Bundestrainer lobt den Angstgegner Italien dient Jogi Löw als Vorbild

München/Düsseldorf · Der Bundestrainer lobt den Gegner vor dem Länderspiel am Freitag (20.45 Uhr/Live-Ticker) in den höchsten Tönen – und weist so auf Defizite seines Teams hin.

Bundestrainer lobt den Angstgegner: Italien dient Jogi Löw als Vorbild
Foto: dpa, Sven Hoppe

Der Bundestrainer lobt den Gegner vor dem Länderspiel am Freitag (20.45 Uhr/Live-Ticker) in den höchsten Tönen — und weist so auf Defizite seines Teams hin.

Wenn Jogi Löw über seine Laster redet, wird's schnell italienisch. "Ich trinke gerne mal den einen oder anderen Espresso zu viel", gesteht der Bundestrainer. Und wenn er über den italienischen Fußball spricht, tut er das so nachdrücklich und intensiv und leidenschaftlich, als habe er gerade ein ganzes Fass Espresso in sich geschüttet. "Clever und abgebrüht" seien die Italiener. "Coolness und Effizienz" attestiert er ihnen. "Sie haken die Dinge ab und spielen immer weiter", halten sich also nicht lange mit ihren Fehlern auf, verfallen nicht in Grübelei, scheren sich nicht um Schönheitspreise und dreschen den Ball bei Bedarf auch gern dreimal hintereinander Richtung Tribünendach.

Löw schwärmt von italienischer Taktik

Die "wahnsinnige" taktische Flexibilität der Italiener lobt er in den höchsten Tönen, als er auf das Test-Länderspiel morgen im Mailänder Giuseppe-Meazza-Stadion schaut. Mal Dreierkette, mal Viererkette und dann wieder Dreierkette — dieses ständige Hin und Her imponiert Löw. Es sei schwer bis unmöglich, sich auf das System von Cesare Prandellis Team einzustellen. Jedes Lob des deutschen Bundestrainers auf die Italiener darf auch als Kritik an der eigenen Mannschaft verstanden werden. "Seit 30 Jahren oder noch länger" sei die Taktikschulung in Italien hoch angesiedelt. "Bei uns hat das vielleicht vor zehn oder zwölf Jahren begonnen." Mit Libero habe man hierzulande noch gewurstelt, als in Italien die Verteidiger schon lange auf einer Linie spielten. "Libero" — Löw verzieht bei Erwähnung dieses Begriffs aus der Fußball-Steinzeit das Gesicht, als sei die Milch im Cappuccino geronnen.

"Die Bedeutung ist schon auch hoch", sagt Löw vor dem Spiel am Freitag, indem er ausgerechnet auf seine beiden verletzten wahlitalienischen Mittelstürmer Miroslav Klose (Lazio Rom) und Mario Gomez (AC Florenz) verzichten muss und entweder den Gladbacher Max Kruse oder den Münchner Mario Götze in die Spitze schickt. Die Partie ist weit wichtiger als es der Löw'sche Sprachbaustein "schon auch" vermuten lässt. Denn morgen geht es im Hinblick auf die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr um die Extraportion Selbstvertrauen..

Der Bundestrainer bezeichnet die Italiener lieber als "absoluten Wunschgegner" für einen spätherbstlichen Härtetest denn als "Angstgegner". "Wir wollten im November Testspiele, in denen wir noch was lernen können. Da gibt es keinen besseren Gegner als die Italiener", sagt er. Doch die Azzurri sind — zumindest historisch betrachtet — ein Bilderbuch-Angstgegner. Das WM-Halbfinale 1970 in Mexiko, das EM-Endspiel 1982 in Madrid, das WM-Halbfinale 2006 in Dortmund und eben die Niederlage durch die beiden schmerzlichen Balotelli-Tore 2012 markieren eine lange Strecke von schmerzlichen Niederlagen.

(beils)
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