Niersbach bleibt Antworten schuldig Mein Name ist Wolfgang, ich weiß von nichts

Meinung | Düsseldorf · Wolfgang Niersbach sieht schlecht aus. Die Woche, in der der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes mit immer neuen Vorwürfen um eine merkwürdige Zahlung von 6,7 Millionen Euro an den Weltfußball-Verband konfrontiert wurde, hat Spuren in seinem Gesicht hinterlassen.

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Foto: dpa, ade nic

Wolfgang Niersbach sieht aber nicht nur im Wortsinn schlecht aus, weil er körperlich und seelisch leidet, er sieht auch im übertragenen Sinn schlecht aus, als er in einer Pressekonferenz versucht, diesen Vorgang zu erklären. Der erste Mann des mächtigen Verbandes hat für mehr Verwirrung als Klarheit gesorgt. Seine Aussagen gipfelten in dem bezeichnenden Satz "Dass sich um diesen Vorgang Fragezeichen ranken, verstehe ich."

Fragen und Antworten zur PK von DFB-Präsident Niersbach
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Das Geld soll der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus direkt an die Fifa bezahlt haben, um vom Weltverband "eine Organisationsunterstützung in Höhe von 170 Millionen Euro gewährt" für die WM 2006 zu bekommen.

Bitte? Was ist denn das für ein Verfahren? Die Fifa, dieser steinreiche Verband, braucht zunächst 6,7 Millionen, um dann einen neunstelligen Betrag zu bewilligen? Welches Interesse verfolgte Dreyfus damit, dem DFB so viel Geld zu pumpen? Warum leiht sich der Verband (oder eine Tochter-GmbH) den Betrag nicht einfach bei ihrer Hausbank?

Über die genauen Umstände wusste Niersbach nach eigenen Angaben nicht viel. Er gab das Stück "Mein Name ist Wolfgang, ich weiß von nichts". Er spielte seine Rolle im Bewerbungs- und Organisationskomitee herunter. Er bezeichnete sich einmal als Pressesprecher, obwohl er für die Organisation als "Vize" in den Gremien ein hohes Maß an Verantwortung trug und über viel Wissen verfügt haben muss.

WM 2006: Wolfgang Niersbach versucht Licht ins Dunkel zu bringen
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Niersbach versucht Licht ins Dunkel zu bringen

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Niersbach war in der Defensive, vor allem weil die Gegenstimmen im DFB immer lauter geworden sind und ihm an diesem Freitag in Dortmund eine Art Tribunal gedroht hätte. Als gewiefter Taktiker räumte er deshalb einen Fehler ein und entschuldigte sich bei seinen Verbandskollegen dafür, sie über die Vorgang nicht rechtzeitig und umfangreich informiert zu haben. Der zentrale Vorwurf, dass es seltsame Vorgänge in einer Zeit gegeben hat, in der der heutige DFB-Chef eine sehr wichtige Rolle gespielt hat, bleiben bestehen.

Niersbach war es wichtig zu betonen, dass die WM 2006 auf sauberem Wege nach Deutschland gelangt ist. Wahrscheinlich haben die 6,7 Millionen Euro tatsächlich nichts mit der WM-Vergabe an sich zu tun. Doch angesichts der merkwürdigen Vorgänge, die jetzt im Mittelpunkt stehen, und Niersbachs Milieustudie aus der merkwürdigen Welt der Sportpolitik fällt es immer schwerer, die wunderbare Geschichte vom sauberen Sommermärchen zu glauben.

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