Nationalmannschaft im Trainingslager Löw hat vorn und hinten Probleme

St. Leonhard · Der Auftakt zum Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft löst beim Bundestrainer sicher keine überschäumende Begeisterung aus. Am Mittwoch bezog die Delegation des DFB das Luxusquartier im Passeiertal. Aber zwei der wichtigsten Spieler fehlten.

DFB-Team checkt in Südtirol ein
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Kapitän Philipp Lahm wird wegen seines Kapselanrisses im Sprunggelenk erst morgen anreisen. Wann sein Münchner Teamkollege Manuel Neuer ins Training einsteigt, ist sogar noch völlig offen. Er verletzte sich im Pokalfinale beim 2:0 über Borussia Dortmund an der Schulter, und er trägt den Arm zurzeit in einer Schlinge. Den größten Teil des elftägigen Aufenthalts in Südtirol verpasst er auf jeden Fall.

Das sind ganz schlechte Nachrichten für das DFB-Team und Joachim Löw. Er muss sich ohnehin schon mit genügend offenen Baustellen herumschlagen. Neben der neuen Ungewissheit um Lahm und Neuer drücken den Bundestrainer vorn und hinten Sorgen. Für die offenkundig im Aussterben begriffene Gattung der sogenannten Stoßstürmer steht ihm allein der alternde Wahl-Römer Miroslav Klose (35) zur Verfügung. Löw gilt als großer Anhänger von Kloses laufintensiver und variabler Spielweise.

Manuel Neuer verlässt Arztpraxis mit dicker Bandage
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Aber den gemeinsam mit der Legende Gerd Müller erfolgreichsten Stürmer der deutschen Länderspielgeschichte (beide erzielten 68 Tore) werfen immer wieder lästige kleine Verletzungen aus der Bahn. Auch diese Saison konnte er nicht durchspielen, und er kommt nicht in bester Gesundheit ins Trainingslager.

Löw setzt auf die "falsche Neun"

Für das Spiel mit einem klassischen Stürmer hat Löw überhaupt keine Alternative in seinem Aufgebot. Der Hoffenheimer Kevin Volland, der sich als geeignet anpries, widerlegte sich im seltsamen Hamburger Testspiel gegen Polen selbst. Er ist einer für die Außenbahn. Deshalb wird Löw wohl oder übel dem guten Beispiel erfolgreichster Barcelona-Zeiten folgen und auf das Modell "falsche Neun", "Neuneinhalber" setzen. Das heißt: Wenn er auf Klose verzichtet oder verzichten muss, wird die Zentrale im Angriff von einem der neuzeitlichen Zwitterwesen zwischen Stürmer und Mittelfeldspieler bevölkert. Löw hat bereits Mario Götze, Mesut Özil und Thomas Müller mit dieser Rolle betraut. Und es ist wahrscheinlich, dass sich Müller die Favoritenrolle in diesem Besetzungs-Wettbewerb erspielt hat, weil er am besten Zielstrebigkeit eines klassischen Stürmers und Beweglichkeit eines Mittelfeldspielers vereinbart.

Hier bereitet sich Deutschland vor
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Foto: HASH(0x146bf7b8)

Vorab will Löw sich nicht auf ein System festlegen lassen. "In den Spielen kommt es auf Flexibilität und Variabilität an. Man braucht immer eine Wenn-dann-Strategie", sagte er vor dem ersten Training. Deshalb feiert er wie viele seiner gebildeten Kollegen den "polyvalenten", den vielseitig verwendbaren Akteur, der auch während der Begegnung umschalten kann.

Umschalten ist ohnehin das Zauberwort. "Wir müssen uns nach Ballgewinn beim Umschalten verbessern", erklärte Löw. In Dortmund beweist Marcel Schmelzer gute Qualitäten in diesem Fachbereich. In der Nationalelf ist er dagegen noch nicht mit international hochklassigen Leistungen aufgefallen, nicht einmal beim Konterspiel. Darum ist die Position des linken Verteidigers ein großer Problemfall. Seit vielen Jahren hat dort allein Lahm Weltformat erreicht. All seine Nachfolger waren Notlösungen. Auch Schmelzer. Und dessen Zweitbesetzung ist sein Ersatzmann in Dortmund. Erik Durms Länderspielkarriere ist bis jetzt erfreulich ereignislos verlaufen. Einsätze in der A-Elf: 0. Vielleicht bleibt das so, denn Schmelzer ist gesetzt. Einstweilen jedenfalls.

(RP)
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