Kommentar zur Nationalmannschaft Das Dilemma von Jogi Löw

München · Die Fußball-Nationalmannschaft hat einen weiteren Schritt zur Weltmeisterschaft in Brasilien getan. Und ihr Trainer Joachim Löw hat sicher Recht mit der Feststellung: "Wenn wir unsere Dinge erledigen, werden wir den Gruppensieg erreichen." Es zweifelt niemand mehr daran. Sollte die DFB-Auswahl auf den Färöern und gegen Irland im Oktober gewinnen, kann sie nicht mehr von Platz eins verdrängt werden. Die Pflicht wäre damit erledigt. Mehr aber zunächst mal nicht.

Diese Nationalmannschaft hat viel höhere Ziele. Nicht wenige erwarten bei Löws viertem großen Turnier den Titel. Und sie ignorieren dabei höchst bereitwillig, dass es nach einem großen Wort des nicht minder großen Otto Rehhagel im Fußball immer schwieriger wird, wenn ein Gegner auf dem Platz steht. Die Nationen, die Löws Team den WM-Triumph streitig machen wollen, sind von einem anderen Kaliber als Österreich, Irland oder Schweden.

Hochintensives Teamspiel erfordert Konzentrationsfähigkeit und individuelles Können. Und genau da können sich die entscheidenden Probleme auftun. Rund neun Monate vor der WM hat Löw nur einen Außenverteidiger von internationaler Klasse, Philipp Lahm. Links ist zwar auf das läuferische Vermögen von Marcell Schmelzer Verlass, nicht aber auf dessen fußballerische Klasse. Hinter Schmelzer kommt lange nichts, allenfalls Durchschnitt. Löw wird sich nicht darauf verlassen können, das höchste Intensität und Kompaktheit, oder wie die Modewörter alle heißen, solche Schwächen ausgleichen. Aber er muss sich darauf verlassen. Das ist sein Dilemma.

(RP)
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