Treten die Superstars jetzt zurück? Zukunft von Ronaldo und Messi ungewiss

Es war Lionel Messis und Cristiano Ronaldos vierter Versuch, den WM-Pokal zu gewinnen. Schon wieder hat es für die beiden Superstars nicht geklappt. Beide werden sich nun viele Gedanken um ihre Zukunft im Nationalteam machen.

Cristiano Ronaldo lächelte schon wieder, vor allem lächelte er nach dem Ende seines vielleicht letzten WM-Traums vieles weg. Seinen Frust über den nächsten gescheiterten Anlauf auf den goldenen Pokal wollte sich Portugals Weltfußballer nicht ansehen lassen. Ausführlich darüber reden mochte der 33-Jährige nach dem 1:2 im Achtelfinale gegen Uruguay erst recht nicht. Aber zumindest an einem Mikrofon des Weltverbandes Fifa blieb er kurz vor dem Verlassen der Arena in Sotschi dann doch für wenige Sekunden stehen - und deutete seinen Abschied aus der Selecao an.

„Ich bin mir sicher, dass die Selecao auch in Zukunft zu den Besten der Welt gehören wird, mit großartigen Spielern und einer fantastischen, jungen Mannschaft“, sagte CR7. Portugal werde weiterhin Titel gewinnen und den Portugiesen viel Freude bereiten. Ob er nach der früh zerstörten Titel-Hoffnung dann auch noch zu dieser Mannschaft gehört, ließ der Champions-League-Sieger von Real Madrid dagegen offen. Das sei nicht der Moment, um darüber zu reden, meinte er knapp. Andere machen sich schon Sorgen. „Traum zertrümmert. Auf Wiedersehen einer Legende?“, titelte Portugals Sportzeitung „A Bola“ am Sonntag.

WM-Aus für Lionel Messi und Cristiano Ronaldo
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„Traum zertrümmert“

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Foto: dpa/Li Ga

Auch wenn Ronaldo es sich nicht ansehen lassen wollte, der Abschied von dem Turnier in Russland wird schmerzhaft für ihn gewesen sein. Er hat in seiner außergewöhnlichen Karriere praktisch alles gewonnen und das mehrfach. Aber zwischen all den Champions-League-Erfolgen, dem EM-Titel vor zwei Jahren, den Meisterschaften und Pokalsiegen, wird ihm sehr wahrscheinlich immer der eine Pokal fehlen, der seine große Karriere zur größten gemacht hätte. Russland war nach den Turnieren 2006, 2010 und 2014 Ronaldos vierter Versuch und vermutlich sein letzter. Bei der nächsten Weltmeisterschaft 2022 in Katar wäre er 37 Jahre alt.

Nationaltrainer Fernando Santos will sich eine Zukunft des Nationalteams ohne den Superstar am liebsten gar nicht vorstellen. „Wir haben viele junge Spieler in der Mannschaft und da ist es wichtig, dass der Kapitän an Bord bleibt“, sagte der 63-Jährige. „In solchen Momenten hat er bisher immer "Ja" gesagt.“ Diesmal aber könnte es anders kommen. Wie es nun mit ihm weitergeht, dürfte tatsächlich nur Ronaldo selbst wissen. Auch seine Mitspieler ließ er zunächst im Unklaren. „Ich hoffe, dass er bleibt“, sagte Mittelfeldspieler Bernardo Silva. „Aber wir werden sehen, was passiert.“

Auch sein ewiger Rivale Lionel Messi verließ mit versteinerter Miene und schnellen Schritten den Ort, an dem sein Traum von der WM-Trophäe wohl endgültig platzte. Wie es nach dem Achtelfinal-K.o. gegen Frankreich in ihm aussah, mussten seine Teamkollegen erklären. "Leo geht es natürlich schlecht, wie uns allen", berichtete Stürmer Sergio Aguero nach dem spektakulären 3:4 (1:1): "Aber ihn hat es sicher am schlimmsten von uns allen getroffen, aufgrund des ganzen Drucks, der auf ihm bei jedem Spiel für die Seleccion lastet."

An diesem Druck ist der fünfmalige Weltfußballer, der mit seinem Klub FC Barcelona sage und schreibe 34 Titel gewann, zerbrochen. Bei seiner vierten Weltmeisterschaft fehlte dem Alleinunterhalter mehr denn je jegliche Unterstützung seiner alternden Mitspieler. Kaum vorstellbar, dass Messi im Winter 2022 bei der WM in Katar mit 35 Jahren noch einen fünften Anlauf auf den Goldpokal nehmen wird.

"Es ist das Ende einer Generation", titelte das Sportblatt Ole. "Die Zeit zum Umbau ist gekommen", urteilte die Tageszeitung „Clarin“. Und „La Nacion forderte“: "Mit oder ohne Messi, eine neue Ära muss eingeläutet werden. Es gab keinen epischen Messi, sondern einen viel irdischeren."

Seinen Rücktritt wie nach der Finalniederlage bei der Copa America 2016 erklärte Messi in Kasan noch nicht, doch er hatte ihn vor der WM angedeutet. "Es wird davon abhängen, wie wir abschneiden", hatte er erklärt. In den Minuten nach dem Schlusspfiff sah alles nach dem Abschied von der Weltbühne aus. Zur Salzsäule erstarrt, die Hände in die Hüften gestemmt, verharrte Messi lange regungslos am Mittelkreis. Ein gebrochener Mann, der überhaupt nicht mitzubekommen schien, was um ihn herum passierte.

Die Albiceleste ohne Messi wollen sich auch nach dem vierten Scheitern auf der WM-Bühne und wieder keinem Tor des "besten Spielers der Welt" (Trainer Jorge Sampaoli) in einem K.o.-Spiel die meisten nicht vorstellen. "Der Einzige, auf den man nicht verzichten kann, ist Messi", sagte Mittelfeldabräumer Javier Mascherano, "alle anderen sind entbehrlich." Folgerichtig erklärten der 34-Jährig und Teamkollege Lucas Biglia ihren Rücktritt.

(dpa)
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