Tritt der Bundestrainer zurück? Wer auf Löw folgen könnte

Düsseldorf · Bundestrainer Joachim Löw will die kommenden Tage nutzen, um zusammen mit dem Deutschen Fußball-Bund zu analysieren, ob eine weitere Zusammenarbeit Sinn macht. Für seine Nachfolge gäbe es viele Optionen.

 Läuft seine Zeit als deutscher Bundestrainer ab? Joachim Löw möchte in den kommenden Tagen eine Entscheidung über seine Zukunft fällen.

Läuft seine Zeit als deutscher Bundestrainer ab? Joachim Löw möchte in den kommenden Tagen eine Entscheidung über seine Zukunft fällen.

Foto: AP/Lee Jin-man

Wer Joachim Löw über die vergangenen Jahre beobachtet hat, weiß, dass der 58-Jährige kein Freund von Aktionismus ist. Das bestätigte sich auch am Donnerstagnachmittag wieder. Nach der Rückkehr aus Russland stellte sich der Nationaltrainer vor die zahlreichen Mikrofone am Frankfurter Flughafen und verkündete: „Es braucht tiefgreifende Maßnahmen, es braucht klare Veränderungen, und das müssen wir jetzt besprechen, wie wir das tun. Jetzt brauchen wir Zeit und ein paar Gespräche, dann werden wir klare Antworten geben.“

Mit einem spontanen Rücktrittsgesuch weniger als 24 Stunden nach dem historischen Scheitern bei der WM hatte niemand ernsthaft gerechnet. DFB-Präsident Reinhard Grindel erklärte: „Wir sind übereingekommen, dass die Sportliche Leitung im Laufe der kommenden Woche der Führung des DFB eine erste Analyse vorlegen wird, und dann rechne ich auch damit, dass sich der Bundestrainer zu seiner Zukunft äußern wird.“ Unabhängig der endgültigen Entscheidung werden sich die Verantwortlichen beim DFB sicher bereits jetzt für den Fall der Fälle Gedanken über einen möglichen Nachfolger machen. Wir stellen mögliche Kandidaten vor:

Stefan Kuntz Bei der Suche wird der Blick in die eigenen Reihen ganz oben auf der Liste stehen. In der Hierarchie würde damit Stefan Kuntz an erster Stelle stehen. Der Trainer des U21-Teams hatte in seiner Karriere an der Seitenlinie zunächst weniger Erfolg. Mit dem Karlsruher SC verpasste er die Rückkehr in die Bundesliga 2002. Mit dem SV Waldhof Mannheim stieg Kuntz 2003 aus der Zweiten Liga ab. Seine Zeit bei LR Ahlen wurde vor allem dadurch geprägt, dass der Europameister von 1996 im DFB-Pokal einen vierten Nicht-EU-Ausländer eingewechselt hatte, was zur Disqualifikation führte. Anschließend wechselte Kuntz ins Management der TuS Koblenz, des VfL Bochum und seines Herzensklubs, dem 1. FC Kaiserslautern. Die Rückkehr ins Trainergeschäft im August 2016 kam daher sehr überraschend. Doch Kuntz führte die U21 des DFB 2017 zum Europameistertitel und ist allein dadurch eine logische Option für die Nachfolge Löws.

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Das sind mögliche Trainerkandidaten für das Nationalteam

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Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Horst Hrubesch Kuntz’ Vorgänger bei der U21 war Horst Hrubesch. Und der einstige Mittelstürmer war als Nachwuchstrainer nicht minder erfolgreich. Mit der U19 gewann Hrubesch 2008 die Europameisterschaft, mit der U21 gelang ihm dieser Erfolg ein Jahr später. 2016 holte er mit dem deutschen Team bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro die Silbermedaille. Seit März dieses Jahres hat Hrubesch die erfolglose Steffi Jones als Trainer bei der Frauen-Nationalmannschaft interimsweise abgelöst. Dies dürfte einem Engagement als Coach des A-Nationalteams allerdings nicht im Wege stehen. Für Hrubesch spricht, dass er viele der nominellen Leistungsträger seit langer Zeit kennt. Manuel Neuer, Jerome Boateng, Mats Hummels, Sami Khedira und Mesut Özil waren Teil des U21-Teams von 2009.

Ralph Hasenhüttl Nach dem Blick in die eigenen Reihen gibt es die Kategorie der derzeit unbeschäftigten Übungsleiter. Einer, der in den vergangenen Jahren sehr erfolgreiche Arbeit geleistet hat, ist Ralph Hasenhüttl. Zunächst führte der gebürtige Österreicher den VfR Aalen in die Zweite Liga, dann den FC Ingolstadt in die Bundesliga und schließlich RB Leipzig in die Champions League. Den Sachsen war das aber nicht mehr gut genug. Deshalb ist der ehemalige Spieler der Amateure von Bayern München nun ohne Anstellung. Hasenhüttl steht für offensiven Powerfußball und wäre somit eine ernstzunehmende Alternative.

Arsene Wenger Hasenhüttl hat noch für keinen internationalen Topklub gearbeitet. Bei Arsene Wenger sieht das ganz anders aus. Nach 22 Jahren endete die Ära des 68-Jährigen beim FC Arsenal in diesem Sommer. Der Franzose, der flüssig Deutsch spricht, bringt also genügend Erfahrung mit. Wenger lotste 2013 auch Mesut Özil von Real Madrid nach London. Sein Verhältnis zum sensiblen Mittelfeldstrategen gilt als vertrauensvoll. In Shkodran Mustafi und Per Mertesacker hat Wenger bereits mit weiteren deutschen Nationalspielern zusammengearbeitet.

Jürgen Klopp Soll es ein renommierter deutscher Trainer werden, der bisher noch keinen DFB-Stallgeruch hat, steht ein Name vor allen anderen: Jürgen Klopp. Der 51-Jährige gilt als designierter Nationaltrainer in mittelfristiger Zukunft. Allerdings hat Klopp nach dem verlorenen Champions League Finale mit dem FC Liverpool tiefe Einblicke in sein Seelenleben gegeben. „Es ist wirklich nicht ausgeschlossen, dass ich deutlich früher als das Trainer normalerweise tun, sage: ‚Das war es jetzt‘. Ich spüre, dass es super intensiv ist, und ich habe nicht vor, auf der Trainerbank über die Wupper zu gehen“, sagte er – und: „Nach Liverpool werde ich sicher ein Jahr Pause machen, das ist ein klares Agreement mit meiner Familie.“ Sein Vertrag beim englischen Traditionsklub läuft noch bis 2022. Es ist äußerst fraglich, ob der DFB den emotionsgeladenen Trainer in der aktuellen Phase von einem Engagement überzeugen kann.

Hannes Wolf  Wenn sich jemand fragen sollte: Hannes wer? Hannes Wolf war bis zum Januar Trainer des VfB Stuttgart, den er in der Vorsaison in die erste Liga geführt hatte. Trotz seiner auf Missstimmungen zwischen Führung, Mannschaft und ihm resultierenden Entlassung kürte der DFB den langjährigen Jugendtrainer von Borussia Dortmund im März zum Trainer des Jahres 2017. Und wenn der DFB solch eine Auszeichnung vergibt, wird er sich wohl auch im Falle einer Trainersuche mit dieser Personalie befassen.

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