Fifa-Präsident findet deutliche Worte Sepp Blatter: "Untragbare Situation in Katar"
Zürich · Solch klare Worte hat es von Joseph Blatter zum Thema Katar noch nicht gegeben: Der Fifa-Chef nennt die Situation im Emirat untragbar. Beheben könne die Missstände aber nicht der Weltverband. Blatter sieht die Wirtschaft und Politik gefordert.
Fifa-Präsident Joseph Blatter hat in bislang nicht gekannter Form die Verhältnisse in Katar kritisiert und eine breite Unterstützung zur Behebung der Missstände im Gastgeberland der Fußball-WM 2022 gefordert. "Die Wirtschaft und die Politik müssen mithelfen, die untragbare Situation in Katar zu verbessern", sagte Blatter am Mittwoch nach einem einstündigen Treffen mit DGB-Chef Michael Sommer und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Bei dem Spitzentreffen in der Präsidenten-Lounge im Fifa-Hauptsitz in Zürich hatten der Fußball-Weltverband, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) die Lage im Emirat erörtert.
Fifa-Exekutivmitglied Theo Zwanziger nannte anschließend erstmals einen Zeitrahmen, in dem der Weltverband von Katar Veränderungen erwartet. "Das Ziel ist es, bereits bei der Sitzung des Exekutivkomitees im März 2014 über konkrete Maßnahmen vonseiten Katars berichten zu können. Dabei müssen die großen Unternehmen in die Pflicht genommen werden. Und auch die Staatengemeinschaft muss sich der Verantwortung stellen", wird Zwanziger in einer Fifa-Mitteilung zitiert. Eine Aberkennung der Gastgeberrolle Katars hatte Blatter kürzlich noch kategorisch ausgeschlossen.
DGB-Chef Sommer äußerte sich nach dem Treffen positiv über die Bewegung beim Weltverband. "Im Gespräch hat die Fifa deutlich gemacht, dass sie ihre gesellschaftspolitische Verantwortung wahrnehmen und sich gemeinsam mit der Internationalen Gewerkschaftsbewegung dafür einsetzen will, dass die Situation der Wanderarbeiter in Katar nachhaltig verbessert wird", sagte Sommer. Der Wüstenstaat müsse die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) garantieren, forderte Sommer.
Am Sonntag hatte Amnesty International mit einem Bericht erneut auf die Missstände im Emirat aufmerksam gemacht. Das WM-Organisationskomitee in Katar versprach daraufhin, die Bedingungen für Migrantenarbeiter zu verbessern. Der DGB und DFB hatten sich zuletzt für eine Verbesserung der Situation stark gemacht. "Ich begrüße daher die Initiative des DGB und des DFB sehr, denn gemeinsam können wir das Ziel erreichen. Ich bin überzeugt, dass Katar die Situation sehr ernst nimmt", sagte Blatter.
DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, der das Treffen initiiert hatte, beschrieb den deutschen Verband auch als Mittler. "Über die Vergabe der WM und die große öffentliche Aufmerksamkeit haben wir die Chance, auf Missstände hinzuweisen und nachhaltig etwas zu verändern. Wenn uns das gelingt, ist sehr viel erreicht. Es war uns deshalb ein Anliegen, den Internationalen Gewerkschaftsbund und die Fifa als Vertragspartner von Katar schnell zusammenzubringen", sagte Niersbach.
Sommer kündigte an, dass man sich erst zufriedengeben werde, wenn die Probleme tatsächlich gelöst seien. "Der Atem der internationalen Gewerkschaftsbewegung ist lang."