Sorge um Brasilien-Star Neymar bricht humpelnd das Training ab

Sotschi · Superstar Neymar hat am Dienstag das Training mit der brasilianischen Nationalmannschaft verletzungsbedingt abbrechen müssen. Jetzt zittert die ganze Nation.

 Neymar beendete das Brasilien-Training vorzeitig.

Neymar beendete das Brasilien-Training vorzeitig.

Foto: AFP/ADRIAN DENNIS

Plötzlich war Neymar das Lachen vergangen. Frustriert kickte der brasilianische Superstar den Ball übers Feld - mit dem linken Fuß. Mit dem rechten konnte er kaum noch auftreten. Mit schmerzverzerrtem Gesicht humpelte Neymar am Dienstagnachmittag im WM-Quartier der Selecao in Sotschi vom Platz, die fußballverrückte Heimat hielt den Atem an.

Der brasilianische Verband CBF bemühte sich zwar schnell, die Sorgen zu zerstreuen, bereits am Mittwoch soll der teuerste Fußballer der Welt ins Training zurückkehren. Außerdem hätten die Schmerzen nichts mit dem zu Jahresbeginn gebrochenen Mittelfuß zu tun. "Der Knöchel schmerzt", sagte Verbandssprecher Vinicius Rodrigues. Doch Zweifel bleiben. Schon beim enttäuschenden 1:1 gegen die Schweiz hatte Neymar nach einigen harten Zweikämpfen mit den Eidgenossen angeschlagen das Stadion verlassen.

"Die Gegenspieler treten, darauf müssen die Schiedsrichter mehr acht geben", hatte der 222-Millionen-Mann geklagt. Teamarzt Rodrigo Lasmar lokalisierte nach einem Pressschlag in der Schlussphase prompt: "Der Schlag war auf den Knöchel, nicht auf den Fuß. Aus ärztlicher Sicht ist er 100 Prozent spielbereit."

Daran bestehen seit Dienstag berechtigte Zweifel, immerhin spielt der Rekordweltmeister bereits am Freitag (14.00 Uhr MESZ/ZDF und Sky) seine zweite Gruppenpartie gegen Costa Rica. Lasmar sagte am Dienstag nach dem Abgang von Neymar beim Training: "Er klagt über Schmerzen im Fußgelenk, als Folge der zahlreichen Fouls, die er gegen die Schweiz erlitten hat. Da es heute für die Stammspieler nur regeneratives Training war, wurde er vorzeitig zum Physiotherapeuten geschickt."

Vor dem Spiel gegen die Schweiz hatte schon Nationaltrainer Tite gesagt: "Neymar ist noch nicht bei 100 Prozent." Wie auch? Nur drei Monate nach dem Bruch in einem sportlich vergleichsweise unbedeutenden Spiel für Paris St. Germain nahm Neymar (26) das Training wieder auf. Am 3. März wurde er in Belo Horizonte operiert. Im Test gegen Kroatien (2:0) Anfang Juni an der Anfield Road in Liverpool gab er sein Comeback - und stellte seinen Wert mit einem Traumtor sofort unter Beweis.

Wie wichtig ein vollständig gesunder Neymar für die Selecao ist, hat sich schon häufiger gezeigt, zuletzt gegen die unangenehmen Schweizer. Nach der starken Anfangsphase, in der auch Neymar vor Spielfreude sprühte, verflachte das Spiel der Brasilianer.

Neymar verlor nach einigen Attacken den Spaß. Selbst wenn der Mittelfuß in Ordnung sein sollte, für Neymars Kopf müssen die harten Zweikämpfe zum WM-Auftakt Gift gewesen sein.

Sollte Neymar ausfallen, werden in Brasilien schlimme Erinnerungen wach. Vor vier Jahren erlitt er bei der Heim-WM im Viertelfinale gegen Kolumbien eine Fraktur an der Ledenwirbelsäule. Die 1:7-Schmach gegen Deutschland erklärte sich die Nation auch durch das Fehlen ihres Heilsbringers. Jetzt wird wieder gezittert - mindestens bis zum nächsten ärztlichen Bulletin, wahrscheinlich aber auch darüber hinaus.

(areh/dpa)
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