WM-Kommentar Löws alberne Lobeshymne
Porto Alegre · Wenn man Bundestrainer Joachim Löw so zuhört, dann muss man glauben, dass Deutschlands Achtelfinalgegner Algerien von seiner Klasse ungefähr zwischen der brasilianischen Nationalmannschaft von 1970 und dem FC Barcelona der Neuzeit angesiedelt werden sollte.
Deutschland - Algerien: die Fakten
Einen "sehr, sehr guten Gegner" erwartet Löw, eine Mannschaft, "die zu allem fähig ist", die robust sei, schnelle Stürmer habe und eine starke Verteidigung. Fast ein Wunder, dass Algerien nicht alle Vorrundenspiele mit klaren Siegen beendet hat. Löws Fazit aus erschreckenden Beobachtungen, die sein Ober-Scout Urs Siegenthaler gemacht hat: Es werde mal wieder "absolute Konzentration" verlangt.
Und das ist genau der Hintergrund für die außerordentliche Lobeshymne auf die Nordafrikaner, die sich bislang noch nicht mit goldenen Buchstaben ins Geschichtsbuch des Weltfußballs eingetragen haben. Löw weiß natürlich, dass die Achtelfinalpaarung von großen Teilen der Öffentlichkeit und sicher auch von so manchem in seiner Mannschaft als Freilos in die nächste Runde betrachtet wird. Deshalb wird der Gegner einfach mal über das notwendige Maß hinaus gepriesen.
Das klingt allerdings ein bisschen albern und könnte schon aus diesem Grund die beabsichtigte Wirkung verfehlen. Die deutsche Mannschaft geht selbstverständlich als Favorit in diese Begegnung. Sie kann nur über eine hochmütige Haltung stolpern, die noch nie zweckdienlich war.
Der DFB-Fahrplan für das Achtelfinale gegen Algerien
Es wird Löw vielleicht trösten, dass seine Auswahl gegen die USA einen sehr reifen Eindruck hinterließ und ihre Überlegenheit nüchtern ausspielte. Diese Fähigkeit wird im Achtelfinale ebenfalls verlangt. Dann klappt es auch mit dem (ersten) Abstecher nach Rio. Zum Viertelfinale. Aber davon soll niemand reden, hat Löw gesagt. Vom Finale schon gar nicht. Das wird übrigens auch in Rio gespielt.
