Rache für "Schande von Gijon" Erinnerungen an 1982 motivieren Algerien

Porto Alegre/Düsseldorf · Der Herausforderer zieht aus der "Schande von Gijon" Motivation für das K.o.-Spiel gegen Deutschland. Algerien schied damals aus – trotz eines SIeges gegen die DFB-Elf in der Vorrunde.

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Der Herausforderer zieht aus der "Schande von Gijon" Motivation für das K.o.-Spiel gegen Deutschland. Algerien schied damals aus — trotz eines SIeges gegen die DFB-Elf in der Vorrunde.

Miroslav Klose (36) und Roman Weidenfeller (33) hätten in den Tagen vor dem Achtelfinale ein wenig Geschichtsunterricht im Kreise der Nationalelf geben können. Die beiden sind die einzigen im Team, die vor 1982 geboren wurden und somit hätten erklären können, warum praktisch ganz Algerien vor dem Aufeinandertreffen mit der deutschen Elf von "Wiedergutmachung" und "Revanche" redet. Das Problem an der Sache: "Miroslav Klose und Roman Weidenfeller können sich selbst bei mehrmaligen Nachfragen beim besten Willen nicht daran erinnern", berichtete Bundestrainer Joachim Löw.

Wo bei den beiden ältesten deutschen Nationalspielern eine Lücke im Gedächtnis klafft, sind bei den Algeriern noch immer die schmerzhaften Erinnerungen an das Aus bei der WM in Spanien abgespeichert. 2:1 besiegten sie damals völlig überraschend die DFB-Auswahl in der Vorrunde.

Nach dem späteren 1:0 von Deutschland gegen Österreich, das als "Schande von Gijon" in der Fußball-Historie seinen Platz fand, schied Algerien aus. "Wir haben 1982 nicht vergessen, nicht Gijon, nicht Deutschland", sagte Nationaltrainer Vahid Halihodzic nach dem 1:1 gegen Russland, das Algerien zum Einzug ins Achtelfinale genügte und den größten Erfolg in der Geschichte des Landes einbrachte.

In der Hauptstadt Algier feierten Zehntausende den historischen Triumph der Wüstenfüchse. "Ich kann nicht in Worte fassen, wie groß meine Freude ist", sagte Rabah Madjer, Algeriens-Fußballidol. "Es war eine historische Nacht für mein Volk. Und jetzt kommt auch noch die große Revanche gegen Deutschland." Madjer gehörte zur goldenen Generation des algerischen Fußballs, für die das Aus 1982 zum Trauma wurde. Auch wenn aus dem aktuellen WM-Kader Algeriens kein Spieler damals schon geboren war, sind Spieler wie Madjer, Salah Assad oder Lakhdar Belloumi heute Idole im größten Land Afrikas.

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"Wir wollen in die Fußstapfen dieser Spieler treten", sagte Islam Slimani, Jahrgang 1989. Er ist der Star des Teams. Madjer vergleicht ihn mit Robert Lewandowski. Sofiane Feghouli vom FC Valencia und Nabil Bentaleb von Tottenham Hotspur sind Spieler, die dem deutschen Mittelfeld die kreativen Momente mit Zweikampfhärte nehmen wollen.

Die Nordafrikaner glauben an ihre Chance, gegen das deutsche Team nach Siegen 1964 und 1982 auch im dritten Aufeinandertreffen gewinnen zu können. Die erscheint zwar minimal, aber schon gegen Russland überraschte der 22. der Weltrangliste. Trotz des frühen Rückstands behielten die Algerier die Nerven, verteidigten gut und kamen zum Ausgleich. "Aber wir können noch viel besser spielen. Und warum sollten wir das nicht gegen Deutschland zeigen", sagte Trainer Halihodzic.

Löw schätzt Algerien als "kompakte, extrem laufstarke und aggressive Mannschaft". Deutschland hat in der Vorrunde 28 Fouls begangen, Algerien 49. Eine gelbe Karte gab's für die deutsche Auswahl, fünf für die Nordafrikaner. Der Bundestrainer schickt gleich eine Warnung in Richtung seiner Spieler. "Wer denkt, dass im Achtelfinale ein vermeintlich leichter Gegner wartet und sich schon Gedanken über die nächste Runde macht, der macht einen riesengroßen Fehler", sagte Löw.

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Nicht verstehen kann er aber bei aller Begeisterung in Algerien, dass dort schon seit Tagen von Rache für die "Schande von Gijon" bei der WM 1982 die Rede ist. Das irritiere ihn. "Spieler, die noch gar nicht geboren wurden - warum sollen die sich rächen wollen?", sagte Löw.

(RP)
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