Kamerun in der WM-Qualifikation Eto'o-Comeback unter Finke war Staatssache

Aufgrund des Rücktritts vom Rücktritt ist Starstürmer Samuel Eto'o der große Hoffnungsträger von Kameruns Fußball-Nationalmannschaft – und von Trainer Volker Finke.

Das ist Samuel Eto'o
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Aufgrund des Rücktritts vom Rücktritt ist Starstürmer Samuel Eto'o der große Hoffnungsträger von Kameruns Fußball-Nationalmannschaft — und von Trainer Volker Finke.

Der "König der Löwen" ist zurück: Das Comeback von Stürmerstar Samuel Eto'o vom FC Chelsea in der Fußball-Nationalmannschaft Kameruns hat im fußballverrückten Land große Freude ausgelöst. Und Trainer Volker Finke kann stolz sein, dass der 32-Jährige im Play-off-Hinspiel gegen Tunesien am Sonntag (19.00 Uhr) in Rades wieder zur Verfügung steht. Seine Geheimdiplomatie war erfolgreich. Heimlich, still und leise hat der deutsche Fußballlehrer den absoluten Star der "unzähmbaren Löwen" zum Rücktritt vom Rücktritt bewegt.

Dabei hat Finke offenbar sogar Kameruns Staatspräsident Paul Biya eingebunden. Auch dieser machte sich persönlich für ein erneutes Comeback des Weltenbummlers Eto'o stark. Schon vor der WM 1990 hatte Biya ganze Arbeit geleistet, als es darum ging, den damals schon 38-jährigen Roger Milla von einem Comeback in Kameruns Auswahl bei der WM 1990 in Italien zu überzeugen. "Oldie" Milla gehörte dann zu den auffälligsten Akteuren bei der Coppa del Mondo auf dem Apennin.

"Die wichtigste Voraussetzung ist, dass man sich dazu nicht auch noch äußert und sozusagen den ständigen Diskussionen um solche Themen auch noch zusätzlich Nahrung gibt", sagte der 65-jährige Finke bei fifa.com über seine Vorgehensweise beim Werben um den Torjäger, der erst vor rund einem Monat seinen Abschied aus dem Nationalteam verkündet hatte: "Ich bin jemand, der leidenschaftlich versucht, andere Menschen davon zu überzeugen, dass man solche Dinge nicht öffentlich diskutiert. Wenn man Dinge verbessern möchte, ist es immer so, dass die betroffenen Parteien, die betroffenen Personen das ohne die Öffentlichkeit machen sollten."

Eto'o und Kameruns Nationalteam — die Beziehung war immer schon eine zwischen Freud und Leid. Im Jahr 2011 war der einstige Torjäger des FC Barcelona und von Inter Mailand sogar Rädelsführer eines Spielerstreiks gegen Algerien, als die Kicker ausstehende Prämienzahlungen vehement vom Verband eingefordert hatten. Für 15 Spiele wurde der pfeilschnelle Angreifer damals aus dem Verkehr gezogen. Eto'o saß im Schmollwinkel und ließ erst nach weiteren Streicheleinheiten zu einem Comeback überreden.

Das diskrete Vorgehen Finkes brachte diesmal den gewünschten Erfolg. Eto'o, der nach dem entscheidenden 1:0 im abschließenden Qualifikations-Spiel am 8. September gegen Libyen noch in der Kabine seine Demission bekannt gegeben hatte, stieß wieder zur Mannschaft und gefiel sich in der Rolle des staatstragenden Patrioten. "Wir haben eine Aufgabe für das Land zu erfüllen", sagte der "Ober-Löwe".

Die Rückkehr von Eto'o dürfte Mohamadou Idrissou den Platz in der Startelf kosten — obwohl der Stürmer des 1. FC Kaiserslautern mit sieben Treffern die Torjägerliste der 2. Liga anführt. Nach Ansicht Finkes, der den Trainerposten in Kamerun im Mai übernommen hat, könnte ein Joker aber notwendig sein. Denn obwohl Tunesien nur aufgrund der Disqualifikation von Kap Verde an den WM-Aussscheidungsspielen teilnehmen darf, hat der Coach großen Respekt vor dem Gegner.

"Traditionell haben sie sehr, sehr gute Spieler in ihren Reihen. Wenn man ihnen Glücksgefühle ermöglicht, wenn man sie spielen lässt, dann sind sie ein sehr, sehr starkes Team", sagte der langjährige Trainer des SC Freiburg und Kurzzeit-Sportdirektor des 1. FC Köln. Auf dem Weg zur WM 2014 will er nichts dem Zufall überlassen. Aus diesem Grund hat Finke, dessen Vorgänger unter anderem Winfried Schäfer und Otto Pfister waren, seinen Lebensmittelpunkt nach Kamerun verlegt.

"Ohne eine Wohnung in Europa wird kein Trainer in Afrika auskommen, weil die ja ihre ganzen Spieler in Europa in den Klubs haben. Aber es ist so, dass ich auf jeden Fall von Kamerun aus arbeite und mehr als die Hälfte meiner Zeit in Kamerun bin. Denn es ist wichtig, die Mentalität und den Hintergrund seiner Spieler zu kennen", sagte Finke.

(sid)
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