Analyse zur Auslosung der WM-Qualifikation Freifahrtschein für den Weltmeister

Düsseldorf/Petersburg · Deutschland spielt in der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland gegen Tschechien, Norwegen, Nordirland, Aserbaidschan und San Marino. Der DFB-Teammanager Oliver Bierhoff findet: "Die Gruppe ist mittelschwer einzuschätzen."

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Foto: afp, rc/tlr

Früher war der amtierende Weltmeister in Anerkennung seiner großen Leistung automatisch für das nächste Turnier qualifiziert. Irgendeine höhere Fußball-Schicksalsmacht mag sich an diesen guten Brauch erinnert haben. Sie bescherte Weltmeister Deutschland bei der Auslosung in St. Petersburg jedenfalls eine Qualifikationsgruppe für die Endrunde 2018, die zumindest keine übertriebenen Brocken bereithält. Tschechien, Norwegen, Nordirland sowie die Weltmächte Aserbaidschan und San Marino sind die Gegner der DFB-Auswahl. Deren Manager Oliver Bierhoff sprach vergnügt von einer Gruppe, die "mittelschwer einzuschätzen" sei. Er hätte sich auch über einen Freifahrtschein nach Russland freuen können. Aber das gehört sich nicht. Vor allem deshalb nicht, weil er die Ziehung selbst vorgenommen hatte.

Die Zeremonie in St. Petersburg lieferte den Beweis, dass es auch schwierigere Wege nach Russland geben kann. Spanien muss sich zum Beispiel mit Italien auseinandersetzen, die Franzosen treffen auf die Niederländer. Nur die neun Gruppenersten qualifizieren sich automatisch, die acht besten Zweiten spielen in einer Play-off-Runde vier weitere Plätze aus.

Bundestrainer Joachim Löw, der sich die Reise nach Russland erspart hatte, will sich noch nicht mit den Gegnern befassen. Das ist verständlich, denn die Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 geht gerade in die entscheidende Phase. Seine Auswahl tritt im Herbst gegen Schottland, in Irland, gegen Polen und Georgien an. Nach einem ziemlich holprigen Start kann und wird der Weltmeister die Teilnahme am Turnier in Frankreich klarmachen. Davon ist er natürlich selbst überzeugt, das Quartier für den nächsten Sommer ist längst in Évian gebucht. In diesem Wettbewerb reicht Platz zwei in der Gruppe.

Der vermeintlich schwerste Gegner in der WM-Qualifikation ist Tschechien. Das Team zehrt vom Ruhm vergangener Tage, es ist schon lange nicht mehr erste Liga in Europa. Bei der WM in Brasilien war es nicht dabei. In der EM-Qualifikation gab es ordentliche Vorstellungen, aber keine, die Löws Mannschaft in Angst versetzen könnten.

Nordirland hat sich inzwischen auf Platz 37 der Weltrangliste gearbeitet. Es lebt von klassischen britischen Tugenden, Kampfgeist und Einsatz. Damit machte die DFB-Auswahl in den vergangenen Monaten Bekanntschaft, als sie sich gegen Schottland und Irland sehr schwer tat. Allerdings nur, weil sie nach dem Triumph von Rio keine richtige Wettkampfeinstellung fand.

Norwegen kann ebenso ein unbequemer Gegner sein. Mehr freilich nicht. Deutschland spielt in einer ganz anderen Liga. Erst recht im Vergleich mit den beiden Fußballzwergen Aserbaidschan und San Marino. In Aserbaidschan gab Trainer Berti Vogts entnervt auf, weil ihm die Spieler zu wenig leistungsorientiert waren. San Marino ist froh, wenn es die Niederlage im erträglichen Bereich halten kann. 2006 gewann Löws Mannschaft mit 13:0.

Jede Gruppe, urteilte Bierhoff, habe ihre "Reize und Gefahren". Die einzige Gefahr bei dieser Gruppe besteht darin, dass sie noch leichter genommen wird, als sie schon ist.

(RP)
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