WM-Achtelfinale Mexikaner warnen vor Neymars Schauspielkünsten

Samara · Locker wie lange nicht präsentierte sich Neymar vor dem WM-Achtelfinale gegen Mexiko. Der Offensivstar will Brasilien eine Runde weiter schießen - aber nicht mehr im Alleingang. Die Mexikaner schickten derweil einen Appell an den Schiedsrichter.

 Neymar beschwert sich im Spiel gegen Costa Rica nach einem Zweikampf.

Neymar beschwert sich im Spiel gegen Costa Rica nach einem Zweikampf.

Foto: AFP/GIUSEPPE CACACE

Lionel Messi raus, Cristiano Ronaldo raus - und was macht Neymar? Der dritte große Superstar im Weltfußball weiß natürlich, dass ihm jetzt (fast) ganz alleine die große WM-Bühne gehören könnte. Doch Brasiliens Ballzauberer hat scheinbar aus seinen Fehlern gelernt und rechtzeitig zur heißen WM-Phase seinen Ego-Trip beendet.

"Team, Freunde, Familie, oder nenne es, wie du willst, alle sind vereint und fokussiert für das eine Ziel", twitterte Neymar vor dem Achtfinale am Montag (16 Uhr MESZ/ZDF) in Samara gegen Mexiko unter ein Gruppenfoto der Selecao im Flugzeug. Neymar scheint verstanden zu haben, dass er den "Hexa", den sechsten WM-Titel für sein Land, nicht im Alleingang holen kann.

WM 2018: Neymar bekommt beim Training Besuch von Söhnchen David Lucca
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Neymar bekommt beim Training Besuch von Söhnchen David Lucca

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Foto: AFP/NELSON ALMEIDA

Auch im Training zeigte sich der 222-Millionen-Mann von Paris St. Germain längst nicht so verbissen wie zu WM-Beginn. Er spielte mit Sohn David Lucca auf dem Rasen, er scherzte und lachte - und er schlenzte aus einem unmöglichen Winkel den Ball per Außenrist ins Tor. Die neue Lockerheit scheint zu beflügeln. Neymar lasse inzwischen "seinen Egoismus außen vor", schrieb die Zeitung Estado. Vor dem erlösenden 2:0 zum Gruppenabschluss gegen Serbien war der Ausnahmekönner in den Medien noch heftig kritisiert worden.

"Wenn Neymar nicht gut spielt, dann schießen sie sich auf ihn ein. Wenn er gut spielt, dann ist er der beste Spieler der Welt", sagt Teamkollege Casemiro: "Er kann damit umgehen. Deswegen ist er Neymar, der beste Spieler in Brasilien."

Das belegen auch die Zahlen: In seinen bisherigen 88 Länderspielen war Neymar an 90 Toren direkt beteiligt (56 Treffer, 34 Vorlagen). Im WM-Duell vor vier Jahren gegen Mexiko ging er jedoch leer aus - trotz bester Chancen. Damals stellte sich ihm in Torhüter Guillermo Ochoa eine "mexikanische Mauer" in den Weg.

Der Mann mit der wilden Wuschelmähne will die Brasilianer auch diesmal zur Verzweiflung bringen. El Tri möchte nach dem gewonnenen Olympiafinale 2012 gegen Brasilien "noch einmal Geschichte schreiben", wie der Verband twitterte, und für den ersten Achtelfinal-K.o. der Selecao seit 1990 sorgen.

Die Mexikaner befürchten jedoch, dass es Neymar auch mit unlauteren Mitteln versuchen wird. Deshalb appellierten sie an Schiedsrichter Gianluca Rocchi (Italien), auf Neymars Schauspielkünste nicht hereinzufallen. "Wir wissen, dass er bei Fouls gerne übertreibt und sich gerne auf den Boden wirft", sagte Mittelfeldspieler Andres Guardado. "Das ist sein Stil, aber das müssen nicht wir unterbinden, sondern der Schiedsrichter."

WM 2018: Neymar wälzt sich theatralisch auf dem Rasen
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Neymar liefert nächste Flugshow

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Foto: AP/Thanassis Stavrakis

Frankreichs Fußball-Ikone Eric Cantona machte sich über Neymars "Fallsucht" sogar lustig. Bei Eurosport verglich Cantona den Brasilianer mit einem gelben Rollkoffer, den er auf einem Tisch zum Drehen brachte: "Du berührst ihn leicht und er dreht und dreht sich stundenlang." Dann gab er Neymar einen ironisch gemeinten Ratschlag mit auf den Weg: "Wenn du an der rechten Schulter getroffen wirst, kannst du dir nicht weinend an die linken Backe halten."

Neymar kann die Spötter nur auf dem Platz zum Schweigen bringen. Sollte er sich die Mätzchen verkneifen und für die Mannschaft spielen, wird ihm die WM-Bühne nach den Abgängen von Messi und Ronaldo ganz automatisch gehören.

(SID)
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