonnenem Zweikampf kurz vor der Strafraumlinie mit seinem starken linken Fuß sehr zur Überraschung des Bochumer Torhüters Manuel Riemann mit einer Wucht ins Netz, die auf deutschen Fußballplätzen zuletzt von Lukas Podolski vorgeführt worden war. Beim zweiten Tor hob er den Ball mit dem Feingefühl des Könners und dem rechten Fuß über den zu weit vor dem Kasten postierten Riemann ins Ziel.

Er kann aber noch mehr, was ihn für Flicks Auswahl qualifiziert. Sein Dortmunder Fußballlehrer Edin Terzic stellte ihm im besten Trainer-Deutsch dieses Zwischenzeugnis aus: „Er bewegt sich immer besser zwischen den Ketten und gibt uns dadurch Räume.“ Über diese Räume würde sich auch Flick freuen, denn sie sind das Geheimnis des Erfolges. Wer gestaffelte Reihen durch kluges Positionsspiel überwindet, für den öffnet sich der Weg zum Tor.

Das klingt jedoch nur einfach, es ist schon die hohe Schule. Moukoko beherrscht diese Kunst bereits verblüffend gut. Und er unterscheidet sich von den anderen Raumdeutern in der Offensive (Leroy Sané, Thomas Müller, Kai Havertz, Serge Gnabry) dadurch, dass er häufig den klaren Weg des echten Mittelstürmers geht, nicht den Umweg über Flügel wie Gnabry, den Halbraum wie Sané oder fröhliche Anarchie wie Müller. Moukoko kann also ein Alleinstellungsmerkmal vorweisen, das ihn auch von einem weiteren Kandidaten für Flicks Offensive unterscheidet. Der Bremer Niclas Füllkrug (29) steht für Körperlichkeit, und sein natürlicher Lebensraum ist der Strafraum. Er ist damit ein Mann für die besonderen Fälle einer WM, wenn es mal die Brechstange sein soll. Der Dortmunder Stürmer fühlt sich in der Endzone ebenfalls wohl, aber er wartet dort nicht, er holt sich das Spiel. Mit dem Ball am Fuß ist er geradliniger als die Konkurrenten. Auch deshalb muss es nicht Moukoko oder Füllkrug heißen, sondern durchaus Moukoko und Füllkrug.

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Foto: dpa/Christian Charisius

Das sehen nicht alle so. Der ehemalige Nationalspieler Stefan Effenberg führt die Riege der Experten an, die dem Nachwuchsmann noch ein bisschen Zeit zur Entwicklung geben wollen. „Die WM“, sagte Effenberg im Fußball-Stammtisch von Sport1, „kommt zu früh für Moukoko.“ In der Offensive habe Deutschland genügend Qualität. Auch Terzic steht ein wenig auf der Euphorie-Bremse. „Wir werden ihm helfen, noch besser zu werden“, versprach der Dortmunder Coach. „Noch besser“ bedeutet: Zur EM in Deutschland kommt Flick an Moukoko nicht mehr vorbei. Der Stürmer wäre dann immer noch erst 19.

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