Uruguay - Frankreich 0:0 Zehn "Urus" nerven Franzosen

Kapstadt (RPO). Tristesse statt Aufbruchstimmung: Mit einem müden Unentschieden ist Vize-Weltmeister Frankreich zum Auftakt der Fußball-WM 2010 in Südafrika wieder ein Stück tiefer in die Krise gerutscht. Die erschreckend einfallslose Equipe Tricolore erreichte mit einem nur vor der Pause guten Franck Ribery lediglich ein 0:0 gegen Uruguay, das in der Schlussphase den erst 19 Minuten zuvor eingewechselten Nicolas Lodeiro durch einen Platzverweis verlor (82.).

WM 2010: Uruguay - Frankreich
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In der Gruppe A hatten zuvor Gastgeber Südafrika und Mexiko im WM-Eröffnungsspiel ebenfalls nur remis gespielt (1:1).

Vor 64.100 Zuschauern im Green Point Stadium von Kapstadt blieben die Franzosen in ihrem dritten WM-Auftaktspiel in Folge ohne Sieg - 2002 waren sie in der Vorrunde ausgeschieden, 2006 unterlagen sie im Endspiel Italien nach Elfmeterschießen.

Der Weltmeister von 1998 beginnt damit am zweiten Spieltag nun ebenso bei null wie die Konkurrenz in der Gruppe A: Die Franzosen treffen am Donnerstag in Polokwane auf Mexiko, am Tag zuvor spielt Gastgeber Südafrika in Pretoria gegen Uruguay.

Die Franzosen hatten sich von der Unruhe in ihrem Umfeld zunächst unbeeindruckt gezeigt. Les Bleus zeigten wesentlich mehr Offensivgeist, zwangsläufig resultierte daraus die erste gute Chance des Spiels. Der anfänglich auffällige Ribery, der vom umstrittenen Nationaltrainer Raymond Domenech auf seiner Lieblingsposition auf der linken Seite aufgeboten wurde, schickte eine scharfe Hereingabe in die Mitte. Sidney Govou von Olympique Lyon verwertete den Ball aus kurzer Distanz aber nicht (8.). Ribery baute nach der Pause immer mehr ab.

Domenech hatte bei der Besetzung seiner Startelf für eine Überraschung gesorgt: Florent Malouda vom englischen Doublegewinner FC Chelsea saß nur auf der Bank, stattdessen erhielt Abou Diaby vom FC Arsenal eine Chance von Beginn an. Auch Thierry Henry, offiziell nie als Kapitän abgesetzt, musste wie in den vergangenen Testspielen zunächst mit der Rolle des Ersatzspielers vorlieb nehmen - er kam erst in der 72. Minute. Die Binde des Mannschaftsführers trug Patrice Evra von Manchester United.

Auch der zweimalige Weltmeister Uruguay hatte seine Chancen. Angreifer Diego Forlan sorgte mit einem wuchtigen Schuss erstmals für Gefahr für das von Hugo Lloris gehütete Tor der Franzosen (16.). Die Equipe Tricolore konterte durch Yoann Gourcuff. Dessen geschickt platzierten Freistoß vom linken Flügel boxte Uruguays Schlussmann Fernando Muslera jedoch gerade noch aus dem Winkel (18.). Danach verflachte die Begegnung allerdings zusehends.

Aus dem Spiel heraus brachten beide Manschaften, die sich bereits vor acht Jahren in der WM-Vorrunde 0:0 getrennt hatten, nur noch wenig zustande. Die Begegnung verlor immer mehr an Tempo. Frankreich kam durch Nicolas Anelka, der später durch Henry ersetzt wurde, zumindest noch zweimal in Tornähe (28./43.). Uruguay, das nur eines seiner letzten 16 Spiele bei WM-Runden gewonnen hatte, konnte nur wenig entgegensetzen - auch nicht in der zweiten Halbzeit.

Nach dem Seitenwechsel fiel beiden Mannschaften erschreckend wenig ein, um für Gefahr vor dem gegnerischen Tor zu sorgen. Das einzige Stilmittel blieben über weite Strecken Fernschüsse, die ihr Ziel jedoch meist verfehlten. Gleiches galt für den Schuss aus 15 Metern in aussichtsreicher Position von Forlan (72.). Nach Gelb-Rot für Lodeiro packten die Franzosen noch einmal die Brechstange aus - doch der Favorit wirkte genervt und blieb ohne Erfolg.

Beste Spieler waren bezeichnenderweise Tore-Verhinderer: Bei Uruguay überzeugten Torwart Fernando Muslera und Abwehrspieler Diego Godin, bei Frankreich gefielen die beiden Defensivspieler William Gallas und Evra.

Statistik

Uruguay: Muslera - Victorino, Lugano, Godin - Maximiliano Pereira, Perez (88. Eguren), Arevalo Rios, Gonzalez (63. Lodeiro), Alvaro Pereira - Forlan, Suarez (74. Abreu). - Trainer: Tabarez

Frankreich: Lloris - Sagna, Gallas, Abidal, Evra - Gourcuff (75. Malouda), Toulalan, Diaby - Govou (85. Gignac), Ribery - Anelka (72. Henry). - Trainer: Domenech

Schiedsrichter: Yuichi Nishimura (Japan)

Tore: Fehlanzeige

Zuschauer in Kapstadt: 64.100

Beste Spieler: Muslera, Godin - Gallas, Evra

Rote Karten: keine

Gelb-Rote Karten: Lodeiro (Uruguay) wegen wiederholten Foulspiels (81.)

Gelbe Karte: Victorino, Lugano - Evra, Ribery, Toulalan

Stimme:

Trainer Raymond Domenech (Frankreich): "Natürlich ist es frustrierend, wenn man ständig Druck macht, ständig Druck macht, und der Ball geht nicht rein. Zugleich mussten wir aufpassen, dass wir keinen Konter bekommen. Das Niveau ist enttäuschend gewesen, auch wenn es am Ende spannend war."

(SID/chk)
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