Interview mit Sport-Psychologe "Absturzgefahr für Weltmeister ist riesengroß"

Düsseldorf · Die Deutsche Nationalmannschaft ist zum vierten Mal Weltmeister. Und nun? Der Sportpsychologe Jürgen Walter, Lehrbeauftragter der Universität Köln und an der Dresden International University, antwortet.

Fans bereiten Nationalelf begeisternden Empfang auf der Fanmeile
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Wie groß ist die Gefahr für die Spieler, nach dem Triumph in ein Loch zu fallen?

Walter Die Absturzgefahr ist riesengroß. Die Mannschaft steht auf einem Niveau, das höher nicht sein könnte, es kann nur abwärts gehen. Es gibt keine Steigerungsmöglichkeit mehr

Und wie ist das im persönlichen Bereich?

Walter Ganz ähnlich. Natürlich brauchen die Spieler jetzt Urlaub, um ordentlich zu regenerieren. Aber es gibt so etwas, das wir Psycholgoen als Entlastungs-Depression bezeichnen. Das kennen Sportler, das kennt aber auch jeder, der sich zum Beispiel auf eine Prüfung in der Schule, im Studium oder im Beruf vorbereitet hat. Darauf ist man total fokussiert, man ist von morgens bis abends damit beschäftigt. Anschließend gibt es eine Leere.

Was können die Spieler jetzt dagegen tun?

Walter Es gibt nur die Möglichkeit, sich vorher damit zu beschäftigen, sich die Situation bewusst machen und rechtzeitig gegensteuern. Das ist die einzige Möglichkeit, um zur Ruhe zu kommen, ohne in solch ein Loch zu fallen.

Wie geht es mit der Nationalmannschaft weiter?

Walter Die Gefahr ist groß, dass man sich gehen lässt, einen Gang zurückschaltet, so wie nach dem 4:0 vor anderthalb Jahren in der Qualifikation gegen Schweden, als das Spiel 4:4 ausging. Es ist extrem schwer, oben zu bleiben, noch mal zehn Prozent draufzusatteln. Was zählt, ist die nächste Aktion, nichts anderes.

THOMAS SCHULZE FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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