Talentförderung beim DFB Schäfer nimmt Bierhoff nach dem WM-Aus in die Pflicht

Mönchengladbach · Der frühere Bundesligaprofi und heutige Trainer-Globetrotter Winfried Schäfer hat nach der erneut verkorksten WM eine Idee, wie der DFB wieder mehr Talente für das Nationalteam finden kann.

 Winfried Schäfer nimmt Oliver Bierhoff in die Pflicht.

Winfried Schäfer nimmt Oliver Bierhoff in die Pflicht.

Foto: imago images/Amirhossein Kheirkhah/Amirhossein Kheirkhah, via www.imago-images.de

Winfried Schäfer hat die Sätze nicht vergessen, die Rio Ferdinand, der frühere englische Top-Stürmer, 2014 nach Deutschlands WM-Triumph in Brasilien sagte. „Er hat unsere Nachwuchsarbeit in höchsten Worten gelobt, er sah unglaubliche viele Talente bei uns“, erinnert sich Ex-Profi und Trainer-Globetrotter Schäfer. „Leider ist da heute ganz anders, wir bilden viel zu wenig Talente aus, die auf Weltniveau mithalten können, das hat die WM in Katar gezeigt“, sagt Schäfer im Gespräch mit unserer Redaktion.

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Er sieht Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff in der Pflicht nach der erneut verkorksten WM. „Er ist ja nicht der Teammanager, sondern der Manager der Nationalmannschaft. Ich habe es immer so verstanden, dass man sich um den Fußball kümmert – und das schließt vor allem die Nachwuchsarbeit ein“, sagt Schäfer. „Bierhoff muss mit den Klubs eng zusammenarbeiten und dafür sorgen, dass im deutschen Fußball wieder mehr Talente ausgebildet werden. Die Arbeit muss von den Klubs geleistet werden, aber die Verantwortung liegt klar beim DFB“.

In der Bundesliga hat Schäfer ein Problem ausgemacht. „In vielen Klubs sind die Schlüsselpositionen mit ausländischen Spielern besetzt. Wir sind, zum Beispiel für die Franzosen, zur Ausbildungsliga geworden. Viele Talente aus Frankreich sammeln in der Bundesliga wichtige Erfahrungen und reifen hier zu Topspielern heran. Unsere Talente kommen nicht zum Zug“, moniert Schäfer.

Dass der Zwang zum Erfolg ein Motor dieser Entwicklung ist, weiß Schäfer. Dennoch würde er gern „mehr Local Player“ sehen in der Bundesliga, deutsche Talente, „nur dann können wir uns erholen“. Englands Nationalteam sei erstarkt, weil wieder mehr englische Spieler in der Premier League spielen und damit „auf Topniveau wettbewerbsfähig werden“.

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Dass es ein Prozess über Jahre ist, bis Talente gefunden, entwickelt und wettbewerbsfähig sind, „ist klar“. Doch hat Schäfer eine Idee, den Prozess zu beschleunigen: „In der neuen DFB-Akademie in Frankfurt könnte man die Toptalente regelmäßig zusammenziehen und in Elitetrainings gemäß ihren besonderen Talenten fördern. Und man muss die Kommunikation zwischen den Jugendtrainer und dem DFB-Trainerteam intensivieren. Da muss offen und deutlich miteinander gesprochen werden“, sagt Schäfer. So können auch wieder Spezialisten ausgebildet werden, zum Beispiele Mittelstürmer und Verteidiger.

„Diese Trainings werden über die Nachwuchs-Nationalmannschaften hinaus angeboten und könnten jahrgangsübergreifend sein. Die Vereine schlagen Talente vor, der DFB wählt dann aus, es muss für die Spieler eine Auszeichnung sein, an diesen Elitetrainings teilzunehmen und im besten Fall lädt man auch immer wieder ausgewöhnte Jugend Coaches dazu ein, um noch besser zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten.“, sagt Schäfer.

Mit Blick auf die EM 2024 im eigenen Land sieht Schäfer keinen Handlungsbedarf auf der Trainerposition. „Hansi Flick ist der richtige Mann. Er hat viele Probleme übernommen, wie die fehlenden Spezialisten. Der DFB hat über Jahre zu sehr das spanische Tiki-Taka als Maßstab genommen und hat Spieler dafür ausgebildet. Er hat dabei Entwicklungen im Weltfußball übersehen, keinen eigenen Stil entwickelt und vieles vernachlässig, was unseren Fußball auszeichnete. Da müssen wir jetzt aufholen“, moniert Schäfer.

„Aber es gibt Spieler mit Potenzial. Flick muss den Umbruch hinkriegen und auf die jungen Spieler setzen, die jetzt in Katar dabei waren. Wie Joachim Löw 2010, als viele junge Spieler, die 2014 das Korsett des Weltmeister-Teams bildeten, schon dabei waren und wichtige Erfahrungen sammelten. Und diese jungen Spieler müssen nun besonders gefördert werden“, sagt Schäfer.

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