Generalprobe für das DFB-Team Bedingt bereit für die WM

Eppan · Nach einem Trainingslager fast ohne störende Zwischenfälle spielt die DFB-Auswahl ihren letzten Test gegen Saudi-Arabien. Lediglich die Pfiffe gegen Mesut Özil und Ilkay Gündogan trübten die Stimmung im DFB-Lager.

 Bundestrainer Joachim Löw im Kreis der Spieler beim DFB-Trainingslager in Eppan.

Bundestrainer Joachim Löw im Kreis der Spieler beim DFB-Trainingslager in Eppan.

Foto: dpa/Christian Charisius

Wahrscheinlich muss der Nation nun angst und bange werden. Denn diesmal brachte die DFB-Auswahl eine WM-Vorbereitung beinahe ohne störende Zwischenfälle hinter sich. Im Südtiroler Eppan wurde trainiert, ohne dass eine Stammkraft mit erheblichen Verletzungen auf der Strecke geblieben wäre. Torwart Manuel Neuer springt wieder durchs grüne Gras, als habe es die achtmonatige Pause wegen seines Bruchs im linken Mittelfuß nie gegeben. Jerome Boateng wuchtete seinen eindrucksvollen Körpern Anfang der Woche wieder ins Mannschaftstraining. Und Teammanager Oliver Bierhoff durfte vor der Abreise zum letzten Testspiel vor der WM gegen Saudi-Arabien (Freitag, 19.30 Uhr in Leverkusen) sehr zufrieden feststellen: „Meine Bilanz fällt positiv aus. Alle sind traurig, dass wir jetzt abreisen müssen. Es gibt einen guten Zusammenhalt. Aber bei aller guten Atmosphäre: Jeder ist bereit und konzentriert.“

Nur das Theater um Özil und Gündogan stört

Beeinträchtigt wird die gute Laune im Team allenfalls durch das Theater um die türkischstämmigen Nationalspieler Ilkay Gündogan und Mesut Özil, die sich in ihrer Wahlheimat London zu einem hoch umstrittenen PR-Termin mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hinreißen ließen. Mehr noch als der Werbetermin im Wahlkampf des Politikers bewegte die Öffentlichkeitsarbeit der beiden Spieler die Nation. Aufgebrachte Fans forderten, die Mittelfeldspieler aus dem WM-Aufgebot zu streichen. Beim Test in Österreich (1:2) bedachten Teile des Publikums Özil und Gündogan mit Pfiffen. „Das tut weh“, sagte Gündogan. Özil sagte gar nichts. Dem Medientag des Verbands in Eppan blieb er demonstrativ fern. Bierhoff will die Diskussion am liebsten beenden. „Jetzt ist es aber mal gut“, sagte er. Aber er weiß natürlich, „dass wir das Thema mitnehmen“. Wohl auch nach Leverkusen.

Özil fehlt in diesem letzten Freundschaftsspiel vor der Abreise nach Russland. Nach überstandenen Problemen mit seinem häufig lädierten Rücken plagen ihn Schmerzen am Knie. In der Begegnung mit Österreich hat er sich eine Prellung zugezogen. Das könnte gerade noch rechtzeitig einen Grund dafür liefern, ihn im Spiel gegen die Saudis aus der Schusslinie zu nehmen. Bierhoff betonte, dass „Özils Verletzung für die WM kein Thema“ werde. Der Umkehrschluss: Für das Spiel in der BayArena ist die Verletzung auf jeden Fall ein Thema.

Bierhoff bittet darum, auf Pfiffe zu verzichten

Der Verzicht auf den zentralen offensiven Mittelfeldspieler ist ein taktisches Mittel im Sinn der guten Atmosphäre. Schließlich strebt der DFB ein eher harmonisches Ende der Vorbereitung an. „Wir wollen einen guten Abschluss“, erklärte Bierhoff. Pfeifkonzerte würden da stören. Dass die ausdrückliche Bitte des DFB, Pfiffe zu unterlassen, nicht unbedingt das gewünschte Ergebnis haben werden, ist dem Manager selbstverständlich klar.

Entschieden lieber als mit der Affäre Erdogan befasst Bierhoff sich mit sportlichen Ausblicken auf diesen letzten Test vor dem WM.Auftaktspiel gegen Mexiko (Sonntag in einer Woche). Das Spiel sei „auch wichtig“, „schon auch wichtig“, hätte Bundestrainer Joachim Löw gesagt. Es gehe nicht nur um ein positives Resultat, von dem gegen einen der Riesenzwerge im Weltfußball eigentlich ausgegangen werden darf, sondern auch darum, „dass gewisse Dinge umgesetzt werden, die mit der Mannschaft besprochen worden sind“. Unter anderem wolle das Trainerteam sehen, dass sein Team mit großer Konzentration in die Begegnung geht - anders also als über weite Strecken gegen Österreich.

Dann sollte das Spiel auch mit einem Erfolgserlebnis enden - ganz so, wie das bei der Auswahl des Gegners geplant war. Nicht mal Bierhoff wollte behaupten, „dass es ein Topgegner ist“.

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