Deutschlands nächster Gegner Südkoreas Superstar Son droht der Militärdienst

Kasan · Südkorea hat vor dem WM-Spiel gegen Deutschland noch eine ganz kleine Chance aufs Weiterkommen. Doch die Stimmung bei den „Tigers of Asia“ ist angespannt.

 Der ehemalige Leverkusener Heung-Min Son ist Südkoreas Hoffnungsträger - aber auch der einzige.

Der ehemalige Leverkusener Heung-Min Son ist Südkoreas Hoffnungsträger - aber auch der einzige.

Foto: AFP/KHALED DESOUKI

Der Kapitän ist verletzt, der Rechtsverteidiger das Opfer einer „Hexenjagd“ und Starspieler Heung-Min Son droht der Einzug zum Militärdienst. Die Stimmung bei Deutschlands letztem Gruppengegner Südkorea ist vor dem entscheidenden WM-Spiel am Mittwoch in Kasan (16 Uhr/ZDF und Sky sowie im Live-Ticker) gegen Deutschland mehr als angespannt.

Gegen den Weltmeister geht es um die Ehre, um die minimale Chance aufs Weiterkommen und für den früheren Bundesliga-Spieler Son vielleicht sogar um seine Karriere. Das Gesetz in Südkorea besagt, dass der mindestens 21-monatige Militärdienst nur bis zum 27. Lebensjahr aufgeschoben werden kann. Am 8. Juli wird Son 26 und hat ihn bisher nicht geleistet, weil er von 2008 bis 2015 in Deutschland für den Hamburger SV und Bayer Leverkusen spielte. Und Ausnahmen gewährt die Regierung nur bei sportlichen Ausnahme-Erfolgen.

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Ob die WM Son den Militärdienst ersparen kann, ist aber offen. Vorgesehen sei die Ausnahmeregel nicht einmal beim WM-Sieg, teilte der Verband KFA mit: „Es sei denn, es gibt eine entsprechende Weisung des Präsidenten.“ Dieser, Moon Jae In, ist zumindest Son-Fan und lobte nach dem Stadion-Besuch beim 1:2 gegen Mexiko das „Weltklasse-Tor“ des Stürmers von Tottenham Hotspur. 2002 wurde der damals für Manchester United spielende Ji-Sung Park nach dem Halbfinal-Einzug bei der WM 2002 von der Pflicht befreit. Der Golfer Sang-Moon Bae wurde dagegen 2015 eingezogen, nachdem er schon 15 Profiturniere gewonnen hatte. Er musste seine Karriere unterbrechen.

Offiziell teilte der Verband mit, Sons einzige sichere Chance zur Befreiung vom Dienst seien die Asienspiele: „Sollte die südkoreanische Nationalmannschaft dann die Goldmedaille holen, wären die Spieler vom Dienst befreit.“ Son erwägt nun offenbar die Teilnahme an diesem Turnier Ende August. 2014 gewann Südkorea die Asienspiele, doch Leverkusen hatte ihm die Freigabe verweigert.

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Südkoreanische Fans leiden in der Heimat

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Foto: AFP/JUNG YEON-JE

Derweil muss sich Abwehrspieler Hyun-Soo Jang in der Heimat heftigen Mobbings der Fans erwehren. Auf der Seite des Präsidialamtes sind mehr als 300 Petitionen gegen den Verteidiger eingegangen. Sie tragen Namen wie „Vertreibt Jang und seine Familie aus Korea“. Die Zeitung „JoongAng Ilbo“ sieht in der Aktion eine regelrechte „Hexenjagd“.

Jang hatte beim 1:2 im zweiten Gruppenspiel gegen Mexiko mit einem Handspiel den Elfmeter zum 0:1 verursacht. Nach Informationen von „JoongAng Ilbo“ haben nach zahlreichen Zwischenfällen in den sozialen Medien seit WM-Beginn bereits mehrere Spieler und deren Familienmitglieder ihre Accounts gelöscht.

Südkorea beziffert Chance gegen Deutschland auf ein Prozent

Ein Sprecher des Verbandes KFA nannte die Reaktionen „zu hart“ und stellte klar, dass der Verband ihm den Rücken stärke: „Wir haben nicht vor, Jang aus dem Team zu nehmen. Jang ist der beste Verteidiger, den Korea hat.“ Ob der 26-Jährige vom FC Tokio gegen Deutschland spiele, sei Entscheidung des Trainers. Ein Sprecher des Präsidialamtes sagte: „Das ist nur ein Ausdruck der Ärgers. Jeder kann sich frei auf der Website des Präsidialamts äußern. Das hat seine guten und seine schlechten Seiten.“

Mit dem Weiterkommen rechnet derweil kaum jemand ernsthaft. Die Chance beziffern Spieler und sogar der Verband offiziell auf ein Prozent. Dieses sieht man in der Möglichkeit über Konter mit dem schnellen Son. „Deutschland wird risikoreicher spielen als in den ersten beiden Spielen, weil sie Tore brauchen“, sagte Mittelfeldspieler Se-Jong Ju: „Wenn wir solide verteidigen und gut kontern, haben wir eine Chance.“

Schwer wiegt aber die Wadenverletzung von Kapitän Ki. Er sei „das Herz der Mannschaft“ und sein Ausfall deshalb ein „schwerer Verlust“, schrieb der Verband.

(areh/dpa)
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