WM 2014 Die bunte Welt der Fußball-Schuhe

Düsseldorf · Schwarz und Weiß war gestern - in Brasilien trägt der Profi bunt. Wohl nie zuvor war das Schuhwerk bei einer Fußball-WM derart ausgefallen. Da darf auch der linke Schuh mal eine andere Farbe als der rechte haben. Manche Spieler setzen sogar auf einen Schuh mit Sockeneinschlupf. Die Kreativität gipfelt in den Namen der Treter.

Diese Schuhe tragen die WM-Stars
11 Bilder

Diese Schuhe tragen die WM-Stars

11 Bilder

Mit Magie hatte Mario Götzes Treffer zum 1:0 gegen Ghana nur wenig zu tun - er köpfte sich aufs Knie, von dort sprang der Ball ins Netz. Sein Nike-Schuh namens "Magista" konnte seine Stärken nicht ausspielen. Der neue Treter des Nationalspielers ist zusammengestrickt und hat einen Sockeneinschlupf. Kreative Spieler wie Götze, Neymar und Co. erhoffen sich dadurch mehr Ballgefühl in den entscheidenden Situationen.

Fußball-Profis setzen längst nicht mehr auf das traditionelle Leder in Schwarz. Auf dem grünen Rasen zeichnen gelbe, rote und lila Schuhe in Carbon und Glasfaser ihre Konturen. Adidas-Gründer Adi Dassler dürfte sich die Farbenpracht nicht ausgemalt haben, als er sich 1954 als Zeugwart für die deutsche Nationalmannschaft um das Schuhwerk gekümmert hat. Ob Helmut Rahn auch im "Magista" gegen Ungarn getroffen hätte? Mario Götze jedenfalls glaubt an die Wirkung des "Strick-Schuhs": "Das ist eine Innovation. Der Schuh ist Teil des Körpers."

WM 2014: Alle Tore des Turniers
173 Bilder

Alle Tore des Turniers

173 Bilder

Es hat sich einiges geändert

Rahn, Fritz Walter und Co. sind mit rustikalerem Schuhwerk Weltmeister geworden. Bis zu 500 Gramm wog ein Schuh damals, die Stollen waren meist genagelt. Erst Dassler machte die Schraubstollen salonfähig. Heute sind die Schuhe federleicht und passgenau auf die empfindlichen Füße der hoch bezahlten Fußballprofis zugeschnitten.

Aus über 70 Prozent Kunststoff bestehen die Treter der Nationalspieler mittlerweile. Mit 200 Gramm sind sie am Fuß kaum zu spüren. Selbstverständlich sind sie auch noch bruchsicher, wasserabweisend und trotzdem atmungsaktiv - ein High-Tech-Produkt eben. 300 Euro kostet der Schuh. Der farbliche Anstrich erhöht die Vermarktungschancen. Da ist es nicht verwunderlich, dass es ein paar Puma-Schuhe mit unterschiedlichen Farben für den linken und rechten Fuß zur WM geschafft hat. Selbst die ansonsten stilbewussten Italiener setzen auf türkis für links und rosa für rechts. "Als ich sie zum ersten Mal sah, dachte ich, der Typ von dem Sportartikelhersteller sei verrückt geworden. Aber als ich merkte, dass er es ernst meint, war ich total begeistert", sagte Mario Balotelli.

"Man of the Match" – die Spieler des Spiels
66 Bilder

"Man of the Match" – die Spieler des Spiels

66 Bilder

Auch die deutschen Nationalspieler mögen es zweifarbig, wenn auch etwas schlichter. "Battle Pack" nennt sich der Schuh von Adidas, der mit seiner Schwarz-Weiß-Optik an eine Bemalung eingeborener Krieger erinnern soll. Entsprechend fiel auch die Präsentation aus: Ein Adler flog mit den neuesten Schuhen für Nationalspieler Lukas Podolski in den Fängen ein. "Die individuellen Muster sollen Attribute der einzelnen Schuhe sowie die Haltung und Fähigkeiten des Spielertyps zum Ausdruck bringen, der sie im Kampf um den Sieg trägt", heißt es auf der Seite des Fußball-Weltverbands über das neue Produkt des Sportartikelherstellers aus Herzogenaurach, der offizieller Sponsor der Fifa ist.

Bis mindestens 2030 wird das Logo von Adidas noch bei Fußball-Weltmeisterschaften zu sehen sein. So lange läuft der kürzlich verlängerte Vertrag. Bis dahin werden wohl noch einige bunte Schuhe am Reißbrett entstehen. Denn hinter dem Farbenspiel steckt auch Kalkül. Der Verkauf von Fußballprodukten ist eine der wichtigsten Säulen im Marketinggeschäft der Sportartikelhersteller. Zwei Milliarden Euro will Adidas in diesem Jahr durch seine Produkte einnehmen, die unter anderem bei der WM präsentiert werden. Auch Nike plant in ähnlichen Dimensionen.

Mario Götze hätte sicher nichts dagegen, durch das eine oder andere Tor noch ein wenig Werbung für seinen Nike-Schuh zu machen. Und die dürften dann wahrscheinlich auch wesentlich spektakulärer werden als das gegen Ghana. Denn der "Magista" verspricht durch eine spezielle Anordnung der Stollen auch eine 360-Grad-Drehung.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort