Wer ersetzt Michael Ballack? Sami Khedira ist der erste Kandidat

Düsseldorf (RPO). Kapitän Michael Ballack fällt für die WM in Südafrika aus. Bundestrainer Joachim Löw betont, dass von Resignation keine Rede sein könne. Jetzt müssten die jüngeren Spieler, die für den Mittelfeldstar des FC Chelsea nachrücken, über sich hinauswachsen. Einer von ihnen: Sami Khedira.

Die Miene des Bundestrainers war versteinert. "Wir sind alle sehr, sehr traurig", sagte Joachim Löw, als er im Trainingslager auf Sizilien die schockierende Nachricht von der schweren Verletzung seines Kapitäns Michael Ballack erhalten hatte. Aber nur wenige Momente später richtete Löw den Blick auf die WM in Südafrika, die Endrunde ohne seinen Mannschaftsführer. "Wir müssen jetzt alle Kräfte bündeln", forderte er. "Wir müssen daran arbeiten, eine gute Lösung zu finden.

Für Ballack darf der Bundestrainer auch einen Spieler nachnominieren, der nicht im vorläufigen Aufgebot steht, das er dem Weltverband (Fifa) gemeldet hat. Noch verzichtet er auf diesen Schritt. Sogar nach der Nominierung des endgültigen, 23 Akteure umfassenden Kaders (spätestens am 1. Juni) kann ein Spieler bis 24 Stunden vor der ersten Turnierbegegnung des Teams ersetzt werden, sofern er schwer verletzt ist.

Ballack hatte die Verletzung im rechten Fuß, einen Riss des Innenbandes und einen Teilriss des vorderen Syndesmosebandes im oberen Sprunggelenk, am Samstag im Finale des englischen FA-Cups gegen den FC Portsmouth (1:0) erlitten. Durch ein brutales Foul des Berliners Kevin-Prince Boateng. Das Gelenk wird durch Gips ruhiggestellt, anschließend erhält Ballack einen Spezialschuh. Frühestens in acht Wochen kann er wieder das Training aufnehmen.

Doch wer spielt nun auf Ballacks Position? Erster Kandidat ist U21-Europameister Khedira, obwohl der Stuttgarter erst drei Länderspiele bestritten hat - und noch keines über die volle Distanz.

Ein Leichtgewicht also. Allerdings mit "viel Potenzial", wie Löw betont. Und das zurecht. Verantwortung hat Khedira bereits mehrfach übernommen. Etwa bei Stuttgarts Meisterschaft 2007, bei der der damals gerade 20-Jährige Stammspieler war. Im Vorjahr war er bei der U21-Europameister-Mannschaft der Anführer, glänzte als Leistungsträger und Wortführer auf dem Platz.

Khedira hat Selbstvertrauen, strebte bereits vor der Verletzung von Ballack einen Stammplatz an. "Wenn ich zur WM fahre, dann will ich dort auch spielen." Unabhängig davon, ob er mit dem zweiten "Sechser" Bastian Schweinsteiger harmoniert, ist festzustellen: Es ist Khediras Lieblingsposition. Dort kann er seine strategischen aber auch körperlichen Vorzüge einsetzen. Das Sagen wird Khedira aber nicht haben. In diese Rolle wird Schweinsteiger schlüpfen.

Weitere Kandidaten für das zentrale, defensive Mittelfeld sind der Stuttgarter Christian Träsch und der Schalker Heiko Westermann. Auch Philipp Lahm kann auf dieser Position spielen wie 2007 beim 2:1-Sieg gegen England in London. Damit würde er aber auf der Außenbahn fehlen, wo er mit seinem dynamischen Offensivspiel - rechts oder links - eigentlich unverzichtbar ist. Theoretisch wäre auch Thomas Hitzlsperger wieder ein Kandidat, ebenso der Wolfsburger Christian Gentner.

Frings eher kein Kandidat

Sogar von Torsten Frings ist die Rede. Sollte der Bremer etwa zurückkommen? Dass Löw ihn, den er nicht mehr wollte, zurückholt, wäre trotz der neuen personellen Konstellation im defensiven Mittelfeld eine zu überraschende Wendung. Mit einem durch eine Gelb-Rote Karte geahndeten Foul an Schweinsteiger im Pokalfinale gegen den FC Bayern (0:4) hat Frings seine Position bei Löw auch nicht verbessert.

In diesem Spiel spielte Frings sehr schwach - keine Empfehlung für eine WM. Seit Februar 2009, dem 0:1 in Düsseldorf gegen Norwegen, spielte der 33-Jährige keine Rolle mehr im Nationalteam. Das spricht ebenfalls eindeutig gegen ihn.

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