Mehr Gier, weniger Fehler Was im deutschen Spiel gegen Spanien besser werden muss

Meinung | Düsseldorf · Das DFB-Team hat gegen Japan viel vermissen lassen. Vor allem wirkte es in vielen Situationen ängstlich. Das muss es gegen Spanien zwingend abstellen und mehr Gier zeigen.

Deutschland - Japan: Noten und Einzelkritik füs DFB-Team
18 Bilder

Deutschland - Japan: die DFB-Elf in der Einzelkritik

18 Bilder
Foto: AFP/ADRIAN DENNIS

Das 1:2 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen leidenschaftlich kämpfende Japaner hat die Schwachstellen im Team von Bundestrainer Hansi Flick schonungslos offengelegt. In der Analyse des Spiels sind sich alle Experten nahezu einig: Das Spiel wurde nicht erst in den letzten 20 Minuten verloren – nein: die Niederlage deutete sich bereits früher an, und die Verbesserungspotenziale ziehen sich quer durch alle Mannschaftsteile.

Torwart Manuel Neuer, der zweimal bravourös hielt, sei hier einmal ausgenommen.

Die größte Baustelle ist definitiv die Abwehr – und die dort leider nicht vorhandene Stabilität. Das Experiment mit den beiden Dortmundern Nico Schlotterbeck und Niklas Süle ist missglückt, da konnte sich Abwehrchef Antonio Rüdiger in der Mitte noch so sehr mühen.

Gegen die offensive Wucht der Spanier muss Flick zu einer stabilen Viererkette zurückkehren, die stabil steht und auch nach vorne Sicherheit ausstrahlt. Matthias Ginter sollte nach seiner bisherigen Top-Saison beim SC Freiburg verdientermaßen den Weg in die Startelf finden, auch Vereinskollege Christian Günter sollte ein Thema sein.

Überlegenswert ist auch der Zug, Joshua Kimmich aus dem Mittelfeld auf die rechte Abwehrseite zu ziehen – gegen Japan blieb er bis auf die schöne Flanke auf David Raum, der den Elfmeter zum 1:0 herausholte, blass. Ilkay Gündogan dagegen zeigte, warum er Kapitän bei Manchester City ist – er übernahm Verantwortung beim Elfmeter, er hatte Pech mit einem Pfostenschuss, und als er vom Feld ging, ging die Ordnung verloren. Eine Auswechslung ohne Not, die sich nicht wiederholen darf, und einer der Mosaiksteine der sich ankündigenden Pleite.

Angekündigt hatte sich das Desaster auch, als die Deutschen reihenweise beste Chancen versemmelten, etwa durch Serge Gnabry oder Jonas Hofmann. Der Auftritt von Kai Havertz war zudem nicht WM-Startelf-tauglich, der ehemalige Leverkusener fand sich vorne nie zurecht. Der Mann vom FC Chelsea hat seine Chance gehabt und vertan – die Zeit ist reif für einen echten Neuner.

Niklas Füllkrug sollte seine Chance gegen Spanien von Anfang an bekommen. Er wird sich zerreißen – so wie es die Japaner insgesamt taten, von der Nummer 1 bis zum letzten Betreuer.

WM 2022: Protest gegen die Fifa​ - Deutsche Spieler halten sich den Mund zu​
9 Bilder

Deutsche Nationalspieler halten sich aus Protest den Mund zu

9 Bilder
Foto: AP/Ebrahim Noroozi

Denn auch das war augenfällig: Eine echte Mannschaft stand da für Deutschland irgendwie nicht auf dem Platz, viele Spieler wirkten ängstlich, strahlten kaum Selbstbewusstsein aus, verweigerten sich sogar als Anspielstation.

Wer gegen die spanischen Pass-Maschinen mit Angst auf den Platz tritt, wird keine Chance haben. Diese Angst muss aus den Köpfen. Und ob es Hansi Flick gelingt, bis zum kommenden Sonntag bei seinen Spielern die Gier zu wecken, jeden Zweikampf so zu führen, als wäre es der letzte, dürfte wohl die schwierigste Aufgabe des Bundestrainers sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort