"Sollen sich zu ihrem Land bekennen" De Maiziere: DFB-Stars sollen die Hymne singen

Düsseldorf · Bundesinnenminister Thomas de Maiziere wünscht sich von den deutschen Fußball-Nationalspielern künftig mehr Gesangseifer bei der Nationalhymne. Es störe ihn "schon ein bisschen", dass nicht alle Nationalspieler die deutsche Hymne vor Länderspielen mitsingen würden, sagte der CDU-Politiker weniger als zwei Wochen vor Beginn der WM-Endrunde in Brasilien in einem Interview mit der Bild am Sonntag: "Die Spieler treten für Deutschland an. "Ich würde mich freuen, wenn sie sich mit der Hymne zu ihrem Land bekennen."

 Will die Nationalspieler singen hören: Innenminister Thomas de Maiziere.

Will die Nationalspieler singen hören: Innenminister Thomas de Maiziere.

Foto: afp, jd/bb

Der für den Sport zuständige Minister vermag die Zurückhaltung jedoch auch nachzuvollziehen. Er könne die Spieler auch verstehen, "wenn sie vor dem Anpfiff gedanklich schon beim Spiel sind".

Die Intonierung der Hymne durch die Auswahlspieler des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist nicht zum ersten Mal Thema öffentlicher Erörterungen. Die letzte größere Debatte hatte nach der EM-Endrunde 2012 der frühere DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder mit der Forderung nach einer Pflicht für Nationalspieler zum Mitsingen der Hymne ausgelöst.

Sportlich schätzt de Maiziere die WM-Aussichten der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw gut ein. "Meine Erwartungshaltung heißt Halbfinale. Danach hängt es von Glück und Konstellation ab", sagte er und bezifferte die Chancen auf den vierten Titelgewinn für Deutschland auf "50 Prozent".

Bei der WM erwartet de Maiziere trotz der seit Wochen anhaltenden Proteste, Unruhen und Krawalle in mehreren Städten einen friedlichen Turnierverlauf. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Brasilianer es hinbekommen, und fest überzeugt: Wenn das erste Spiel losgeht, wird diese fußballbegeisterte Nation alles dafür tun, sich als gute Gastgeber zu präsentieren", sagte das Kabinettsmitglied.

Seinen Optimismus begründete de Maiziere mit vergleichbaren Erfahrungen bei der WM-Endrunde 2010: "Vor vier Jahren in Südafrika gab es ähnliche Debatten - und am Ende gar keine Vorfälle."

De Maiziere hat sich derweil zur Bekämpfung der wieder gewachsenen Gewalt im deutschen Fußball für noch konsequentere Kontrollen aktenkundiger Krawallmacher und eine Intensivierung der Fan-Arbeit ausgesprochen. "Meldeauflagen für die bekannten besonders gewaltgeneigten Fans rund um den Spieltag sind ein wirksames Mittel", sagte de Maiziere in einem Interview mit der "Bild am Sontag" und forderte noch mehr Engagement auf Klubebene: "Insgesamt würde ich mir ein noch stärkeres Engagement mancher Vereine wünschen."

Der CDU-Politiker begründete seine Vorschläge mit alarmierenden Zahlen zur Fan-Gewalt aus der ausklingenden Saison. Laut de Maiziere bedeuten 817 Gewaltdelikte unter den insgesamt 2858 Straftaten im Saisonverlauf den höchsten Stand seit fünf Jahren, 363 verletzte Personen im Fußball-Reiseverkehr einen Anstieg um 34 Prozent gegenüber 2013 und 158 verletzte Polizisten eine Verdopplung des Vorjahreswertes. In 62 Fällen seien Polizisten durch die Detonation von Pyrotechnik oder pure Gewalteinwirkung verletzt worden.

Im Gegensatz zu anderen Fußball-Hochburgen auf dem Globus, analysierte de Maiziere die statistischen Erkenntnisse, beschäftige das Problem der Gewalt rund um die Stadion "uns in Deutschland, Italien, den Niederlanden, Großbritannien. Für einige ist Gewaltausübung ein Wert an sich. Es gibt Menschen, die glauben, in ihrem Alltag nicht genug Bedeutung zu haben und Anerkennung zu bekommen - das kompensieren sie mit Gewaltausübung."

(sid)
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