DFB-Affäre Raum für Spekulationen

Frankfurt/Düsseldorf · Am Montag kommt das Präsidium des DFB zusammen – mit Wolfgang Niersbach. Am Donnerstag befragten ihn die vom Verband beauftragten Prüfer.

DFB-Präsident: Mögliche Nachfolger für Wolfgang Niersbach
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Mögliche Nachfolger für Wolfgang Niersbach als DFB-Präsident

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Foto: dpa, fg jai hak nic

Am Montag kommt das Präsidium des DFB zusammen — mit Wolfgang Niersbach. Am Donnerstag befragten ihn die vom Verband beauftragten Prüfer.

Am Donnerstag um 12.50 Uhr verschickte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mal wieder ein Lebenszeichen. Eine Einladung zur Präsentation des neuen Trikots für die EM im kommenden Jahr. Das Geschäft geht munter weiter. In Fragen der Aufklärung ist man beim DFB deutlich defensiver ausgerichtet. Das gilt vor allem für den Präsidenten des größten Sportfachverbandes der Welt. Wolfgang Niersbach hat es seit einer Steuerrazzia am Dienstag konsequent vermieden, sich öffentlich zum Sachverhalt zu äußern. Sein Parkplatz an der Otto-Fleck-Schneise 6 in Frankfurt ist derzeit frei. Und so gibt es viel Raum für Spekulationen.

Vor einem Monat hörte sich das alles viel energischer an. "Die Zukunft kann nur gestaltet werden ohne den bisherigen Präsidenten", verkündete Niersbach Anfang Oktober. Er sprach nicht über sich, sondern über die Verantwortung von Sepp Blatter bei der Fifa. Niersbach selbst klebt weiter fest an seinem Sessel. Der DFB dagegen gerät immer mehr ins Trudeln rund um die WM-Affäre und jene 6,7 Millionen Euro, von denen nicht geklärt ist, wofür sie verwendet wurden. Es geht nicht mehr nur um die Frage der Schuld. Es geht vor allem darum, wie der 64-Jährige als Krisenmanager gescheitert ist. Der DFB ist ein Getriebener.

Auf der öffentlichen Bühne agieren andere. Theo Zwanziger, der Ex-Präsident, führt seit Wochen seine alten Weggefährten nach allen Regeln der Kunst vor. Anschuldigungen, Gerüchte, Bemerkungen, die nur darauf abzielen, weiter Unsicherheit zu schüren. Niersbach guckt zu. Man würde sich von ihm wenigstens eine Reaktion wünschen - er könnte zum Beispiel die "politische Verantwortung" für den ganzen Schlamassel übernehmen und seinen Rücktritt anbieten. Laut Satzung des DFB ist es nicht möglich, das Amt bis zur Aufklärung aller Vorwürfe nur ruhen zu lassen.

Das Präsidium ist weiter darauf eingestimmt, Niersbach öffentlich zu stützen. "Ich hoffe sehr, dass sich alle Sachverhalte aufklären lassen. Ich habe nach wie vor großes Vertrauen in Wolfgang Niersbach, dass er seinen Beitrag dazu leisten wird. Wir brauchen schon in Kürze erste Ergebnisse", sagte Alfred Vianden, Präsident des Fußballverbands Mittelrhein, dieser Redaktion. Was passiert aber, wenn Niersbach keine oder nur unzureichende Ergebnisse präsentiert? Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft aufgrund einer möglichen Steuerhinterziehung können noch einige Monate dauern. Und auch mit den Ergebnissen der vom DFB engagierten externen Ermittler der Kanzlei Freshfields wird nicht unmittelbar gerechnet. Gestern stellte sich Niersbach den Prüfern in einem mehrstündigen Gespräch. Laut "Bild" wartet Niersbach die Untersuchung ab, ehe er über weitere Schritte entscheidet. Überdies droht ihm eine 90-Tage-Sperre für Aktivitäten im Fußball durch die Fifa-Ethikkommission.

Am Montag will sich das DFB-Präsidium treffen - mit Niersbach. Er soll an der Aufklärung der Vorwürfe mitwirken. Alle anderen damals Beteiligten, Franz Beckenbauer, Horst R. Schmidt und Zwanziger, können als Privatpersonen nicht gezwungen werden, an der Aufarbeitung beim DFB mitzuwirken.

Erst wenn Antworten gefunden sind, werden sich Nachfolgekandidaten öffentlich positionieren. Noch ist eine Opposition gegen Niersbach nicht in Sicht - aber das kann sich ganz schnell ändern.

(gic)
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