Vorbereitung in Südtirol Trainingslager mit WM-Lotto und einigen Sorgen

St. Leonhard im Passeier · Für das herrliche Bergpanorama im idyllisch gelegenen Passeiertal dürfte Joachim Löw bei seiner Anreise am Mittwoch keine Augen haben. Der Bundestrainer bringt einige Sorgen mit nach Südtirol.

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Das ist Deutschlands vorläufiger WM-Kader

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Zum einen beschäftigen ihn bei allem zur Schau gestellten Optimismus die Verletzungen seiner Leistungsträger Philipp Lahm, Manuel Neuer und Bastian Schweinsteiger. Zudem stehen auf dem beschwerlichen Weg zum ersehnten WM-Titel in den kommenden zwei Wochen weitere wichtige Entscheidungen an.

Beim Start in die Vorbereitung für das Turnier in Brasilien (12. Juni bis 13. Juli) beginnt für acht Profis der deutschen Fußball-Nationalmannschaft das große Zittern. Von den 27 Kandidaten, die bis Mittwochmittag im noblen Fünfsterne-Hotel Andreus anreisen müssen, werden spätestens nach dem Länderspiel gegen Kamerun am 1. Juni in Mönchengladbach noch einmal vier Spieler aussortiert.

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Foto: HASH(0x146bf7b8)

"Das werden wieder ganz schwere Entscheidungen. Aber das gehört auch zu meinen Aufgaben", sagte der Bundestrainer vor der Reise nach St. Leonhard, wo den DFB-Tross am Mittwoch Sonnenschein und Temperaturen um die 27 Grad erwarten. Nach SID-Einschätzung zählen in Löws WM-Lotto Erik Durm, die Jung-Nationalspieler Shkodran Mustafi, Matthias Ginter und Christoph Kramer sowie Benedikt Höwedes, Lars Bender, Julian Draxler und Kevin Großkreutz zu den Wackelkandidaten.

Möglicherweise beeinflussen aber auch noch Verletzungen die Auswahl des Bundestrainers, der auch bei seinen vorangegangenen Turnieren als Chef 2008, 2010 und 2012 immer wieder mal improvisieren musste. Aktuell bleibt abzuwarten, wie Miroslav Klose und Sami Khedira, die lange Zeit verletzt waren, auf die hohen Belastungen in der Vorbereitung reagieren.

Vor allem aber bereiten die angeschlagenen Münchner Führungsspieler Lahm (Bluterguss im Sprunggelenk), Schweinsteiger (Entzündung Patellasehne) und Neuer (Kapselverletzung in der Schulter) einige Sorgen - auch wenn sich Löw nach außen zuversichtlich zeigt. "Hinsichtlich der WM-Teilnahme von Manuel und Philipp sind wir optimistisch, beide müssen jedoch noch intensiv behandelt werden. Es ist gut und wichtig, sie von Anfang an in Südtirol dabei zu haben, auch wenn sie zunächst nicht trainieren können", sagte Löw.

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Kapitän Lahm darf knapp eine Woche nicht trainieren, wann Neuer einsteigen kann, ist offen. Auch hinter Schweinsteiger stehen noch Fragezeichen. Der Mittelfeldchef hofft aber darauf, spätestens Ende der Woche wieder dabei zu sein.

Unabhängig von diversen Personalproblemen schürt der Bundestrainer vor dem Start der Einheiten bewusst "den Konkurrenzkampf auf einigen Positionen. Ich will sehen, dass die Spieler um ihr WM-Ticket kämpfen". Etwaige Tendenzen für "die finalen Entscheidungen", die er nach dem Kamerun-Spiel treffen muss, wollte sich der 54-Jährige nicht entlocken lassen.

"Das Turnier wird allen Spielern körperlich alles abverlangen. Die Spieler, die mit nach Brasilien kommen, müssen also topfit und voll im Rhythmus sein. Dafür steht vorher das Trainingslager im Passeiertal in Südtirol an", formulierte der Bundestrainer ganz pauschal seine Ansprüche.

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In Andre Hahn, der sogar ganz aus dem vorläufigen 30-köpfigen Aufgebot fiel, Max Meyer, Marcell Jansen und Leon Goretzka gab es bereits die ersten Verlierer. Weitere werden folgen, wobei im Normalfall Kramer, Ginter und Mustafi die ersten Streichkandidaten sein dürften. Die besten Chancen auf Brasilien dürften von den Wackelkandidaten positionsbedingt Linksverteidiger Durm - der Dortmunder ist der einzige Akteur in Südtirol ohne Länderspiel-Erfahrung -, sein vielseitig einsetzbarer BVB-Kollege Großkreutz und der Leverkusener Bender haben.

Bei Höwedes und Draxler fehlt dagegen ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Dies wiederum hat der Hoffenheimer Kevin Volland. Er ist neben dem 35 Jahre alten DFB-Rekordtorjäger Klose einziger echter Stürmer im deutschen Kader, was seine Chancen deutlich erhöht.

"Es ist gut, dass wir fast den kompletten Kader in der Vorbereitung zur Verfügung haben", sagte Löw, der die Zeit intensiv nutzen will: "Wir wollen von Anfang an verschiedene Dinge angehen - in Bezug auf Taktik oder die Kommunikation". Vor allem sei es aber wichtig, "dass wir die Mannschaft zu einer Einheit formen".

(sid)
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