30 Profis nominiert — 23 Spieler fahren nach Brasilien Wen streicht Joachim Löw noch bis zur WM?

Düsseldorf · Bundestrainer Joachim Löw hat 30 Spieler in den vorläufigen WM-Kader berufen, mit 23 Spielern wird der DFB nach Brasilien reisen. Das bedeutet, dass sieben Spieler noch gestrichen werden. Wen wird es treffen?

 André Hahn, Shokdran Mustafi und Matthias Ginter (v.l.) sind Streichkandidaten.

André Hahn, Shokdran Mustafi und Matthias Ginter (v.l.) sind Streichkandidaten.

Foto: dpa, geb jai nic

Beim ersten Blick auf Deutschlands vorläufigen WM-Kader überrascht die Anzahl der Spieler ohne bisherige Länderspiel-Einsätze. Gleich sechs der 30 Nominierten standen noch nicht für die Nationalmannschaft auf dem Platz. Ein Fünftel des Kaders ist damit gänzlich unerfahren. Doch es ist nicht wahrscheinlich, dass alle Neulinge die Reise mit nach Brasilien antreten werden.

Bei den Torhütern hat sich Löw festgelegt. Hinter Welt-Torhüter Manuel Neuer werden Dortmunds erfahrener Schlussmann Roman Weidenfeller und Hannovers Ron-Robert Zieler nach Brasilien fahren. Eine richtige Begründung, warum er Zieler Marc-André ter Stegen (Borussia Mönchengladbach) oder Bernd Leno (Bayer Leverkusen) vorzog, gab der Bundestrainer nicht ab. Zieler habe konstant gespielt, den jungen Torhütern gehöre die Zukunft, sagte Löw lediglich.

In der Abwehr müssen sich Philipp Lahm, Jerome Boateng, Mats Hummels und Per Mertesacker keine Sorgen machen. Das Quartett ist gesetzt. Gute Chancen dürfte aus dem Nominiertenkreis auch Kevin Großkreutz besitzen. Spannend ist, wer als vierter Innenverteidiger den Kader komplettiert. Löw will sich erst ein Bild über den Fitness-Stand von Benedikt Höwedes machen, da der Schalker seit Wochen kein Spiel mehr absolviert hat. Shkodran Mustafi stünde bereit, falls Höwedes Löw nicht überzeugen kann.

Dreikampf um die Linksverteidiger-Position

Erik Durm, Marcell Jansen und Marcel Schmelzer streiten um den Posten des Linksverteidigers. Während Jansen und Schmelzer in den vergangenen Wochen mit Blessuren ausfielen, spielte sich Durm mit starken Leistungen ins Blickfeld. Löw wird auch hier den gesundheitlichen Zustand genau beobachten. Durms großes Plus gegenüber seinen Konkurrenten ist seine Vielseitigkeit, er kann auch auf der rechten Seite verteidigen (auch wenn er das bei den BVB-Profis erst einmal tat).

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Im Mittelfeld und Angriff sind die Neulinge auch die Wackelkandidaten. Matthias Ginter, der in Freiburg vorzugsweise als Innenverteidiger zum Einsatz kommt, hat erst zwei Minuten im DFB-Trikot absolviert, Leon Goretzka, André Hahn, Max Meyer und Kevin Volland durften noch gar nicht für die Nationalmannschaft auflaufen. Diese Spieler dürfen hoffen, in Zukunft häufiger berufen zu werden, doch sie sind die ersten Streichkandidaten.

Im defensiven Mittelfeld hat Löw in Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira und Lars Bender drei Akteure nominiert. Auch Toni Kroos kann dort spielen. Khediras Gesundheitszustand nach dessen Kreuzbandriss hat der Bundestrainer schon seit Wochen im Blick. Bei ihm macht Löw sogar eine Ausnahme, was die Fitness angeht. Khedira steht nach seinem Kreuzbandriss bei Real Madrid noch vor dem Comeback, dennoch hat Löw einen Kaderplatz fest für ihn reserviert. "Form und Fitness sind sehr zentrale Kriterien. Aber es gibt keine Regel ohne Ausnahme, diese Ausnahme haben wir gemacht bei Sami Khedira", sagte Löw. Der defensive Mittelfeldspieler sei wegen seiner Persönlichkeit und Erfahrung unverzichtbar.

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Qual der Wahl in der Offensive

Für die offensive Dreier-Reihe im Mittelfeld kommen eine Reihe von Spielern infrage. Mario Götze, Thomas Müller, Mesut Özil, Marco Reus, Lukas Podolski, André Schürrle und Julian Draxler sollten sicher bei der WM-Endrunde dabei sein. Für Hahn, Goretzka und Meyer geht es in erster Linie darum, Erfahrung bei der Nationalmannschaft zu sammeln. Die WM kommt wohl noch zu früh für dieses Trio, das beim Länderspiel gegen Polen aber erstmals im DFB-Trikot auf sich aufmerksam machen kann.

Volland, der überraschend anstelle von Max Kruse in den erlauchten Kreis der 30 potenziellen Brasilien-Fahrer berufen wurde, bekam von Löw ein Sonder-Lob. Er habe sich als Kapitän der U21 bereits bewiesen und sich in dieser Saison noch einmal gewaltig gesteigert. Volland könnte tatsächlich die Überraschung im deutschen WM-Kader werden, jedoch könnte ihm auch das Schicksal von Marko Marin vor der EM 2008 ereilen. Damals wurde der Gladbacher Shootingstar in den vorläufigen Kader berufen, debütierte in der Vorbereitung, wurde aber einen Tag später aus dem Kader gestrichen.

Volland ist auf der anderen Seite neben Miroslav Klose der einzige richtige Stürmer im Kader, auch wenn Müller, Özil, Reus, Schürrle, Podolski und Götze auch im Angriff zum Einsatz kommen könnten. Volland könnte somit von der Nicht-Nominierung Gomez' profitieren. Beim Stürmer, der in der laufenden Spielzeit für den AC Florenz gerade einmal 397 von 3240 möglichen Liga-Minuten absolvierte, verzichtet Löw auf eine Betrachtung vor Ort. Im Gegensatz zu Khedira und Klose, der fast fünfmal soviele Minuten in der Serie A auf dem Platz stand, reicht Löw hier der Blick auf die nackten Zahlen.

(can)
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