"Kein Spiel auf Leben und Tod" WM-Quali: Spaniens Angst vor dem "Endspiel"

Paris/Köln · Frankreich gegen Welt- und Europameister Spanien ist mehr als nur ein Prestigeduell. Die Iberer sind nach den jüngste Erebnissen verunsichert und müssen sogar um das Direkt-Ticket für die WM in Brasilien zittern.

WM-Quali 2014, 5. Spieltag: Statistik
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Die Anwesenheit des spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy auf der Tribüne des Stadions in Saint-Denis im Norden von Paris lässt auf den Ernst der Lage schließen. Denn die Furcht vor Frankreich ist beim Welt- und Europameister noch größer, seit sich Spanien am Freitag einen unplanmäßigen Ausrutscher in der WM-Qualifikation gegen Finnland (1:1) leistete. Die WM 2014 in Brasilien ohne den Titelverteidiger? Eine Vorstellung, die bei iberischen Fans und Medien derzeit für Panikstimmung sorgt.

Kein Wunder also, dass ganz Spanien dem "Endspiel" am Dienstagabend entgegenfiebert. Nicht einmal vor dem Viertelfinale der EM im vergangenen Jahr in Donezk (2:0) war die Nervosität bei der weltbesten Nationalmannschaft annähernd groß. Denn Frankreich führt die Qualifikationsgruppe I mit zwei Punkten Vorsprung auf Spanien an. Aber nur der Erste sichert sich das Direkt-Ticket, und die Peinlichkeit der Play-offs will sich die Seleccion ersparen.

Weiterhin hungrig auf Titel

"Wir halten unser Schicksal weiter in den eigenen Händen", appellierte Nationalcoach Vicente del Bosque und erinnert seine Spieler permanent an ihre Qualitäten. "Sobald wir nicht gewinnen, scheint es, als würden wir untergehen. In Paris, das ist kein Spiel auf Leben und Tod. Wenn wir in Frankreich nicht gewinnen, wäre das sicherlich ein harter Schlag, aber wir hätten ja noch die Chance der Relegation", meinte Defensivstratege Pique.

Immerhin seit 49 Spielen ist Spanien in der WM-Qualifikation ungeschlagen, in Pflichtspielen bereits 24-mal (zuletzt 0:1 gegen die Schweiz bei der WM 2010). Eigentlich Gründe genug, um in Paris mit breiter Brust aufzulaufen - wenn da nicht das 1:1 im Hinspiel zu Hause gegen die Franzosen und jenes Remis gegen die Nobodies aus Finnland gewesen wäre.

"Es gibt keinen Grund am Nationalteam zu zweifeln. Es ist weiter hungrig auf Titel", sagte Santi Cazorla vom FC Arsenal vor dem Auftritt in der Grande Nation, wo in den vergangenen 45 Jahren nur ein Sieg im Freundschaftsspiel am 3. März 2010 (2:0) gelang. In Spanien greift man derzeit nach jedem Strohhalm. Die großen Sportzeitungen erinnern an die großen Triumphe spanischer Sportler in Paris wie zum Beispiel des Tennisspielers Rafael Nadal bei den French Open oder dem Champions-League-Sieg des FC Barcelona 2006.

Hoffnungen ruhen auf Villa

Del Bosque brütet derweil über die richtige Formation mit einer effizienteren Offensive. Noch nicht klar ist, ob sowohl Barcelonas Routinier Xavi als auch Xabi Alonso von Real Madrid auflaufen und das Mittelfeld stabilisieren werden. Die Hoffnungen im Angriff ruhen natürlich auf David Villa (52 Tore in 86 Länderspielen) vom FC Barcelona.

In Frankreich hingegen hadern die Fans derzeit mit ihrem Torjäger. Karim Benzema wartet im Trikot der Equipe Tricolore seit elf Spielen oder exakt 929 Minuten auf einen Treffer und musste sich beim 3:1 am vergangenen Freitag gegen Georgien ein gellendes Pfeifkonzert der eigenen Fans über sich ergehen lassen. Vermutlich wird ihm Nationaltrainer Didier Deschamps dennoch eine weitere Chance geben. Die Diskussion um den Spanien-Legionär von Real Madrid heizte zu allem Überfluss auch noch Ex-Nationaltrainer Raymond Domenech an: "Benzema ist für Frankreich nutzlos."

Mittelfeldspieler Blaise Matuidi konterte: "Stürmer brauchen Selbstvertrauen und keine Pfiffe." Franck Ribery von Rekordmeister Bayern München macht sich keine Sorgen um seinen Teamkollegen: "Karim durchlebt eine schwierige Phase, aber er arbeitet hart. Wir müssen ihm nur etwas Zeit geben."

Ohnehin sieht Deschamps den Schwerpunkt gegen Spanien auf der Defensive. "Spanien wird uns zwingen, zu verteidigen, obwohl wir das nicht wollen. Was wir wollen: Uns für die WM qualifizieren. Und der beste Weg dorthin ist der erste Platz in der Gruppe. Aber auch ein Unentschieden wäre noch ein gutes Ergebnis", sagte Deschamps, Kapitän von Les Bleus beim WM-Triumph 1998.

(sid/can)
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