Stadion Symbol für Korruption und Misswirtschaft In diesem Ufo steigt das Eröffnungsspiel

Das schmucke Krestowski-Stadion von St. Petersburg sollte zum Vorzeige-Objekt werden, doch nach etlichen Skandalen ist es ein Symbol für Korruption und Misswirtschaft.

FIFA-Konföderationen-Pokal: Das Ufo-Stadion in St. Petersburg
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Das Ufo-Stadion in St. Petersburg

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Foto: afp

Zenit-Fan Wladimir Putin übernahm zuletzt persönlich die Kontrolle über die Baustelle, doch da war schon genug Unheil angerichtet. Baustopps, explodierende Kosten, Ärger um ausgebeutete Arbeiter aus Nordkorea: Das sündhaft teure Krestowski-Stadion in St. Petersburg ist vor dem Confed Cup in Russland zum Symbol für Korruption und Misswirtschaft geworden.

Die baulichen Probleme blieben bis zum Schluss. Noch kurz vor dem ersten Anstoß am Samstag zwischen Russland und Neuseeland (17 Uhr/ARD) wurde gehämmert und gebohrt. Die ganze Welt soll sehen, zu welchen architektonischen Meisterleistungen Russland fähig ist. Da ist es offenbar auch egal, dass die Kosten völlig aus dem Ruder liefen.

716 Millionen Euro teures Stadion

"Ja, das Stadion ist mit 46 Milliarden Rubel (716 Mio. Euro, Anm. d.R.) teuer", gestand Russlands Vize-Premierminister Witali Mutko im Gespräch mit "Spiegel Online". Ausländische Schätzungen gehen sogar von Baukosten in Höhe von umgerechnet knapp einer Milliarde Euro aus. "Am Stadion wurde seit 2007 gebaut, das ist eine lange Zeit", meinte Mutko und warb um Verständnis.

Zunächst sollte die Arena auf der Krestowski-Halbinsel nur ein regionaler Standort werden, doch als das Riesenreich 2010 den WM-Zuschlag erhielt, reifte der Plan vom Stadion-Ufo. Putin, Sohn der Stadt und früherer Vize-Bürgermeister, wollte ein Vorzeige-Projekt, das die Welt schon beim Confed Cup staunen lassen sollte. Dort — und nicht in Moskau — findet auch am 2. Juli das Endspiel statt.

Immer wieder kam es in der 68.000 Zuschauer fassenden Arena an der Newa zu Baustopps, auch deshalb, weil Gelder veruntreut wurden. Im vergangenen Jahr schickten die Verantwortlichen plötzlich den Generalunternehmer in die Wüste, das Unternehmen Metrostroj übernahm die Arbeiten am Prestige-Projekt der Zarenstadt. Beide Seiten haben sich mittlerweile gegenseitig verklagt.

Große Sorgen bereitete bis zuletzt der Rasen, der eigentlich wie in der Schalke-Arena für ein Sonnenbad aus dem Stadion hinausgefahren werden sollte. Doch die Fläche außerhalb der Arena ist seit geraumer Zeit durch Dutzende von Baucontainern für Medienfirmen besetzt. "Ein Fehler der Konstrukteure", sagte Vize-Bürgermeister Igor Albin der Deutschen Welle.

Unwürdige Bedingungen für Arbeiter

Ärger gab es auch wegen der Bauarbeiter aus Nordkorea, die unter unwürdigen Bedingungen auf der Baustelle schufteten. Die mehr als 100 Asiaten lebten wie Sklaven in Containerlagern, wurden fast rund um die Uhr überwacht und hatten kaum Kontakt mit anderen. Sie sehen nur einen geringen Teil ihrer Löhne, 90 Prozent gingen direkt an das Regime in der Heimat.

Mutko wies die Vorwürfe bezüglich moderner Sklavenhalterei rigoros zurück. "Wir sind nicht dafür zuständig, welches Personal die Subunternehmer einsetzen", sagte der 58-Jährige: "Die Arbeitsbedingungen sind bei uns strikt geregelt, vielleicht sogar strenger als in vielen anderen Ländern."

Die Menschenrechts-Organisation Human Rights Watch (HRW) hatte in dieser Woche generell die Bedingungen auf den Baustellen von Russlands WM-Stadien kritisiert. Konkret sei den Arbeitern kein Lohn gezahlt worden und wenn doch, dann verspätet. Außerdem seien ihnen bei eisigen Minustemperaturen Pausen zum Aufwärmen untersagt worden. Mindestens 17 Arbeiter sollen auf WM-Baustellen ums Leben gekommen sein.

Dass die Arena in der nördlichsten Millionenstadt der Welt, Heimstätte des Top-Klubs Zenit St. Petersburg, am Ende eines der teuersten Stadien der Welt geworden ist, wird Putin nicht sonderlich stören. Schon zu den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi ließ der Staatschef im gigantischen Stil bauen und lieferte mit Investitionen in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar das bislang teuerste Olympiaprojekt ab.

(sid)
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